Was ist das Lucky-Girl-Syndrome?

Unsplash Brooke Cagle

Cool oder fragwürdig? Was ist das "Lucky Girl Syndrome" auf TikTok?

Kennst du jemanden, der mit einer extra Portion Glück durchs Leben geht? Vielleicht hat diese Person das "Lucky Girl Syndrome"!

Es scheint, als passiere manchen Menschen ständig ein glücklicher Zufall, beziehungsweise wirkt es, als ob sich die Welt nur so vor ihnen ausbreitet. Was fast wie die Erfahrung von Männern im Berufsleben klingt, ist laut TikTok vor allem auf junge Frauen anwendbar: Wer hat nicht die eine Freundin, die wie in Watte gebauscht durchs Leben geht und der sich viele Türen wie durch Magie öffnen? Sie lebt vielleicht das "Lucky Girl Syndrome".

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Das neueste Buzzwort der Plattform TikTok beschreibt wie so oft ein schwammiges Konzept. Aber was sind Anzeichen dafür, dass jemand ein "Lucky Girl" ist? Wie erwähnt, gehört laut mehreren TikTok-Videos auf jeden Fall eine bestimmte Attitüde dazu, mit der man dem Leben begegnet. Man sollte schon wirklich daran glauben, dass die Welt ein positiver, mit Chancen gefüllter Ort ist und das Glück nur hinter der nächsten Ecke wartet. Was vielleicht ein wenig irrational und auch naiv klingt, erklären NutzerInnen als ihre Realität.

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Das Universum auf unserer Seite?

Die TikTokerin @skzzolno hat sogar ein Experiment mit ihrer Freundin gestartet, um in den Seinszustand einer Frau mit "Lucky Girl Syndrome" einzutauchen und in Folge auch ihr eigenes Leben zu transformieren. Sie erklären im Video, dass einfach alles für sie funktioniert, einfach weil sie beschlossen hätten, dies als ihre Realität anzusehen. Das Universum sei nun auf ihrer Seite. Die Freundinnen sprechen jeden Tag darüber, dass die Dinge, die sie wollen, einfach passieren und wiederholen dies wie ein Mantra: "Probiert es aus. Alles funktioniert einfach."

Manifestation und Gesetz der Annahme

Was klingt wie die "Macht der Manifestation", also die eigenen Gedanken darauf auszurichten, Positives ins Leben zu ziehen, könnte auch mit der philosophischen Theorie von Goddard aus den 60-er Jahren erklärt werden. Beim Gesetz der Annahme geht es laut "Guidelinelaw" darum, dass Dinge, die als wahr angesehen werden, sich auch materialisieren werden. Beziehungsweise zu bitten, um zu empfangen. Wenn ich etwas glaube zu wissen, ist es dann auch wahr? Was sehr metaphysisch klingt, ist wissenschaftlich vielleicht schwer festzumachen.

Mit "Wishful-Thinking" zum Erfolg?

Psychologin äußert sich zum "Lucky-Girl-Syndrom"

Aber was sagen ExpertInnen zum "glücklichen" Phänomen? Stecken sogar psychologische Mechanismen hinter der gewagten Theorie? Wie die Psychologin Dr. Weld-Blundell laut "Indy" erklärt, ist an dem "Lucky-Girl-Syndrom" sogar was dran: "Um langanhaltende Veränderung zu bewirken, sollte man den Trend mindestens 30 Tage lang betreiben." 

Das Phänomen sei eine Mischung aus positivem Denken, "Self-Talk" und Affirmationen. Solche Werkzeuge werden auch in der Therapie eingesetzt und können, laut Psychologin, die eigenen Emotionen positiv beeinflussen. Dies führe wohl zu einem besseren Lebensgefühl und man begegne Menschen auch anders, welche in Folge auch offener auf einen selbst reagieren würden. Et voilà – Das "Lucky-Girl" ist geboren.

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Kritik an "Lucky Girl Syndrome"

Content rund um "Lucky Girls", ist auf der Plattform TikTok keine Seltenheit mehr – meist junge Frauen berichten darüber, wieviel Glück sie im Alltag anziehen würden. Andere lassen sich dadurch entweder inspirieren oder tun dies als Humbug ab. "Lucky Girl Syndrome" ist in aller Munde! 

Liest man die Kommentare, so häufen sich die kritischen Meinungen rund um Themen wie Mental Health, persönliches Privileg oder systemischen Rassismus – schließlich sind es meist junge, weiße, Cis-Frauen, die sich mit diesem speziellen Auswuchs eines glücklichen Lebens identifizieren können. Nur selten werden diese wohl Benachteiligung aufgrund ihrer Hautfarbe erlebt haben. Auch aus welcher sozialen Schicht oder mit welchen ökonomischen Vorteilen sie bereits geboren wurden, bleibt in den Berichten unerwähnt.

Toxische Positivität?

Manch Eine/r schreibt sogar, dass das "Lucky Girl Syndrome" sogar eine Art von "toxischer Positivität" ist, bei der also negative Emotionen beiseite geschoben werden, um nur Raum für Glückseligkeit zu schaffen. Dass dies nicht realistisch ist und nur auf kurze Dauer funktioniert, wurde oft medial besprochen. Negative Emotionen oder psychische Erkrankungen sollten immer ernst genommen werden. 

Wer sich also für eine Woche mal selbst mit dem "Lucky Girl Syndrom" infizieren möchte, der soll ausprobieren, ob ein positiverer Ausblick nicht vielleicht doch (kleine) Wunder wirkt. Solange die Bodenhaftung bestehen und man sich selbst dabei treu bleibt, hat man doch wenig zu verlieren.