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"Die kleine Meerjungfrau": Steckt eine queere Liebesgeschichte dahinter?

Wenn man einen zweiten Blick auf Märchen und Disney-Filme wirft, lassen sich viele davon queer lesen, so auch "Die kleine Meerjungfrau".
Maike Karr Maike Karr

Sind Timon und Pumba aus "König der Löwen" insgeheim ein homosexuelles Liebespaar und ist Elsa aus "Frozen" eigentlich lesbisch? Diese und viele weitere Theorien gibt es rund um die Welt der Märchen und Disney. Insbesondere, wenn man anfängt, einen erneuten Blick auf die Erzählungen zu werfen, fallen einem viele Referenzen auf, die ein Queer Reading der erzählten Geschichten und beteiligten Personen nicht nur möglich, sondern teilweise auch wahrscheinlich macht. 

Nun gesellt sich eine weitere Theorie vom "Pride Magazin" dazu, in der das Märchen von Hans Christian Andersen, "Die kleine Meerjungfrau", im Fokus steht. Und nein, hier geht es nicht darum, dass Ursula homosexuell sein könnte. Es geht weniger um die Möglichkeit, dass eine der Figuren queer sein könnte, sondern viel mehr darum, dass angeblich der Autor Andersen bisexuell war und seine unerwiderte Liebe in den Märchen verarbeitet haben soll. 

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War Hans Christian Andersen bisexuell? 

Laut dem "Pride Magazin" schrieb Andersen seinem Freund Edvard Collin einen Liebesbrief, in dem er zugibt, dass seine Gefühle "die einer Frau" seien. "Die Weiblichkeit meines Wesens und unsere Freundschaft müssen ein Geheimnis bleiben", soll im Brief gestanden sein.

Nicht nur müsste seine Liebe für Collin geheim, sondern auch unerwidert bleiben. In seinen Memoiren schrieb Collin: "Ich war nicht in der Lage, diese Liebe zu erwidern, und das hat dem Autor viel Leid zugefügt". Collins Verlobung mit einer Frau war für Andersen angeblich schließlich der ausschlaggebende Punkt "Die kleine Meerjungfrau" zu schreiben. Die Verlobung und das Verfassen der Geschichte fanden im gleichen Jahr statt. 

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Das passiert in dem Märchen "Die kleine Meerjungfrau" 

Im Gegensatz zu dem Disney-Film erzählt das Märchen von Hans Christian Andersen keine Liebesgeschichte mit einem Happy End. Denn am Ende entscheidet sich Prinz Eric nicht für Arielle, sondern für eine andere Frau. Als ob das noch nicht schwer genug wäre, bedeutet die Rückweisung Prinz Erics den Tod für die Meerjungfrau, sobald sie ins Meer zurückkehrt. Ihren Tod könnte sie abwenden, wenn sie ihren Geliebten umbringen würde, doch dafür liebt sie ihn viel zu sehr und so stirbt sie für ihn. 

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"Die kleine Meerjungfrau" als Erzählung einer unerwiderten, schwulen Liebe 

Wenn man das Märchen nun als Allegorie betrachtet, wäre Arielle Hans Christian Andersen und Prinz Eric Edvard Collin. Andersen war angeblich in Collin verliebt, doch dieser entscheidet sich für eine andere Person. 

"CBR" macht außerdem auf einen anderen interessanten Punkt aufmerksam: In der Erzählung muss sich Ariel an ihren Prinzen anpassen und die Dinge an sich ändern, die sie nicht mag und sie von der "normalen" Bevölkerung unterscheidet. Auch dieser Punkt kann als queere Allegorie gelesen werden. Dass man "anders" ist als andere Menschen und sich anpassen muss, um dazu zu gehören. 

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Das Thema kommt jetzt wieder ans Tageslicht, weil zurzeit sowieso über die authentische Umsetzung des Märchens geht. Die Öffentlichkeit beklagt, dass Arielle in der Realverfilmung der Erzählung nicht weiß, sondern afro-amerikanisch ist. Doch wenn man das Märchen wirklich genau umsetzen wollen würde, dürfte der Film gar kein Happy End haben und wenn man es ganz genau nimmt, wäre Arielle laut der Theorie ein Mann.

Von daher sollten wir uns ab sofort vornehmen Adaptionen nicht ganz so eng zu sehen, da es sich dabei immer um Auslegungssache handelt.