APA - Austria Presse Agentur

Lambchop griffen mit Coveralbum dem Lockdown vor

Lambchop, die nach Eigenbeschreibung "most fucked up country-band in Nashville", hat ihr erstes Coveralbum aufgenommen. Es handelt sich aber nicht um ein "Corona-Platte", um damit eine erzwungene Konzertpause zu überbrücken. Vielmehr war Sänger und Mastermind Kurt Wagner fast prophetisch, als er seine Mitmusiker im Herbst 2019 ins Studio holte. "Ich hatte die Idee, anstatt wieder auf Tournee zu gehen, etwas aufzunehmen", erzählte Wagner im APA-Interview.

Für die Musiker bedeutete das: gleicher Lohn wie für eine Serie an Auftritten. Und diese wären dann auch gar nicht möglich gewesen. "Tja, leider", seufzte Wagner, auf die aktuelle Covid-Krise angesprochen. "Für Künstler und alle, die im Hintergrund mitarbeiten, ist das natürlich eine furchtbare Situation. Nicht nur für die..." Lambchop-Fans dürfen sich nun aber über "Trip" freuen (ab Freitag im Handel), das Liedern so unterschiedlicher Acts wie Stevie Wonder, Wilco oder The Supremes im Lambchop-Stil eint. "Es hat uns viel Freude gemacht, diese Songs in unseren Sound einzubetten."

Tatsächlich klingt "Trip" wie ein Spätwerk der Gruppe. Wilcos "Reservations", das den Anfang macht, hätte auch gut auf eine der beiden letzten Lambchop-Alben "FLOTUS" (2016) und "This (Is What I Wanted To Tell You)" gepasst. Mehr als zwölf Minuten mäandert der Stück, das in zarte Piano- und elektronisch verfremdete Klänge zerfliest. "Da haben wir uns mit dem Synthesizer gespielt", lächelte Wagner. Aber auch Wonders "Golden Lady", stilistisch im Original weit vom Lambchop-Sound entfernt, passt der Lambchop-Anzug wie angegossen.

Immer wieder gab es bei Konzerten der Herrschaften aus Nashville Fremdkompositionen zu hören, etwa "Chelsea Hotel #2" (Leonard Cohen) oder Bob Dylans "You're A Big Girl Now", das Lambchop etwa auf Tour mit Wilco u.a. im Wiener Gasometer wunderbar interpretierten. "Ja, Coverversionen sind für uns nichts Neues", sagte Wagner. "Wir haben mehrmals welche ins Programm genommen. Der Unterschied ist, dass wir diesmal nicht darüber diskutiert haben, welchen Song wir denn cover könnten. Die Idee hinter 'Trip' war, dass jeder Mitwirkende jeweils ein Lied auswählt, das dann von der Band eingespielt wird. Ich habe mich bei der Produktion der jeweiligen Stücke zurückgehalten und möglichst wenig eingemischt. So ist das Album entstanden. Jeden Tag haben wir einen Song aufgenommen."

Einen originellen Ansatz wählte der Chef: Wagner entschied sich für "Weather Blues", einer Komposition von James McNew, dem Bassisten von Yo La Tengo. "Das Lied ist, so weit ich weiß, noch auf keinem anderen Album veröffentlicht", berichtete Wagner, der mit dem "Trip"-Gesamtergebnis mehr als zufrieden ist. Da jedes Bandmitglied beim jeweiligen Song quasi selbst Regie führte, "sind Dinge an die Oberfläche gekommen, die zwar immer schon bei Lambchop da waren, aber ein bisschen von meinem Songwriting und dem ganzen Arbeitsprozess überschattet wurden".

Themenwechsel: Kurt Wagners Frau ist demokratische Politikerin. Das stellt sich natürlich die Frage, ob Wagner an einen politischen und gesellschaftlichen Wandel in den USA glaubt. "Es wird eine Zeit dauern. Veränderungen werden nach der Wahl sofort da sein. Man muss jetzt Geduld haben. Veränderungen sind dringend notwendig und ich bin überzeugt, dass sie auch kommen."

Von Wolfgang Hauptmann/APA