APA - Austria Presse Agentur

Hubert von Goiserns Romandebüt "flüchtig"

Trägt eine Romanfigur den Namen Eva Maria Magdalena, dann scheint ein religiöser Unterton für die sie umgebende Geschichte geradezu zwangsläufig. Das gilt auch für Hubert von Goiserns literarisches Debüt "flüchtig", das er als Hubert Achleitner veröffentlicht. Der Musiker schickt darin ein Ehepaar auf eine Reise durch halb Europa und letztlich zu sich selbst - wenngleich über einige Umwegen.

Eva Maria Magdalena Neuhauser wird von allen nur Maria genannt und hat nach mehr als 30 Jahren Beziehung zu Herwig genug. Eines Tages kündigt sie ihren Job in der örtlichen Bank, schnappt sich den Volvo ihres Mannes und haut ab. Wohin ist dabei nebensächlich, um den Weg geht es ihr - und der führt sie Richtung Süden, raus aus der schönen, idyllischen Bergwelt, in der sie sich nicht mehr Zuhause fühlt. Von all dem erfährt Herwig erst Stück für Stück, von einer Abschiedsnotiz fehlt nämlich jede Spur.

So plötzlich Maria ihr altes Leben verlässt, so schnell stürzt sie sich in ein neues. Was auch an ihrer jungen Begleiterin Lisa liegen mag, die Achleitner nicht nur als Erzählerin in einer Rahmenhandlung besetzt, sondern der auch ein gewisses Befreiungsmoment innewohnt. Das umfasst auch eine Zusammenkunft von Hippies, die den erdgebundenen und -verbundenen Aspekt der folgenden Glaubensabhandlungen darstellen. Denn spätestens in Griechenland angekommen, wirkt "flüchtig" wie ein Brückenschlag zwischen katholischer Mönchslehre und klassischer Mythologie.

Was Menschen (scheinbar) trennt und verbindet, wird von Achleitner immer wieder zum Thema gemacht. Wie natürlich auch Musik im ersten Roman des vielfach dekorierten Sängers nicht fehlen darf. Die Salzburger Festspiele und Mozart kommen diesbezüglich ebenso zu Ehren wie der Punkspirit einer Nina Hagen oder traditionelle Klänge der griechischen Küste. Meist sind dies aber lediglich Vehikel, um die inneren Zustände von Maria und Herwig zu veranschaulichen oder die Figuren in nostalgischer Erinnerung schwelgen zu lassen.

Denn sie befinden sich auf einer Suche, bei der nur auf Herwigs Seite das Ziel zunächst auf der Hand liegt - natürlich will er wissen, wo seine Frau ist, warum sie ihn verlassen hat, was all das zu bedeuten hat. Aber auch für den Lebensweg des Lehrers mit Faible für bewusstseinserweiternde Rauchwaren gibt es viele offene Fragen, die er nach sechs Jahrzehnten auf diesem Planeten immer noch nicht beantworten kann.

Achleitner gelingt mit "flüchtig" ein durchaus kurzweiliger Ausflug in Themengebiete, die auf die eine oder andere Weise schon bisher sein Schaffen beeinflusst haben. Dass da so mancher Dialog mitunter ziemlich gestelzt daherkommt, mag man ihm nachsehen. Dafür gibt es einige interessante Episoden, die wie aus einer Unterrichtsstunde des gutmütig-entspannten Herwigs entnommen wirken. Aber letztlich hat auch ein Pädagoge mit viel Erfahrung nicht immer auf alles eine Antwort. Das Suchen dürfte selbst nach "flüchtig" kein Ende nehmen.