Menschen sind komisch. Oft wissen sie nicht, was gut für sie ist, und handeln gegen ihre eigenen Interessen. So ließe sich zumindest der Frevel erklären, der derzeit im Internet unter #Whamageddon stattfindet: Unter dem Hashtag findet sich ein Survival-Game, dessen Ziel es ist, "Last Christmas" von Wham! so lange wie möglich aus dem Weg zu gehen. Wer den Song hört, verliert.
Für dich ausgesucht
Da fragt man sich: Warum zur Hölle würde man dem wahrscheinlich besten Song aller Zeiten aus dem Weg gehen wollen? Wieso – WIESO – sollte man ausgerechnet "Last Christmas", den Klassiker unter den Klassikern, bewusst vermeiden?
"Last Christmas" kriegt Jahr für Jahr die Vorweihnachts-Wut einer ganzen Gesellschaft ab. Twitter verfällt im Advent fast schon traditionell in kollektive Ekel-Ekstase, es gibt ganze Facebook-Gruppen, die sich einzig und allein dem Hass auf "Last Christmas" verschrieben haben ("I Hate Last Christmas"), 2017 kürte eine Umfrage des Automobilherstellers Ford den Song sogar offiziell zum "nervigsten Weihnachtslied aller Zeiten".
Ja, "Last Christmas" ist eine unkaputtbare Feiertagshymne und ja, sie kehrt nun mal alle Jahre wieder – und alle Jahre früher – ins Radio zurück. Trotzdem: "Last Christmas" hat euren Hass nicht verdient.
Wir haben es hier mit einem Stück Musikgeschichte zu tun, das über 30 Jahre auf dem Buckel hat und seit 1996 jedes Jahr – jedes Jahr! – wieder in die Charts eingestiegen ist. "Last Christmas", dieser funkelnde, in Synths getränkte Schmachtfetzen, schafft es irgendwie, ein gebrochenes Herz, Verletzung, Reue, Enttäuschung, Wut, Einsamkeit und Sehnsucht in glänzendes Geschenkpapier zu packen und einen beschwingten Popsong daraus zu gebären. Das Kunststück, einen eigentlich schwermütigen Song irgendwie fröhlich klingen zu lassen, schaffen sonst nur Bands wie ABBA – und allein deshalb ist "Last Christmas" der beste Weihnachtssong der Neuzeit.
Und wenn Weihnachten die beste Zeit des Jahres ist, und das hier der beste Weihnachtssong, ist "Last Christmas" dann nicht automatisch – und logischerweise! – auch der beste Song aller Zeiten ever? Eben!
Dass "Last Christmas" zweifellos großartig ist, beweisen außerdem die etlichen Coverversionen, die jedes Jahr von mehr oder weniger hochkarätigen Namen veröffentlicht werden. Die Liste der bisherigen "Last Christmas"-InterpretInnen liest sich jedenfalls wie ein Who is who der Musikbranche: Ariana Grande, Taylor Swift, Cascada, The Boss Hoss, Vanessa Mai, sogar der Crazy Frog höchstpersönlich gab sich bereits die Ehre.
Wir haben uns durch die unendlichen Weiten der Spotify-Suchergebnisse gewühlt und schenken euch hiermit nicht weniger als 100 exquisite Versionen von "Last Christmas" – in Form dieser Playlist. Gern geschehen.
P.S.: Wenn es ein Weihnachtslied gibt, das man unbedingt hassen muss, dann ist das bitteschön "Feliz Navidad". Wie seelenlos kann ein Song sein?