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Was ist Ghosting? 5 Tipps, wie du damit umgehen kannst

Was bedeutet eigentlich Ghosting? Und wie reagiert man am besten, wenn man geghostet wurde?

Wer kennt es nicht – eines der leidigsten Phänomene unserer gottverdammten Zeit: Ghosting. Anstatt seinem Gegenüber wie ein anständiger Mensch klar zu sagen, was man denkt und fühlt, verschwindet man einfach wie ein Geist und antwortet nicht mehr auf Textnachrichten.

Und was haben Geister nunmal so an sich? Richtig – sie suchen einen heim. Sie liken deine guten Selfies auf Instagram, sind die Ersten, die sich deine Story ansehen und texten dir alle drei Monate spätnachts, ob du noch wach bist.

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Das einzig Gute, das man einer solchen Situation vielleicht noch abgewinnen kann, ist die Tatsache, dass man mit dem beschissenen Gefühl, das man spürt, wenn man zum zehnten Mal checkt, ob jemand online war, nicht allein ist. Und genau das beweisen diese Tweets.

Was versteht man unter Ghosting?

Bei diesen Tweets bekommt man einen guten Einblick in die Gefühlswelt von Personen, die geghostet wurden. Doch was ist Ghosting eigentlich? Der Begriff, der sich vom englischen Wort "ghost", also "Geist", ableitet, beschreibt das Phänomen, dass die Person, die du datest, abrupt den Kontakt abbricht und wie ein Geist aus deinem Leben verschwindet. Das Ganze geschieht ohne Vorwarnung und wird laut "Welt" durchgezogen, "bis der andere aufgibt und das verstanden hat, was man nicht sagen wollte." Zwar findet Ghosting vorwiegend in der Dating-Welt statt, das Phänomen lässt sich aber auch bei Freundschaften und in Familien beobachten. 

Häufig ereignet sich Ghosting ohne einen ersichtlichen Grund: Man hat sich (mehrmals) getroffen, geflirtet, gut verstanden und es ist nichts Negatives vorgefallen. Trotzdem kann die andere Person von einem Tag auf den anderen wie vom Erdboden verschluckt sein. In vielen Fällen kann es auch passieren, dass das Match auf den Dating-Apps aufgelöst und man auf Whatsapp oder auf Social Media blockiert wurde. Alle Versuche, das Gegenüber zu erreichen, scheitern. Die geghostete Person bleibt mit etlichen Fragen und einem unguten Gefühl zurück. Man versteht die Welt nicht mehr - es schien doch alles gut zu laufen?

Und dann gibt es da noch "Soft Ghosting"

Auch beliebt, um sich so unauffällig wie möglich aus der Affäre zu ziehen und eine mögliche Konfrontation zu vermeiden, ist Soft Ghosting – quasi die nettere Version des Ghostings. Im Gegensatz zum herkömmlichen Ghosting gibt es bei diesem Phänomen noch ein Minimum an Kommunikation, welche aber alles andere als zufriedenstellend ist. Hierbei reagiert das Gegenüber auf deine letzte Nachricht lediglich mit einem Like, eine Antwort gibt es jedenfalls nicht mehr. Auch beim Soft Ghosting deuten alle Zeichen auf einen plötzlichen Kontaktabbruch hin.

Zwar bekommt man durch das "Gefällt mir" zumindest das Gefühl, noch wahrgenommen zu werden, aber das, was dann folgt, ist nicht minder verletzend und schmerzhaft als die harte Version des Ghostings. 

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Was sind die Gründe von Ghosting?

Was nun im Einzelfall dahintersteckt, lässt sich schwer sagen. Klar ist aber, dass es sich beim Ghosting um den bequemsten Weg handelt, den Kontakt zu einer Person zu beenden. Das Gespräch zu suchen und ehrlich zu sagen: "Es hat leider nicht gefunkt" oder "Ich habe jemand anderen kennengelernt" kostet Überwindung und geht mit einer möglichen Konfrontation einher. Viele scheuen diese Auseinandersetzung und haben schlicht weder den Mut noch die Bereitschaft, das Verhältnis anständig und fair zu beenden. Es mangelt an einer gesunden Art und Weise zu kommunizieren. Und es mangelt oft an Empathie, um zu erkennen, was so ein radikaler Kontaktabbruch auslösen kann. Aber Online-Dating erleichtert es leider, andere Menschen wenig wertschätzend und mit fehlendem Respekt zu behandeln. 

US-Psychologe Scott Lyons erklärt auf seinem Instagram-Account: "Wenn dich jemand ghostet, hat derjenige/diejenige nicht die Kapazität, die Fähigkeiten oder Ressourcen, um sich mitzuteilen, was immer auch gerade bei der Person los ist." Lyons nennt als Grund auch die Erziehung. Manche hätten Schweigen als Art der Kommunikation erlernt, anstatt sich zu äußern und Gefühle mitzuteilen. Der Psychologe betont: "Ghosting hat nichts mit dir selbst zu tun. Es spiegelt nicht deinen Wert wider." 

