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Manifesting: Was steckt hinter dem TikTok-Trend?

Immer mehr TikTokerInnen erklären in ihren Videos, man könne mithilfe positiver Gedanken alles im Leben erreichen. Doch stimmt das wirklich?
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

Können wir allein mit unseren Gedanken all unsere Träume erfüllen? Das behaupten zumindest viele TikTokerInnen. Sie sind der Meinung, dass wir durch "Manifestation" unsere Ziele erreichen können. Der "Duden" definiert den Begriff "Manifestieren" unter anderem als "sich zu erkennen geben, sichtbar werden".

Mit einfachen Anleitungen in TikTok-Videos soll das scheinbar Unmögliche möglich gemacht werden – und dafür muss man nicht einmal viel tun: Alles, was du machen musst, ist ganz fest an deinen Traum/Wunsch zu glauben, heißt es.

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Wie funktioniert der #manifesting-Trend? 

Im Englischen ist der Begriff als "Manifesting" bekannt. Unter dem gleichnamigen Hashtag findet man auf TikTok zahlreiche Videos, der Hashtag selbst wurde über 13 Milliarden Mal aufgerufen. Doch was genau steckt nun hinter dem TikTok-Trend? 

UserInnen geben Tipps, wie man mithilfe von Manifesting reich, beliebt oder glücklich werden soll. Userin @paolllamichellle etwa empfiehlt, Dinge, die man sich wünscht, aufzuschreiben und damit zu verinnerlichen. 

User @teariki_zakaio schlägt seinen FollowerInnen regelmäßig positive Affirmationen vor – also positive Glaubenssätze, die das Mindset in die "richtige Richtung" lenken sollen. Diese solle man mehrmals täglich aufsagen und wiederholen, dadurch soll man besser, glücklicher oder entspannter werden.

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Zudem häufen sich immer mehr Videos, in denen ein bestimmter Sound abgespielt wird, der beim Manifesting helfen soll. "Bestie, wenn du diesen Sound benutzt, wird etwas, das du manifestiert hast, in 39 Minuten wahr werden", heißt es beispielsweise in einem solchen Video von @itsjessduncan.

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Manifesting als Hindernis?

Der TikTok-Trend wird vor allem durch positives Denken vorangetrieben. Positive Gedanken triggern positive Ereignisse – Gutes zieht Gutes an, heißt es. Das steht auch in dem Buch "Law of attraction", das diese These nochmal umschreibt. Die Idee zu Manifestation fand laut "Der Standard" ihren Ursprung bereits im frühen 19. Jahrhundert. "Positive Zukunftsträume und Zukunftsfantasien können helfen momentan die Stimmung zu verbessern", sagte Dr. Gabriele Oettingen von der Universität Hamburg gegenüber "Der Standard". 

Sie untersuchte Studierende während ihres Studiums oder auf der Jobsuche. Dabei fand sie heraus, dass Studierende, die mehr Tagträume hatten, schlechter bei der Jobsuche oder bei Prüfungen abschnitten. Der Grund dafür: Die ProbandInnen hatten sich durch ihre Gedanken schon "angekommen" gefühlt und das Gefühl, dass sie ihre Ziele bereits erreicht hatten. "Und dann haben sie sich entspannt", erklärte die Expertin weiter. Das sorgte für große Enttäuschungen unter den Befragten. 

Diese Vorstellungen geben uns die Chance, alle Möglichkeiten, die zur Erreichung unseres Traums zur Verfügung stehen, zu erforschen. "Aber wenn es darum geht, die gewünschte Zukunft zu erreichen, dann sind sie ein Hindernis", sagte Oettingen weiter.

Eine positive Einstellung kann bestimmt dazu beitragen, dass man bestimmte Ziele im Leben besser erreicht. Die Untersuchung von Dr. Gabriele Oettingen zeigt jedoch, dass diese "Traumvorstellungen" uns auch eine falsche Sicherheit vermitteln können. 

Sich positive Affirmationen aufzusagen oder bestimmte Ziele mit Vision Boards und Co. zu manifestieren, ist nichts Negatives. Man sollte jedoch eines dabei nicht vergessen: Von nichts kommt nichts – das Handeln ist demnach immer noch der wichtigste Indikator, um seine Lebensträume zu erfüllen.