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"Halston": Netflix-Serie über Modeschöpfer Roy Halston

In der Miniserie "Halston" wird das Leben des Modeschöpfers Roy Halston thematisiert.

"Bin ich ein Künstler oder ein Geschäftsmann?", will Halston von einer Freundin wissen. "Warum kannst du nicht beides sein?" antwortet sie. Was die Miniserie, die nach ihm benannt ist, wirklich ausmacht, ist – abgesehen von Ewan McGregors schillernder Darbietung –, dass sie zeigt, wie das Leben des Modedesigners Geschäft und Kunst auf eine Weise verschmolz, die ihn unglücklich machte. Derzeit bei Netflix abrufbar.

Alles beginnt mit seinem legendären Pillendosenhut für Jacky Kennedy, den sie am Tag der Amtseinführung ihres Ehemannes JFK trug. Halston erfand die amerikanische Damenmode in den 1970er Jahren neu. Das Hemdblusenkleid aus Wildleder machte ihn berühmt, ein weitgehend vergessener Verdienst, zusammen mit vielen seiner anderen Designs. Dabei gehörten zu seinen Freunden und Kunden Größen wie Liza Minnelli, Lauren Hutton, Bianca Jagger, Liz Taylor oder Betty Ford. Aber die meisten Menschen wissen nur wenig bis gar nichts über den einst erfolgreichen Modeschöpfer.

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Viel Kokain, Partys und Mode

Bis 1968 hatten Frauen mehr oder weniger aufgehört, Hüte zu tragen, sogar Jackie Kennedy, und schon früh in der fünfteiligen Miniserie muss Halston (Ewan McGregor) erkennen, dass die Erfindung von Hüten und einem Kleid, die Rechnungen nicht bezahlen kann - und erst recht nicht seinen exzentrischen Lebensstil, der Kokain, Partys, männliche Prostituierte und dergleichen umfasst. Die Tatsache, dass Halston seine Mittagessen mit gebackenen Kartoffeln und Kaviar von einem Restaurant in Manhattan zu seinem Strandhaus in den Hamptons fliegen lässt, ist ein amüsantes Detail.

Also muss er etwas Größeres verkaufen und zwar die Lizenzrechte an seinem Namen. Er verkauft sie schließlich an den Investor Norton Simon (Bill Pullman), und bevor er sich versieht, wird der Designer zum Aushängeschild für den Massenmarkt, dem Kaufhaus J.C. Penney. Es ist ein lukrativer Schritt, aber die etablierte Modewelt hasst ihn dafür – und er sich selbst. Er hätte nie erwartet, so tief zu sinken. "Ich weiß, was ich bin", resigniert er in einer Szene. "Ich bin ein Künstler, aber es geht mir inzwischen nur ums Geld. Ich will einfach so viel wie möglich davon machen und dann in den Sonnenuntergang fahren."

Es ist eine unterhaltsame, klassische Biopicformel, die Halstons Familie bereits als "inakkurat" und "erfunden" kritisiert hat, was interessant ist, weil sie beinahe keine Rolle im Leben dieses Mannes zu spielen scheint. Manchmal blitzt eine traumatische Kindheitserinnerung auf. Wir bemerken nicht einmal, dass seine Mutter noch lebt – bis er den Anruf erhält, dass sie tot ist.

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Erfolgsproduzent Ryan Murphy ("American Horror Story") ist eigentlich bekannt dafür, dass er dick aufträgt, aber er hält sich hier zumindest technisch zurück, so scheint es. Regisseur Daniel Minahan und sein Autorenteam versuchen, den Zeitraum von 1961 bis zu Halstons Tod 1990 im Alter von 57 Jahren (er starb an den Folgen von Aids) in fünf 45-minütigen Folgen abzudecken: den schillernden Aufstieg, seine offene Homosexualität, die berauschenden Jahre mit seiner Freundin und Muse Liza Minnelli (Krysta Rodriguez) und seiner Entourage im Studio 54. Dann kommt der Untergang durch Drogen, Gier und Einsamkeit. Ein Klassiker.

Der schottische Schauspieler Ewan McGregor behandelt Halston wie einen sehr schillernden, schwierigen Menschen, und es macht ihm ganz offensichtlich Spaß. Er ist eitel, arrogant und kann scheußlich zu seinen Freunden und Mitarbeitern sein. Sein Haar ist nach hinten geglättet, seine Augen sind hinter einer schwarzen Sonnenbrille versteckt und er hat immer eine Zigarette in der Hand, die er herumwedelt. Als er in einen Sitzungssaal voller Geschäftsmänner stolziert, fordert er sie alle auf, sich zu verpissen, und erklärt, er habe das, was sie niemals haben werden: sein Talent. Umso tragischer ist es am Ende, wenn er feststellen muss, dass er das Einzige verkauft hat, was für ihn wirklich zählte: seinen Namen.