APA - Austria Presse Agentur

Die Broilers machen mit neuen Songs Mut

Die Liebe zieht sich wie ein roter Faden durch das neue Album der Broilers, konsequenter Weise "Puro Amor" genannt. Die deutsche Punkband macht außerdem besonders mit zwei Songs, "Alles wird wieder ok" und "Gib das Schiff nicht auf", Mut in der Krise - "obwohl sie vor der Pandemie geschrieben wurden", betonte Sänger und Gitarrist Sammy Amara im APA-Interview. "Diese Platte musste jetzt erscheinen. Ich wollte den Leuten einen musikalischen Mutmacher geben."

Die Albentitel der Düsseldorfer, zuletzt "Noir", "(sic!)" und jetzt "Puro Amor" (ab Freitag zu haben), lassen immer gut auf die Grundstimmung des Inhalts schließen. "Das ist das oberste Ziel", sagte Amara. "Oft steht der Titel tatsächlich, bevor das Album begonnen wurde. Es soll Kopfkino passieren: Du sollst den Titel lesen und ratter, ratter, ratter."

Dem puren Oi- und Punkrock sind die Broilers längst entwachsen, auf der aktuellen Scheibe gehen sie noch einen Schritt weiter in die Vielfalt, ohne dem eigenen Stil untreu zu werden. "Wir haben schon früh mit verschiedenen Richtungen geliebäugelt - und je nach Können waren sie manchmal besser umgesetzt, manchmal weniger", erzählte Amara.

"Als Songwriter habe ich mir diesmal keine Grenzen gesetzt. Dann geht ja eh alles noch durch den Fleischwolf Broilers und bekommt dadurch unseren Stempel aufgedrückt. Vielleicht bin ich auch deshalb so zufrieden mit dem Album, weil alle Stile darin vorkommen, die ich privat gerne höre. Ok, mit Ausnahme von Jazz und Klassik, das können wir leider nicht."

Den letzten Song auf dem Album, "An allen anderen Tagen nicht", hob Amara besonders hervor: "Ich finde es wichtig, dass die Platte mit den Worten 'lebe, du stirbst' endet. So hart das klingen mag, so wichtig ist diese Erkenntnis. Dass wir uns das selber schuldig sind, ein gutes Leben zu führen."

Das scheint allerdings vielen Menschen derzeit nicht möglich. "Gib das Schiff nicht auf", ausgekoppelt als Single, könnte da die richtige Botschaft sein. "Es geht darum, den Glauben nicht zu verlieren und daran, dass es besser wird", sagte Amara. "Das fällt nicht immer leicht, aber die Menschheit hat ganz andere Sachen überstanden. Wir alle haben ganz andere Sachen überstanden: Selbst wenn das Tal ganz tief schien, sind wir wieder rausgekommen."

Beim Thema Pandemie stimme oft die Verhältnismäßigkeit nicht: "Die Situation ist ohne Frage scheiße", sagte Amara, "und es fehlt uns gerade so viel. Es gibt viele Unternehmen in Schwierigkeiten. Aber man stelle sich vor, wir wären in einem Krieg, wir würden das erleben, was unsere Großeltern erlebt haben. Bei diesem Gedanken bekomme ich eine Gänsehaut."

Durch Corona scheint der Spalt in der Gesellschaft noch größer geworden zu sein. Kann Musik dieser Entwicklung entgegenwirken? "Man kann versuchen, über Musik einen positiven Samen in die Köpfe zu pflanzen", antwortete Amara. "Aber nie mit dem erhobenen Zeigefinger, das klappt nicht! Ich glaube, die Pandemie wird als Vehikel für generell vorhandenen Unmut genutzt. Dagegensein aus Prinzip, das machen viele. Da kann man in Innenstädten noch so wütend aufstampfen, aber keine Regierung der Welt bestimmt das Tempo, sondern das Virus. Das Ziel ist es, dieses Virus ungefährlich zu machen. Jede Person, die daran stirbt, ist eine zu viel. Das ist das Ende vom Lied, da kann man so wütend sein, wie man will."

Zurück zu den Broilers. Die Band vermittelt den Eindruck einer verschworenen Gemeinschaft. "Familie ist die beste Bezeichnung. Und zwar selbst gewählte Familie, wo du nicht den doofen Onkel dabei hast", so Amara. "Die Freundschaft steht für uns über der Band. Die Mitglieder sind nach Sympathie dazugekommen, nicht wegen des Könnens an ihrem Instrument. Das ist bis heute leider ein bisschen ärgerlich, weil wir alle keine Virtuosen sind", schmunzelte der Frontman. "Aber am Ende des Tages merkst du, dass das Gefühl, das du den Leuten gibst, viel wichtiger ist, als wie toll du dein Gitarrenlick spielst."

(Das Interview führte Wolfgang Hauptmann/APA)

(S E R V I C E - www.broilers.de)