APA - Austria Presse Agentur

Emilia Clarke: "Khaleesi hat mich aus dem Bett geholt"

Emilia Clarke, bekannt als Khaleesi aus Serie "Game of Thrones", überlebte zwei Hirnblutungen. Jetzt spielt sie in der Weihnachtskomödie "Last Christmas" eine junge Frau, die eine Herztransplantation hatte. Im Whitby Hotel in Manhattan sprach die 33-jährige Britin mit einer Ausstrahlung von zehn Sonnen, mit der APA über die Gemeinsamkeiten mit ihrer neuen Figur und den Tod.

APA: Frau Clarke, Sie haben gesagt "Dieser Film ist ein Brief an jeden, der sich jemals verloren gefühlt hat". Haben Sie sich denn jemals so gefühlt?

Emilia Clarke: Oh, ja! (lacht) Ich kann mir keinen Menschen auf dieser Erde vorstellen, der sich in seinem Leben noch nie verloren, verwirrt oder allein gefühlt hat. Ich wollte Schauspielerin werden seit ich ungefähr drei Jahre alt war. (lacht) Und wenn Sie nach der Schule in die Welt hinausgehen, dann denken Sie, dass Ihnen alles zu Füßen fallen wird - oder zumindest, dass Sie jemand anstellt. Das ist nicht der Fall und es ist beängstigend.

APA: Wie haben Sie trotzdem zu einem gesunden Selbstvertrauen gefunden?

Clarke: Ich hatte großes Glück, dass ich "Game of Thrones" bekommen habe. Das war ein guter Schub für mein Selbstbewusstsein! (lacht) Aber das Einzige, was jemals für mich funktioniert hat - und ich werde jetzt wie ein Selbsthilfebuch klingen - ist für eine Sekunde inne zu halten und zu versuchen, auf die "gute" Stimme in mir zu hören, die wir alle in uns haben und die sagt: Du kannst das tun.

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APA: Haben Sie nach etwas gesucht, das eine völlige Abkehr von der US-Serie war?

Clarke: Es ist nicht so, als hätte ich danach gesucht. Es ist einfach so, dass Khaleesi in "Game of Thrones", das absolute Gegenteil von mir ist, also habe ich acht Staffeln lang sehr hart geschauspielert! (lacht) Aber klar, kein Schauspieler möchte in eine Schublade gesteckt werden und will sich weiter entwickeln, also werden Sie mich wahrscheinlich nicht sobald wieder auf einem Drachen sehen. (lacht)

APA: Haben Sie mehr gemein mit ihrer Rolle in "Last Christmas"?

Clarke: Es gibt viele Gemeinsamkeiten mit Kate. Sie entspricht nicht dem Hollywoodideal einer Frau. Sie lächelt nicht immer und ist auch nicht immer freundlich und dankbar. Sie sagt, was sie denkt und sie hat keine Angst vor den Konsequenzen. Ich bin als Mensch chaotisch. Und sie hat natürlich eine Krankheit in einem ähnlichen Alter wie ich durchgemacht - ich hatte zwei Hirnblutungen in meinen Zwanzigern.

APA: Haben Sie ein Gefühl der Sterblichkeit verspürt?

Clarke: Nein... das ist das Seltsame. Ich hatte solche Panik, dass ich von "Game of Thrones" gefeuert werden würde! Ich konnte mein Timing einfach nicht fassen: Ich komme von der Schauspielschule, rutsche in die Arbeitslosigkeit, bekomme dann diese Rolle, die mein Leben komplett verändert und dann werde ich krank? (lacht) Wir haben HBO erst davon erzählt, als wir wussten, dass ich nicht sterben würde, was ungefähr zehn Tage nach dem Ereignis war. Ich weiß, dass es noch nicht so lange her ist, aber die Zeiten waren anders. Weibliche Hauptdarsteller gab es nicht. Die Gelegenheit dazu war nicht selbstverständlich.

APA: Sie waren mehr um Ihre Karriere als um Ihre Gesundheit besorgt?

Clarke: Einhundert Prozent. Das einzige, was mich durch diese Hirnblutungen brachte, war zu wissen, dass ich als Schauspielerin arbeiten würde. Ich wollte das ganze Zeug nicht umsonst durchgemacht haben. Auf keinen Fall. Nicht in einer Million Jahren!

APA: Diese Entschlossenheit hat Ihnen also geholfen...

Clarke: Absolut. Khaleesi hat mich aus dem Bett geholt.

APA: Zurückblickend würden Sie sagen, das war gut so?

Clarke: Wenn ich zurückblicke, denke ich, dass mein damaliges Ich es besser hätte wissen können. (lacht) In diesem Sinne ähneln Kate und ich uns auch. Leben und Tod ist ein zu großes Konzept, als dass Ihr junges Gehirn es verstehen könnte. Erst als ich meinen Vater vor drei Jahren verlor, habe ich zum ersten Mal an Sterblichkeit gedacht.

APA: Sie haben einen Artikel im "New Yorker" geschrieben. Wie war es, darüber offen zu reden?

Clarke: Als ich diese vierstündige Schreibsitzung verließ, die ich mit David Remnick geführt hatte, fühlte ich, dass ein erhebliches Gewicht von meinen Schultern genommen wurde. Aber als alles herauskam, habe ich mich versteckt. Weil ich mich immer noch dafür geschämt habe, was wirklich falsch ist. Niemand sollte sich für so etwas schämen.

APA: Es hat den Menschen auch geholfen...

Clarke: Das ist das, was mich dazu gebracht hat, mich nicht in Selbstmitleid zu suhlen. Deshalb habe ich die Wohltätigkeitsorganisation Same You gegründet. Ich wollte nicht eine von diesen "mitleidigen Promi-Geschichten" sein. Schlaganfälle sind bei jungen Leuten auf dem Vormarsch und es ist wirklich verwirrend. Aber ich bin der lebende Beweis dafür, dass Sie sich von einer Hirnverletzung erholen können. Es ist unglaublich wichtig für mich, dass die Leute mich als eine hoffnungsvolle Geschichte sehen.

APA: Haben Sie immer noch Angst?

Clarke: Ja schon, aber haben Sie keine Angst vor dem Tod? Manchmal, wenn ich wirklich müde bin und Kopfschmerzen bekomme, dann schon, aber ich denke, ich bin genug durchs Feuer gegangen.