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"GNTM": Wie divers ist die neue Staffel wirklich?

Heidi Klum hat bereits verkündet, dass die Show komplett anders wird. Doch wie vielfältig wird die 16. Staffel tatsächlich?

Erst kürzlich sorgte die WDR-Sendung "Die letzte Instanz" für einen ordentlichen Shitstorm – vier Weiße Gäste diskutieren mit einem Weißen Moderator über das Thema Rassismus. Das dabei nicht wirklich etwas Gescheites rauskommen kann, war eigentlich schon im Vorhinein klar: Gesellschaftliche Probleme, von denen die DiskutantInnen nicht betroffen sind, wurden schlichtweg relativiert.

Ähnlich wie bei Debatten rund um das Thema Kopftuch, zu denen oftmals Kopftuchträgerinnen nicht eingeladen werden – und wenn, dann nur, um sie vor der Kamera fertig zu machen. Nun aber versucht sich ein völlig anderes Sendeformat, das zum festen Bestandteil des deutschen Privatsenders ProSieben gehört, in Sachen Diversität: "Germany's Next Topmodel".

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Finde die Vielfalt

Heidi Klum kündigte bereits in einem Insta-Aufruf zur neuen Staffel an, dass die Sendung dieses Jahr komplett anders werde. "Du denkst, du bist zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn, zu alt? Ich denke das nicht. Meine Türen sind für alle offen", so Heidi Klum damals. Wirft man einen Blick auf die 31 Kandidatinnen, stellt sich rasch die Frage: Wo ist die Vielfalt geblieben? Die "älteste" Frau unter den Bewerberinnen ist 25 Jahre alt, eine ist lesbisch, eine ist trans, eine ist 1,55 Meter groß und eine ist feministisch – im Schnitt sind sie alle rank und schlank und entsprechen auch sonst den gängigen Modelmaßen.

"Curvy"-Kandidatin mit Größe 38

Bereits zuvor versuchte das TV-Format mit dem Schlagwort Diversität zu punkten: Im Jahr 2018 brüstete sich "GNTM" erstmals damit, mit der Zeit zu gehen und auch Curvy Models in der Model-Casting-Show zu zeigen. Kandidatin Johanna wurde im Jahr zuvor mit Kleidergröße 38 als Plus-Size-Model kategorisiert – die durchschnittliche Größe von deutschen Frauen liegt jedoch zwischen 42 und 44. Demnach ist es auch nicht zeitgemäß eine Frau, die Größe 38 trägt, als groß oder dick zu bezeichnen.

Oftmals wird vergessen, dass "GNTM"-Kandidatinnen Ausnahmekörper haben und meistens durch ihre Größe, Schlankheit oder Schönheit hervorstechen. Insbesondere junge Frauen vergleichen und identifizieren sich aber mit den Bewerberinnen, wie eine Studie des Internationalen Zentralinstituts für Jugend- und Bildungsfernsehen und des ANAD e.V. Versorgungszentrums für Essstörungen in München aus dem Jahr 2015 belegt. Laut StudienautorInnen gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Gedanken, zu dick zu sein und dem Schauen der Sendung. Fans von Heidi Klum würden sich häufiger dick fühlen als andere Frauen, heißt es. Wer die Show schaut, sei danach auch wesentlich unzufriedener mit seinem Körper. 

Gerade im Zuge der Body-Positivity-Bewegung, die in den letzten Jahren an Aufschwung gewonnen hat, hätte "GNTM" mit der neuen Staffel die Chance nutzen können, um die Realität, in der wir leben, abzubilden und von idealen Körperbildern Abstand zu nehmen. Auch die Wertschätzung von normalen Körpern oder nicht durchtrainierten Körpern scheint wieder unter den Teppich gekehrt zu werden. Somit bleibt Diversität auch hier nur ein Mittel für Werbezwecke.