Ex-"Traumschiff"-Kapitän Sascha Hehn wird 65

Sascha Hehn pfeift auf Diplomatie
Sascha Hehn hatte einen ziemlich guten "Rentner-Job": Auf einem luxuriösen Kreuzfahrtschiff herumtuckern - und dafür bezahlt werden. Am Freitag wird er 65. Auf Diplomatie pfeift Hehn: "Es ist ja immer die Frage, was ist Diplomatie? Ist es die Kunst, jemanden so zur Hölle zu schicken, dass er sich auf die Reise freut? Es hat doch viel mit Eitelkeiten zu tun und davon habe ich mich fast befreit."

"Das ist doch der Rentner-Job schlechthin", sagte Hehn, nachdem bekannt wurde, dass er die Nachfolge von Siegfried Rauch als Kapitän auf dem ZDF-"Traumschiff" übernehmen sollte. "Andere gewinnen im Lotto und ich darf um die Welt reisen." Und: "Wenn ich das 15 Jahre mache, bin ich Mitte 70."

15 Jahre hat er nicht geschafft. Im vergangenen Jahr nahm Hehn seine Kapitänsmütze und Abschied von der Kultserie. Die habe ihren Charme nämlich verloren - er wolle seinen aber noch ein bisschen behalten, begründete er das damals. "Wir bedauern Sascha Hehns Ausstieg beim "Traumschiff" und danken ihm für die erfolgreiche Zusammenarbeit", teilte das ZDF dazu mit. Sein Nachfolger wird Florian Silbereisen. Und Hehn kommt jetzt ohne seinen "Rentner-Job" ins Rentenalter.

"Wenn man beim ZDF drei Intendanten und vier Programmdirektoren erlebt hat, dann wird man schmerzfrei", sagt Hehn im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München. Und dann beweist er auch gleich, was es für ihn bedeutet, nicht mehr diplomatisch zu sein: "Zuletzt war es so, dass einfach alte Geschichten wiederholt wurden. Nach dem Motto: Der Zuschauer merkt das ja sowieso nicht. Und die Regie war verdammt, Fließbandarbeit abzufotografieren", sagt er über die "Traumschiff"-Dreharbeiten. "Zum Schluss wurden auch die dramaturgischen Fehler unerträglich. Bei der Summe Geld, die da zur Verfügung steht, ist mir das alles unbegreiflich."

Dabei war die Kapitänsrolle wohl so etwas wie der - zumindest vorläufige - Höhepunkt einer langen Fernseh-Karriere, die vor vielen Jahrzehnten begann: Wenn Hehn vor inzwischen schon mehr als 30 Jahren mit Anlauf ins weiße Golf-Cabrio sprang, dann jauchzten die Damen vor dem Fernseher auf - weiße Socken in schwarzen Schuhen hin oder her.

Lange vor George Clooney in "Emergency Room" oder "McDreamy" und "McSexy" in "Grey's Anatomy" war Hehn als Dr. Udo Brinkmann in der Kultserie "Schwarzwaldklinik" für das deutsche Fernsehpublikum als Jungmediziner ein junger Gott in Weiß. Noch aufregender wurde es nur im "Traumschiff", wenn Hehn als Steward Victor oben ohne und in knapper Badehose an Südseestränden spazierte.

"Schwarzwaldklinik" und "Traumschiff" wurden sein ganz großer Durchbruch, nachdem er zuvor auch in Sexfilmchen wie "Schulmädchen-Report" mitgespielt hatte und zeitweise in München als Türsteher jobbte, um sich über Wasser zu halten. "Ich war mir für nichts zu schade", sagt Hehn im dpa-Interview.

Heute sei das allerdings völlig anders. Er könne es sich leisten, nein zu sagen, betont Hehn. So sei er beispielsweise mal gefragt worden, ob er bei in einer Vorabend-Krimiserie mitspielen will. "Das hätte ich auch gern gemacht. Aber die haben mir weniger als die Hälfte meiner üblichen Gage geboten. Das geht heute vielen namhaften Schauspielern so", sagt Hehn.

Ihn regt das auf: "Wo stehen eigentlich die Schauspieler in diesem Land? Was unternimmt diese Pseudo-Gewerkschaft unserer Zunft dagegen? Wie werden sie eigentlich behandelt? Das ist menschenunwürdig und sittenwidrig." Den Grund für das Problem meint er auch zu kennen: "Die vielen Auftrags-Produktionsfirmen unterbieten sich gegenseitig und am Ende machen sie einen 90-Minüter für 450 000 Euro."

Jahrelang machte Hehn sich - womöglich auch darum - rar im deutschen Fernsehen. Eine Fernseh-Romanze pro Jahr reichte ihm. Noch heute lebt er relativ zurückgezogen in Gars am Inn in Oberbayern. Von dort aus hat er aber in Comeback hingelegt, das ihm der ein oder andere womöglich nicht mehr zugetraut hätte: Es startete mit der durchaus überraschenden, inzwischen aber schon wieder eingestellten ZDF-Satire über das ZDF selbst - mit dem Titel "Lerchenberg" - und führte ihn schließlich nach Jahren der Abstinenz wieder zurück auf das "Traumschiff".

Das soll es allerdings noch nicht gewesen sein, betont Hehn. Im kommenden Jahr werde er eine Herausforderung annehmen, auf die er sich ähnlich freue wie auf den "Lerchenberg". "Sprünge ins kalte Wasser, also Dinge, von denen man nicht weiß, ob man sie drauf hat, die reizen mich noch." Vorher aber wird er erstmal 65 - ohne großes Brimborium.

"Das ist ein Tag wie jeder andere. Meinen 60. habe ich gefeiert, aber der 65. ist irgendwie so dazwischen", sagt er. "Vielleicht gibt es an dem Tag was Besonderes zu essen" und seine Lebensgefährtin Gloria backe ihm einen Kuchen, "auf dem 20 Kerzen weniger sind, denn 65 ist ja bekanntlich das neue 45".

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