Weitere Gründe für Ghosting laut "Psychologie im Alltag":

  • Desinteresse
  • Bindungsängste
  • Angst vor der Reaktion des Gegenübers
  • Suche nach einem unverbindlichen Abenteuer
  • Neigung zu starkem Egoismus
  • Bequemlichkeit

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Laut Studie ist Ghosting ist das neue Normal

Eine aktuelle Studie bestätigt, was viele PartnerInnen-Suchende befürchtet haben: Ghosting ist im modernen Dating-Leben zum Standard geworden, um Romanzen zu beenden. Laut den Forschenden der Universität von Georgia haben sich Dating-Dynamiken und somit auch Partnerschaften geändert und werden es weiterhin tun. Grund dafür ist die Technologie: Die Vernetzung von Menschen findet heutzutage zunehmend auf Social Media oder Dating-Apps statt. Die Studienergebnisse zeigen, dass bereits zwei von drei Menschen schon mal jemanden geghostet haben und auch selbst schon Opfer des Dating-Phänomens wurden. 

"Ghosting wird zu einer weit verbreiteten Strategie und schafft eine unklare Situation, in der eine Partei nicht wirklich weiß, was vor sich geht", berichtet eine der AutorInnen der Studie, Christina Leckfor, in einem Beitrag der University of Georgia. 

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Ghosting – wie reagieren?

Was tun, wenn man geghostet wurde? Jemandem auf diese weniger feine Art zu demonstrieren, dass man das Interesse verloren hat, kann sehr verletzend sein und Selbstzweifel hervorrufen. Das Schlimmste ist die Unwissenheit darüber, was zu dem Kontaktabbruch und zum plötzlichen Desinteresse geführt hat. Ist man in der Dating-Welt unterwegs, kann man sich leider nur schwer vor diesem Phänomen schützen, es gibt aber gewisse Strategien, wie du mit der Erfahrung laut "Psychologie im Alltag" besser umgehen kannst. 

  • Verschicke keine Nachrichten mehr: So verlockend es auch ist und so schwer es auch fällt, weil man unbedingt Antworten möchte, unterlasse besser den Kontakt. Merkst du, dass deine Nachrichten unbeantwortet bleiben, so schreibe keine weiteren mehr und rufe die Person auch nicht an. 
  • Zweifle nicht an dir, erkenne deinen Wert: Es ist ganz normal, sich zu fragen, was man denn falsch gemacht hat. Wichtig ist nun, nicht an sich zu zweifeln. Leidet der/die PartnerIn beispielsweise unter Bindungsangst, hat das Ghosting nichts mit dir als Person zu tun. Die Probleme liegen beim Gegenüber. 
  • Akzeptiere, dass du keine Antworten erhalten wirst: In den meisten Fällen wirst du keine Antwort bekommen, weshalb der Kontakt plötzlich abgebrochen wurde. Und wenn Gründe genannt werden, so kannst du auch nicht sicher sein, ob sie der Wahrheit entsprechen. Akzeptanz ist der erste Schritt des Loslassens. 
  • Entschließe dich selbst zum Kontaktabbruch: Auch wenn es alles andere als einfach ist und du es eigentlich gar nicht willst, so ist eine stärkende Erfahrung, wenn du dich selbst dazu entschließt, den Kontakt ebenfalls zu unterbinden. Dadurch gewinnst du die Kontrolle zurück und gehst in die Eigeninitiative. 
  • Ablenkung suchen: Ghosting kann zu schlimmem Liebeskummer führen. Die Trauer zuzulassen, ist wichtig, um sie verarbeiten zu können. Hilfreich ist es auf jeden Fall, dich nach einer gewissen Trauerphase abzulenken. Triff dich mit FreundInnen, rede über deine Gefühle oder such dir eine Sportart, die dir Freude bereitet. Der Wiener Paartherapeut Dominik Borde meint, dass kaum etwas besser helfe bei Liebeskummer als Sport, da Stresshormone abgebaut und negative Denkmuster durchbrochen werden. 

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Plötzlich ignoriert zu werden tut weh und kann entmutigen. Sei dir aber bewusst, dass Ghosting in den meisten Fällen nichts mit deiner Person zu tun hat, sondern mit dem Charakter deines Gegenübers. Die beste Möglichkeit, um deinen Wert zu schützen und deine Nerven zu schonen liegt in der Akzeptanz, dass der andere – aus welchen Gründen auch immer – den Kontakt nicht weiterführen möchte. Und die Frage sollte eigentlich lauten, ob du das selbst überhaupt willst, denn höchstwahrscheinlich passen seine/ihre Werte und Ideale nicht mit deinen zusammen.