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Der Millennial-Guide für Gehaltsverhandlungen

Ihr seid neu in der Berufswelt und wisst noch nicht so ganz, wie der Hase läuft? Wir haben alle wichtigen Tipps für euch.

Spätestens nach dem Studium ereilt auch die Letzten die bittere Realität: Ab sofort verbringen die meisten von uns den Großteil ihrer Zeit an einem Arbeitsplatz, der ihnen weismachen will, das Arbeit einfach nur das Beste ist. Manchmal ist sie das auch wirklich – aber die Bezahlung muss dennoch stimmen. Unsere Netflix-Abos bezahlen sich schließlich nicht von selbst und man kann nie früh genug damit beginnen, ein Vermögen aufzubauen – oder es zumindest zu versuchen.

Vor allem als BerufseinsteigerIn ist man mit Gehaltsverhandlungen oft überfordert, weiß nicht, welches Gehalt angemessen ist, welche Forderungen frech sind und wie viel die eigene Arbeitszeit eigentlich wert sein darf. Durchschnittlich fordern Männer übrigens einmal im Jahr eine Gehaltserhöhung, Frauen maximal alle zwei bis drei Jahre. 

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Damit ihr für euer nächstes Gehaltsgespräch bestens gerüstet seid, haben wir die wichtigsten Tipps für euch gesammelt und mit zwei Experten gesprochen.

Recherche ist alles

Christian Richter ist Karriereberater in Düsseldorf und erklärt im Gespräch mit k.at, dass es nie schadet, wenn man vor einem Gehaltsgespräch recherchiert: “Wenn man recherchieren möchte, würde ich raten, das Umfeld anzusprechen, wie das Einstiegsgehalt in deren Unternehmen aussieht.” Man solle Arbeits- oder ehemalige StudienkollegInnen fragen und sich über das Gehalt austauschen. Ein weiterer Tipp: Erstelle einen Haushaltsplan und rechne durch, wie viel Geld du monatlich brauchst.

Auch Stephan Rathgeber von der Personalvermittlung Hays betont die Wichtigkeit der Recherche vor einer Gehaltsverhandlung: “Ich würde als Bewerber auch einfach direkt beim Unternehmen anfragen, ob es transparente Gehaltsdaten gibt. Dann hat man schon mal eine Vorstellung und kann einen fixen Punkt setzen, der nicht zu frech ist, aber trotzdem ein bisschen höher als das, was man tatsächlich haben möchte. Dann kann man sich mit dem Arbeitgeber einigen.”

Generell ist die Vorbereitung alles: “Ich bin immer erschüttert, wie wenig sich Menschen auf Gehaltsgespräche vorbereiten: Man muss sich im Vorhinein auch überlegen, welche Benefits man sich vorstellt und mit einem Gesamtpaket ins Gespräch gehen.”

Bloß keine falsche Bescheidenheit

Natürlich sollte man bei Gehaltsverhandlungen all die positiven Dinge, die man schon erreicht hat, hervorheben: “Die Abschlussnote, wenn man bei einem besonders renommierten Prof studiert hat, bei einem namhaften Unternehmen gearbeitet hat, Auslandserfahrungen oder Sprachkenntnisse. Kurz: Alles, was einem vom Rest abhebt”, erklärt Richter. Auch Leistungsargumente zählen: Ist man flexibel einsetzbar, ist man mobil, ist man lernfähig und begeistert? Gerade diese Punkte erachten Unternehmen laut Richter als sehr wichtig.

Bist du schon länger in einem Unternehmen tätig, bereite eine Liste mit deinen erfolgreichsten Projekten vor und argumentiere damit. Wichtig ist dennoch immer, realistisch zu bleiben, wie Rathgeber betont: “Millennials haben oft übertriebene Forderungen und überschätzen ihren Marktwert.” Hier gilt es, die goldene Mitte zu finden.

Wenn du doch einmal über das Ziel hinausgeschossen bist, ist das laut Rathgeber übrigens noch lange kein Grund zur Verzweiflung: “Wenn du merkst, dass du zu viel verlangt hast, kann man ja danach immer noch mit dem Arbeitgeber weiterreden.”

Sympathiepunkte sind wichtiger, als du denkst

Wie in jeder zwischenmenschlichen Beziehung zählen auch hier nicht bloß die harten Fakten, sondern Sympathiepunkte. Laut Richter solle man trotz Anspannung versuchen, locker und entspannt in ein Gespräch zu gehen, denn eine gute Basis und positiver Kontakt seien überaus wichtig. Auch dürfe man ruhig ein wenig Unsicherheit zeigen.

Stell die richtigen Fragen

Obwohl man bei einem Job-Interview oder in einer Gehaltsverhandlung meist selbst die Person ist, die gelöchert wird, darf man dennoch nicht vergessen, auch selbst Fragen zu stellen. “Es geht ja auch darum, herauszufinden, was einem das Unternehmen bietet – beispielsweise Zusatzleistungen oder Weiterbildungen”, so Christian Richter. So könne man erfragen, ob Überstunden erwartet werden, ob Dienstreisen eingeplant seien oder ob MitarbeiterInnen am Erfolg eines Unternehmens beteiligt werden.

Bleib standhaft

“Ich würde auf keinen Fall zu schnell von einer zu hohen Forderung abrücken, sonst wird man unglaubwürdig und es wirkt, als hätte man kein Selbstbewusstsein”, so Rathgeber. Außerdem solle man nie sagen, dass etwas “Verhandlungssache” sei. Besser sei es, eine konkrete Zahl zu nennen und abzuwarten, wie das Gegenüber reagiert.

Vergiss nie, dass der Wert deiner Arbeit nicht der Wert deiner Person ist

Rathgeber bringt es im Gespräch auf den Punkt, wenn er sagt: “Kenne deinen Wert. Was bist du dir selbst wert und was möchtest du für deine Leistung haben?”