APA - Austria Presse Agentur

Die Frau, die Cindy aus Marzahn war: Ilka Bessin wird 50

Cindy aus Marzahn lebt jetzt auf einer Bohrinsel und verkauft Schmuck. So erzählt es Ilka Bessin, wenn sie nach ihrer berühmten Bühnenfigur gefragt wird. Am Donnerstag wird die Komikerin 50 Jahre alt. 2016 hat sie sich mehr oder weniger von Cindy aus Marzahn und dem pinken Jogging-Outfit verabschiedet. Aber nicht von Selbstironie und derben Witzen.

Gerade ist Bessin (mit Brille) in der Comedy-Show "RTL Topnews" zu sehen, am 15. November startet ihre Comedy-Verbraucher-Show "Echt jetzt?!". Davor hat sie bei "Let's Dance" mitgemacht und war bei einer Kampagne gegen Body Shaming dabei, die Frauen Mut machen soll, zu ihrem Körper zu stehen. Mit einem Personal Trainer hat sie ein Fitnessprogramm zusammengestellt, bei dem sie sich ungeschminkt und keuchend zeigt. Das Motto: "Dein Körper ist auch nur ein Mensch."

"Ich mache gerne Sport - jetzt ist es raus", sagte Bessin gerade in der Talkrunde "Kölner Treff". Da wurde sie auch noch ernster. Hartz IV, die Renten: Die Themen kennt sie seit 20 Jahren, als sie erstmals in die Rolle der Langzeitarbeitslosen Cindy aus Marzahn schlüpfte. Was nicht jeder weiß: Bessin kommt nicht aus Marzahn, sondern aus Luckenwalde südlich von Berlin. Sie hat vor der Comedy zwei Berufe gelernt: Köchin und Hotelfachfrau. Sie war selbst jahrelang arbeitslos.

Ihren Erfolg verdankt sie zum großen Teil dem "Quatsch Comedy Club". Dank der Bühne und Fernsehshows wurde sie so berühmt, dass die "New York Times" die "Walküre von einer Frau" porträtierte. Die lustige Dicke, das Fremdschämen, ihr Gefühl für Pointen und Timing: Das ist die eine Seite. Aber es steckt noch mehr dahinter: Wer der Comedy zuhört, kann ins Grübeln kommen. Warum eckt eine Frau, die einen Bauch hat, immer noch so an in der Gesellschaft? Und wird eine Komikerin, die Witze über das eigene Dicksein macht, das Thema je wieder los?

Sechs Mal gewann sie beim Deutschen Comedypreis. Bessins Leben hat auch dunkle Seiten: Als Kind wurde sie gemobbt und später von den Männern enttäuscht. Ihr dementer Vater wurde zum Pflegefall und starb. In ihrer Biografie ("Abgeschminkt") heißt es: "Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede."

Bessin räumt ein, dass der Erfolg ihr zwischenzeitlich zu Kopfe stieg. "Ich dachte, es dreht sich alles um mich", sagte sie im "Kölner Treff". Die kleinen Dinge sind ihr wichtiger geworden. Sie arbeite gerne. "Ich bin in so einem Alter, ich muss keinem was beweisen." 2022 will sie wieder auf Tour gehen. Das Programm heißt "Blöde Fragen - Blöde Antworten". Laut der Ankündigung geht es um Fragen wie "Wie gehst du humorvoll mit dem Lebens-Chaos um?" oder "Wie bringst du würdevoll eine Stuhlprobe zur Post?"