Jennifer Lawrence mit "Causeway" zurück im Indiegenre

Jennifer Lawrence kehrt zurück zu ihren Karriereanfängen
Zwölf Jahre nach ihrem Durchbruch in "Winter's Bone" im Alter von nur 20 Jahren kehrt Jennifer Lawrence mit "Causeway" von Lila Neugebauer zum unabhängigen Film zurück. Sie spielt eine verletzte Soldatin, die sowohl zu Hause wie auch im Krieg Traumata erlebt hat. Ein Prestigeprojekt für die Oscar-Preisträgerin, die das Drama mitproduziert hat und eine kurze Pause von Blockbustern nimmt. Abrufbar beim Streamingdienst Apple TV+.

Jennifer Lawrence spielt Lynsey, eine US-Soldatin, die aus Afghanistan nach Hause geschickt wurde, weil ihr Fahrzeug von einer Bombe getroffen wurde. Jetzt leidet sie an einer traumatischen Gehirnverletzung und ist fast katatonisch vor Depressionen. Der Film beginnt damit, dass sie ihr T-Shirt ausziehen, auf die Toilette gehen und ihre Zähne putzen will, aber sie schafft es nicht alleine. Sie muss ihre motorischen Fähigkeiten wiedererlangen, um wieder, so denkt sie, nach Afghanistan zurück zu können. Im Arbeiterviertel von New Orleans, wo sie aufgewachsen ist, gibt es nichts für sie. Ihre Mutter trinkt. Ihr Bruder ist ein Junkie. Ein Kriegsschauplatz ist all dem vorzuziehen.

Diese ersten, berührenden Szenen lassen darauf hoffen, dass dieser stille Film die Widerstände auf dem Weg zur Genesung ohne Klischees zeigt. Leider ist das nicht der Fall. Während Lynsey versucht, ihren Arzt davon zu überzeugen, dass sie wieder einsatzfähig ist (was sie nicht ist), nimmt sie den einzigen Job an, von dem sie denkt, dass sie ihn machen kann: sie putzt Swimmingpools. Da trifft sie einen freundlichen, schwarzen Automechaniker Henry (ein großartiger Brian Tyree), der mit seinen ganz eigenen Problemen zu kämpfen hat. Die beiden verlorenen Seelen freunden sich schnell an und werden sich bei ihren jeweiligen Heilungsprozessen helfen.

Regisseurin Lila Neugebauer, die mit "Causeway" ihr Spielfilmdebüt gibt, kommt eigentlich aus dem Theater und das merkt man. Ihr Film stützt sich sehr stark auf Dialoge, als wäre er einem Theaterstück nachempfunden. Ihr Filmemachen ist fast genauso ausdruckslos wie das Gesicht von Jennifer Lawrence zu Beginn des Dramas.

Die Oscar-Preisträgerin, die als bestbezahlte Schauspielerin der Welt galt, teilte kürzlich mit, dass sie das Gefühl habe, auf dem Höhepunkt des Ruhms ihr "Gefühl der Kontrolle" verloren zu haben. Schließlich ist es leicht zu vergessen, dass die Wurzeln der Frau, die die "Tribute von Panem"-Trilogie trug und die blaue Mystique im "X-Men"-Franchise spielte, in Low-Budget-Indie-Filmen wie Debra Graniks finsterem "Winter's Bone" (2010) liegen, mit dem sie ihren Durchbruch feierte.

Mit ihrem ungeschminkten Gesicht wirkt die 32-Jährige fast so jung wie vor zwölf Jahren, während sich Lynseys Vereinsamung oft wie eine reifere Erweiterung derselben Einsamkeit anfühlt, die Lawrence in ihrer mit dem Oscar gekrönten Darstellung in David O. Russells "Silver Linings" (2012) brachte. "Causeway" erreicht allerdings nie die Intensität solcher Filme. Der visuelle Stil von Lila Neugebauer ist weitgehend einfallslos. Das bedeutet, dass sich ihr Film auf die hervorstechende Leistung ihrer beiden Hauptdarsteller verlässt. Die stumme Verzweiflung in Lynseys unergründlichen Ausdruck ist das markanteste Bild des Films.

In vielen US-Medien wie IndieWire wird das Drama gerne als eine Erinnerung daran beschrieben, dass Jennifer Lawrence eine gute Schauspielerin ist. Wir brauchen keine Erinnerung daran. Sie machte Katniss Everdeen zu einer revolutionären Identifikationsfigur vieler junger Frauen. Sie war auch großartig als personifizierte Mutter Natur in Darren Aronofskys Bibelallegorie "mother!" (2016) und als Astronomie-Doktorandin in Adam McKays Satire "Don't Look Up" (2021). Die Tatsache, dass "Causeway" einen nicht mitreißt und hineinzieht, erinnert vielmehr daran, dass auch eine gute Schauspielerin einen Film vor seiner Mittelmäßigkeit nicht retten kann.

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