Niko Ostermann

Jonas Vogt: "PodcasterInnen sollen sich selbst nicht zu gerne reden hören"

Journalist Jonas Vogt spricht mit k.at über seine Insights in den österreichischen Podcastmarkt.

Der freie Journalist Jonas Vogt schreibt für renommierte Medien aus Österreich, Deutschland und der Schweiz und war außerdem als Host des Interview-Podcasts "Ganz offen gesagt" aktiv. Als Teil der Jury des k.at Podcast Awards gibt er hier seiner Erfahrungen zum Besten.

k.at: Welche Podcasts hörst du am liebsten – und warum?

Jonas Vogt: Tendenziell hör ich viel Internationales. Sowohl so wiederkehrende Sachen wie "Pod Save The World" (da gehts um US-Außenpolitik), "Planet Money" von NPR, "The Daily" von der "New York Times" oder auch die Podcasts von "The Ringer", wenn es eher in die Popkultur-Richtung gehen soll. Ich kipp aber auch immer wieder in abgeschlossene Geschichten rein. Der letzte Podcast, den ich mit Begeisterung gehört habe, war "Cui Bono? WTF happened to Ken Jebsen?" über den deutschen Verschwörungstheoretiker.

Was alle diese Podcasts vereint, ist, dass sie wissen, was sie wollen und welche Aufgabe sie erfüllen. Wöchentliche "Laber-Podcasts" sind der Stammtisch; kurze, abgeschlossene Geschichten sind der Artikel aus einem Nachrichtenmagazin; längere Sachen mit mehr Episoden sind das Sachbuch.

Was macht einen guten Podcast für dich aus?

Wie eben schon angedeutet: Do what you do best, so könnte man es zusammenfassen. Gute Podcasts haben eine klare Marke. Die Macher:innen wissen recht genau, was sie können und was nicht. Letztlich funktionieren Podcasts ähnlich wie die herkömmliche Medienwelt – ein Magazin, von dem niemand weiß, wofür es steht, wird untergehen.

Das Schlimmste, was Podcaster:innen meiner Meinung nach tun können, ist sich selbst zu gerne reden zu hören. Bis zu einem gewissen Maße ist das natürlich Voraussetzung. Aber es geht vor allem darum, die Bedürfnisse des Publikums über seine eigenen zu stellen. Das tun Journalist:innen leider viel zu selten, weil wir alle eitle Säcke sind.

Für dich ausgesucht

Welche Erfahrungen konntest du bisher auf dem österreichischen Podcastmarkt sammeln?

Ich war zweieinhalb Jahre einer der Hosts des Interview-Podcast "Ganz Offen Gesagt". Dort passieren circa 45- bis 60-minütige, ungeschnittene Interviews mit Personen aus dem politmedialen Bereich – wobei das "politmedial" bewusst sehr breit gefasst ist.

Was legst du Menschen ans Herz, die selbst gerne einen Podcast starten möchten?

Erstens: Überlegt euch, was eure Lücke sein könnte. Was könnt ihr gut, woran habt ihr Spaß?

Zweitens: Macht eine Konkurrenzanalyse – gibt es das, was ihr tun wollt, vielleicht schon 456 Mal?

Drittens: Übung macht den Meister. Podcasts machen ist ein Handwerk, gebt euch Zeit, das ein bisschen zu lernen.

Viertens: Habt Spaß und bleibt realistisch. Der österreichische Markt ist klein, die meisten Podcasts werden Hobby-Projekte bleiben. Spaß sollte deshalb die oberste Maxime sein. Wenn ihr euch am wohlsten damit fühlt, den 457. Podcast zu einem bestimmten Thema zu machen oder euch am liebsten selber schwafeln hört, dann vergesst alles, was ihr hier gerade über Markenpositionierung gelesen habt. Euer Podcast wird dann vermutlich nicht "erfolgreich" im engeren Sinne. Aber etwas zu tun, was man selber geil findet, ist natürlich auch ein Erfolg.