APA - Austria Presse Agentur

Irische Erfolgsband Fontaines D.C. mit Album "Skinty Fia"

Es sei eine Auseinandersetzung mit der "Entfremdung und Trennung" von ihrer Heimat, lässt die irische Erfolgsband Fontaines D.C. zu ihrem neuen Album "Skinty Fia" mitteilen. Nach den beiden gefeierten Platten "Dogrel" (2019) und "A Hero's Death" (2020) war das Quintett quasi durchgängig auf Tour, so es die äußeren Umstände zuließen. Zudem leben Sänger Grian Chatten und Kollegen mittlerweile nicht mehr auf der grünen Insel, und doch spielt sie eine zentrale Rolle in den Songs.

Das beginnt schon beim Titel, einem gälischen Ausdruck, der sich etwa mit "Verdammnis des Hirsches" übersetzen ließe. Eigentlich sei es aber ein Ausruf des Missmutes, wird Bassist Conor Deegan III vom Label zitiert: "In der Art, wie man 'Verdammt noch mal!' sagen würde und mit der Faust auf den Tisch haut." Klingt nach Wut und Krach? Nun, der Postpunk von Fontaines D.C. geht da behutsamer ans Werk, kann zwar durchaus die Gitarren zu einer Wall of Sound auftürmen, gefällt sich oft aber eher als konsequent konzipierte Ode an die grauen Tage des Lebens.

Bestes Beispiel dafür ist etwa der Opener "In ár gCroíthe go deo" (etwa: "Für immer in unseren Herzen"), der sich um eine in England lebende Frau dreht, die eben jenen Satz auf ihrem Grabstein als Inschrift wollte. Das wurde ihr von der Kirche von England zunächst allerdings verwehrt, sei es doch "zu provokativ". Die Nummer baut sich gemächlich auf, erfährt dank des mantraartigen Gesangs eine beinahe sakrale Atmosphäre, bevor zum Ende hin die galoppierenden Drums die Führung übernehmen. Tempo und Eingängigkeit finden in "Jackie Down The Line" zusammen, ganz im Kontrast zur inhaltlichen Härte über eine gewalttätige Beziehung.

Fröhlicher Pop geht definitiv anders, aber Fontaines D.C. verpassen ihrem Düsterrock nicht nur eine hoffnungsvolle Note, sie verstehen es allen voran, mit einfachen Mitteln große Effekte zu erzeugen, wie das repetitive "How Cold Love Is" beweist. Eine Erweiterung des bisherigen Klangkosmos ist wiederum "The Couple Across The Way", bei dem sich Sänger Chatten selbst am Akkordeon begleitet - ein wunderbar melancholischer Track, der erneut das Zwischenmenschliche in all seiner Abgründigkeit beleuchtet. Und das Lebensgefühl als Ire in England? Wird etwa im großartigen "Roman Holiday" auf den Punkt gebracht, wenn es in Bezug auf die englische Sprache heißt: "I don't wanna see the Queen, I already sing her song."

"Skinty Fia" zündet vielleicht nicht sofort im ersten Durchgang, was manche dem Album als Nachteil auslegen könnten. Von einer jungen Gruppe, die zum Sprung auf die ganz großen Bühnen ansetzt, hätte es möglicherweise etwas mehr Zugänglichkeit und das Bekenntnis zum großen Hit gebraucht. Im Kleinen gibt es das aber durchaus, man muss sich allerdings die Zeit nehmen, diese versteckten Perlen zu entdecken. Wer bei Fontaines D.C. dran bleibt, wird nämlich reichlich belohnt, wie nicht zuletzt der wunderbar zwischen Schönklang und Krach oszillierende Abschlusstrack "Nabokov" beweist. Diese Band hat keine Trends im Blick, wird nicht von Erwartungen erdrückt - sie spielt einfach, und das unheimlich zwingend. Verdammt noch mal!

(S E R V I C E - https://fontainesdc.com)