APA - Austria Presse Agentur

Johnny Depp erhält Festival-Ehrenpreis von San Sebastian

US-Schauspieler Johnny Depp (58) wird am Mittwochabend auf dem 69. Internationalen Filmfestivals von San Sebastian mit dem Donostia-Ehrenpreis für seine Filmkarriere ausgezeichnet. Die Auszeichnung für den "Fluch der Karibik"-Star, den das Festival als "einen der talentiertesten und vielseitigsten Schauspieler des zeitgenössischen Kinos" würdigt, löste im Vorfeld allerdings zahlreiche Proteste aus.

Hintergrund sind die Vorwürfe häuslicher Gewalt. In einem seit Jahren andauernden Rechtsstreit wirft ihm seine Ex-Frau Schauspielerin Amber Heard vor, Johnny Depp habe sie geschlagen und Gewalt über sie ausgeübt. Spanische Frauenverbände kritisierten deshalb die Vergabe des Preises als vollkommen unangebracht.

Festivaldirektor José Luis Rebordinos rechtfertigte jedoch die Entscheidung. Die Funktion des Festivals bestehe nicht darin, das Verhalten von Filmschaffenden zu beurteilen, "sondern jene Menschen zu würdigen, die einen außergewöhnlichen Beitrag zur Filmkunst geleistet haben".

Obwohl das Festival im Vorfeld der Preisvergabe während der Pressekonferenz versuchte, die Journalisten an Fragen zu dieser Polemik zu hindern, nahm Johnny Depp dennoch Stellung: "Als das alles begann, kamen die Schläge plötzlich von allen Seiten und Du bist ihnen wehrlos ausgesetzt. Du weißt gar nicht, wie Dir geschieht", erklärte Depp mit Blick auf die Angriffe und Proteste in den sozialen Medien nach den Vorwürfen seiner Ex-Frau. "Doch wenn Du die Wahrheit auf Deiner Seite hast, kann Dir nichts passieren", so der Hollywoodstar weiter.

Ohne die MeToo-Bewegung explizit zu nennen, stellte Depp klar, dass viele dieser Bewegungen mit einer guten Absicht entstanden seien, heuer aber vollkommen außer Kontrolle sind. "Niemand von uns ist mehr sicher. Wenn irgendjemand etwas über Dich sagt, steht es im Raum und Du bist dem ohne großen Verteidigungsspielraum ausgeliefert", erklärte Johnny Depp am Mittwoch in San Sebastian.

Unterdessen sprach sich auch Spaniens Kulturminister Miquel Iceta im Vorfeld für die Unschuldsvermutung aus. "Johnny Depp ist nicht formell angeklagt, weshalb ich es für ungerecht halte, ihn diesen Preis aufgrund von Vorwürfen nicht zu geben." Würde man Pablo Picassos Umgang mit Frauen in den Vordergrund stellen, dürfte man eigentlich auch nicht mehr seine Jahrestage oder Ausstellungen feiern. Man müsse nicht seine Wert als Mensch teilen, könne sehr wohl aber sein künstlerisches Talent und sein Werk feiern. So sei es auch mit Johnny Depp, erklärte der spanische Kulturminister der spanischen Tageszeitung El Diario Vasco auf der Eröffnung des Filmfestivals.

Depp zeigte sich dankbar und geehrt für den Preis, "obwohl man ihn mir mit Sicherheit aus Versehen gegeben hat". Im Gegensatz zu vielen Festivals reagierte die Filmbranche aber sehr wohl auf den Skandal. Aufgrund der Vorwürfe hatte zuletzt auch Warner Bros. sich entschieden, Depp aus der Besetzung des dritten Teils von "Phantastische Tierwesen" zu streichen. Seine Rolle übernahm schließlich der dänische Schauspieler Mads Mikkelsen. Der von "Harry Potter"-Autorin J. K. Rowling geschriebene und produzierte Film soll im kommenden Jahr in den Kinos anlaufen.

International wurde Depp Ende der 1980er-Jahre durch die Fernsehserie "21 Jump Street" bekannt. Seitdem war er in 80 Filmen und fünf Serien zu sehen und gehört zu den bestbezahlten Schauspielern Hollywoods. Weltberühmt machten ihn vor allem die Darstellungen des exzentrischen Kapitän Jack Sparrow aus "Fluch der Karibik" und "Edward mit den Scherenhänden". "Ich fühle mich sehr wohl in Rollen, in denen ich mich hinter Masken und in Kostümen verstecken kann", erklärte Depp in San Sebastian.

Für seine Rolle in Tim Burtons Fantasy-Tragikomödie wurde er auch für den Golden Globe nominiert. Diese Auszeichnung als bester Schauspieler erhielt er schließlich 2008 für seine Rolle in "Sweeney Todd". Er war ebenfalls in "Sherlock Holmes", "Sleepy Hollow" und Roman Polanskis Mystery-Thriller "Die neun Pforten" zu sehen. In Florian Henckel von Donnersmarcks Film "The Tourist" spielte er an der Seite von Angelina Jolie.

Für seine Darstellungen meist ungewöhnlicher und extravaganter Figuren wurde er dreimal für einen Oscar nominiert. Im November 1999 bekam Depp einen Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood. In San Sebastian wird er nun für seine Schauspielkarriere mit dem renommierten Donostia-Preis ausgezeichnet. Das noch bis Samstag dauernde Festival im nordspanischen Baskenland gehört neben Berlin, Cannes und Venedig zu den international wichtigsten Filmfestivals überhaupt.

(S E R V I C E - www.sansebastianfestival.com)