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"Keep your laws off my body": Das steckt hinter dem TikTok-Trend!

Auf TikTok hat sich ein neuer Trend etabliert, mit dem einige Userinnen zeigen, wieso Abtreibungen so wichtig sind.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

Triggerwarnung: In diesem Text werden Themen wie Abtreibungen, sexueller Missbrauch und Vergewaltigung behandelt. 

 

 

In den USA kommt es in den letzten Tagen zu einigen Protesten. Der Grund dafür ist vor allem eine Debatte über die Beibehaltung von rechtmäßigen Abtreibungen. In den USA gibt es kein landesweites Gesetz, dass Schwangerschaftsabbrüche erlaubt oder verbietet. Schwangere dürfen demnach bis zu 24. Schwangerschaftswoche eine Abtreibung vornehmen. Dafür dient das 1973 beschlossene Abtreibungsurteil, das in der Rechtsprechung von damals als "Roe gegen Wade" bekannt wurde und nun droht, durch GegnerInnen gekippt zu werden.

Laut "Bloomberg" sollen – falls das Abtreibungsurteil wirklich fällt – sogar bald die Pille danach und das Einsetzen der Spirale in einigen Staaten nicht mehr erhältlich oder möglich sein. Unzählige Frauen würden demnach die Produkte hamstern oder bei ihren ÄrztInnen so schnell wie möglich das Verhütungsmittel einsetzen lassen. 

"The New York Times" berichtet, dass südliche Staaten wie beispielsweise Texas die Abtreibung vollends verbieten würden, wenn der Oberste Gerichtshof zustimmen würde. Zudem würden sie den Schwangerschaftsabbruch nicht einmal bei Vergewaltigung oder Inzest erlauben. 

Auch auf TikTok ist das Abtreibungsurteil ein Thema, das sogar einen neuen Trend ins Leben gerufen hat. Zu dem Song "Vent" des Rappers Baby Keem erzählen UserInnen, was sie oder ihre Verwandten sowie Bekannten dazu veranlasst hat, eine Abtreibung vorzunehmen. Mehr als 18,6 Tausend Videos wurden bereits mit dem TikTok-Sound aufgenommen. 

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TikTokerInnen sprechen über traumatische Abtreibungsgründe 

Die meist weiblichen TikTok-UserInnen berichten von schockierenden Missbrauchsfällen und Vergewaltigungen. Userin @pres1.1 beschreibt in ihrem Video, dass ihre Großmutter von ihrem leiblichen Vater (dem Ur-Großvater der TikTokerin) sexuell missbraucht wurde und bei einer illegalen Abtreibung einen ihrer Eierstöcke verloren hat. 

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TikTokerin @totallyheather90 berichtete davon, dass sie unter Drogen gesetzt und von mehreren Männern vergewaltigt wurde. "Ich habe meinem Freund gesagt, dass ich bis zur Ehe warten will, aber stattdessen hat er die Kamera während des Missbrauchs gehalten. Ich hatte Glück, dass die Pille danach gewirkt hat", schrieb die Userin in der Bildunterschrift des Videos.

Auch Männer machen bei dem TikTok-Trend mit, um auf die Wichtigkeit von legalen Abtreibungen hinzuweisen: "Hast du jemals den Schmerz erlebt, der das Zeugen, Gebären und Großziehen eines Kindes mit sich bringt?", fragte User @loganr.lewis2. Im Anschluss blendete der User einen Text ein, indem steht, dass man "die Finger von ihren Körpern" (Annahme: Frauenkörpern) lassen sollte.

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Zugang zu Verhütungsmittel könnte Abtreibungsrate senken 

Eine Studie des Guttmacher-Instituts zeigt, dass eine Einschränkung oder ein Verbot der Abtreibung häufig zu höheren Abtreibungsraten führt. Besonders in Ländern mit den strengsten Abtreibungsgesetzen weisen auch die höchsten Raten von Schwangerschaftsabbrüchen auf. Ein leichterer Zugang zu Verhütungsmitteln würde diese Rate wieder senken.

  • Die Studie ergab außerdem, dass es zwischen 2015 und 2019 weltweit jährlich etwa 121 Millionen ungewollte Schwangerschaften gab.
  • Von diesen ungewollten Schwangerschaften endeten etwa 61 Prozent mit einer Abtreibung.
  • In Ländern, die Abtreibungen einschränken, ist der Prozentsatz der ungewollten Schwangerschaften, die mit einem Abbruch enden, in den letzten 30 Jahren gestiegen. Von 1990 bis 1994 ist die Prozentzahl von 36 auf 50 Prozent gestiegen.

Professionelle Hilfe 

Wer Erfahrungen mit Gewalt oder sexuellen Übergriffen erlebt oder in der Vergangenheit erlebt hat, kann sich kostenlos und anonym an die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800/222-555, www.frauenhelpline.at, an die Onlineberatung für Mädchen und Frauen im HelpChat, www.haltdergewalt.at oder an die Männerberatungsstelle unter 0720 / 70 44 00, https://www.maennerinfo.at wenden.

Mehr Informationen zu Abtreibungen und Schwangerschaftsabbrüchen findest du im öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs und auf "familienberatung.gv.at".