APA - Austria Presse Agentur

"La La Land"-Moment bei 47. International Emmys

Gestern wurden im New Yorker Hilton Hotel zum 47. Mal die International Emmys verliehen. Doch während im Krieg um Augäpfel die Serien unter großem Druck stehen, immer besser zu werden, scheint das Event selbst irrelevanter zu werden. Sogar der Moderator witzelte: "Ich hatte keine Ahnung, dass es diese Emmys überhaupt gibt!" Bestes Drama ist "McMafia" – und John Turturro vertauschte die Gewinner.

So startete der Abend mit einem eigenen, kleinen "La La Land"-Moment, den wir ab jetzt "McMafia-Moment" nennen werden. Der wunderbare US-Schauspieler Turturro ("Barton Fink"), der als erstes auf die Bühne gekommen war, um den Emmy in der Kategorie "Bester TV-Film/Beste Mini-Serie" zu verkünden, hatte offenbar den falschen Umschlag bekommen und den Gewinner der letzten Kategorie des Abends vorgelesen: das britisch-amerikanische Drama "McMafia".

"Das ist nicht das erste Mal, dass das bei einer Award-Show passiert ist!", witzelte der Hollywoodschauspieler sichtlich peinlich berührt. Nach einer ganzen Weile auf der Bühne, gab man dem armen Laudator dann schlussendlich das richtige Kuvert: Die Trophäe in der Sparte "Bester TV-Film/Beste Mini-Serie" ging an die australische Produktion "Safe Harbour". In der besten Schauspieler-Kategorie gewann Haluk Bilginer für seine Rolle in der türkischen Serie "Sahsiyet", während die Ungarin Marina Gera den Emmy als beste Darstellerin für ihre Rolle in "Örök tel" ("Eternal Winter") mit nach Hause nehmen durfte.

Durch den Abend führte der aus Malaysia stammende Schauspieler und Stand-Up-Comedian Ronny Chieng, bekannt als Korrespondent in der "Daily Show with Trevor Noah" und Star von "Crazy Rich Asians". Er nahm die Veranstaltung ordentlich auf die Schippe, was beim internationalen Publikum nicht immer gut ankam. "Bei den 'echten Emmys'", spielte er auf die amerikanische Schwester-Veranstaltung an, "hatten wir John Oliver, 'Fleabag' und 'Black Mirror'...so viele Briten haben gewonnen, ich dachte, das wären die Internationalen Emmys". Bei den US-amerikanischen Emmys gingen in diesem Jahr rund 40 Nominierungen an Serien, die außerhalb der USA kreiert wurden.

Die International Emmys hingegen werden seit 1973 von der International Academy of Television, Arts & Sciences vergeben, einer Organisation von Fernsehsendern mit Mitgliedern aus über 60 Ländern und über 500 Unternehmen. Aber von vielen der Serien, Künstlern und Künstlerinnen hat man in der Branche noch nie etwas gehört. Von der Veranstaltung wird auch in den US-Medien kaum berichtet. "So viele Serien aus so vielen Ländern sind nominiert" fuhr Chieng fort: "Ich kann es kaum erwarten, dass Hollywood in ein paar Jahren Remakes macht und sie versaut."

Brasilien und Großbritannien hatten die diesjährigen Nominierungen angeführt, die 21 Länder in elf Kategorien umfassten, wobei Österreich heuer nicht im Rennen war. Brasilien war in neun von elf Hauptkategorien nominiert, aber die Trophäen verteilten sich tatsächlich über den gesamten Globus. Die heurigen Gewinner und Gewinnerinnen kamen aus insgesamt acht Ländern: Australien ("Safe Harbour"), Türkei (Haluk Bilginer für "Sahsiyet"), Brasilien ("Hack the City" und "Especial de Natal Porta dos Fundos"), Niederlande ("Dance or Die" und "Bellingcat-Truth in a Post-Truth World"), Großbritannien ("The Real Full Monty: Ladies Night" und "McMafia"), USA ("Falco"), Ungarn (Marina Gera für "Örök tel") und Kolumbien ("La Reina del Flow").

In der Kategorie "Non-Scripted Entertainment" wurde die britische Serie "The Real Full Monty: Ladies Night" ausgezeichnet, eine Show, in der Promis für einen guten Zweck strippen. Kontrahent war in dieser Sparte unter anderem – kurioser Weise – die zweite Staffel der argentinischen Version von "The Voice". Zur besten Komödie wurde die brasilianische Serie "Especial de Natal Porta dos Fundos" ("The Last Hangover") gekürt, während die niederländische Produktion "Bellingcat-Truth in a Post-Truth World" zur besten Dokumentation erklärt wurde. Die beste Telenovela kam in diesem Jahr aus Kolumbien: "La Reina del Flow".

Neben der Präsentation von elf Emmys für Programm und Performances, wurden während des Abends zwei Sonderpreise von der International Academy vergeben: an die CNN- und PBS-Journalistin Christiane Amanpour, die zu Beginn dieses Jahres als eine der "Power of Women" vom Branchenblatt "Variety" ausgezeichnet wurde, sowie an David Benioff und D.B. Weiss, die Macher und Showrunner der Hit-Fantasyserie "Game of Thrones" – ein Versuch der Academy ein wenig Qualität in die Sache zu bringen. Die Serie hat bereits insgesamt 59 goldene Emmys gewonnen. Jetzt hat sie einen mehr.