APA - Austria Presse Agentur

"Mary Poppins"-Star Julie Andrews wird 85

Julie Andrews stellt sich auf Twitter mit wenig Worten treffend vor: "Schauspielerin, Autorin, Sängerin. Ein wenig aus der Übung aber bekannt dafür, gelegentlich zu fliegen." Die Oscar-Preisträgerin, die am Donnerstag 85 Jahre alt wird, verfasst seit den 70er Jahren Kinderbücher. Das Schreiben wurde noch wichtiger, als die Sängerin 1997 nach einer verpfuschten Operation an den Stimmbändern vorübergehend ihre Stimme verlor.

Schließlich war es ihr Singen, das Andrews von Kindesbeinen auf die Bühne brachte. Ihre Mutter - eine Pianistin - erkannte früh das Talent, als Teenager sang sie über vier Oktaven. 1956 hob Andrews bei ihrem Broadway-Debüt das Musical "My Fair Lady" mit aus der Taufe und wurde über Nacht zum Star. Die Gesangskarriere war nach der OP dahin, doch davon ließ sich der "fliegende Star" nicht bremsen.

Ihr erster Höhenflug in Hollywood als "Mary Poppins" machte die gebürtige Britin unvergesslich. Als zauberhafte Nanny landet sie mit ihrem Regenschirm bei der reichen Londoner Familie Banks und stellt das Leben der Kinder Michael und Jane mit Fantasie auf den Kopf. Die Rolle in dem aufwendigen Disney-Musical war ihr erster Spielfilmauftritt überhaupt. 1965 stand sie strahlend mit einem Oscar als beste Hauptdarstellerin auf der Bühne. "Ihr Amerikaner seid berühmt für eure Gastfreundschaft, aber das hier ist wirklich irre", stammelte der trällernde Blondschopf in seiner charmanten Dankesrede.

Offenbar war der Oscar hart verdient. Andrews führte die Stunts als fliegende Nanny selbst aus. Dazu musste sie stundenlang über dem Set baumeln, wie die Schauspielerin im vorigen Oktober in der US-Talkshow "Live with Kelly and Ryan" erzählte. "Ich trug einen Flug-Gurt mit zwei Stahlplatten, die recht schmerzhaft in die Hüfte drückten", erinnerte sich Andrews. Die schwierigsten Szenen hoben sie für den letzten Drehtag auf, im Falle, es passiert etwas, witzelte der Star. Tatsächlich sei sie einmal recht hart aus der Luft auf die Bühne gestürzt.

Ein Jahr später war sie in dem Film-Musical "The Sound of Music - Meine Lieder, meine Träume" das bezaubernde Kindermädchen, das den verwitweten Baron von Trapp (Christopher Plummer) und dessen singende Kinderschar in Österreich für sich gewinnt. Der mit fünf Oscars gekrönte Hollywoodfilm mit Liedern wie "Do-Re-Mi" und "So Long, Farewell" ist in den USA ein Kultklassiker.

Inzwischen ist Andrews zu einer richtigen "Dame" geworden. Von der britischen Queen wurde sie zur Jahrtausendwende in den Adelsstand erhoben. Mit der sprichwörtlichen feinen englischen Art und makellos sitzender Frisur präsentiert sich Andrews weiterhin ihren zahlreichen Fans, besonders auch den Jüngsten.

Während der Corona-Pandemie produziert der Filmstar einen Podcast mit dem Titel "Julie's Library: Story Time with Julie Andrews". Zusammen mit ihrer Tochter Emma Walton Hamilton (57) liest sie seit April jede Woche Kindergeschichten vor, viele von ihr verfasst. Über ihr eigenes Leben plauderte sie in zwei Autobiografien, zu erzählen gibt es genug.

Nach ihren singenden Kindermädchen-Erfolgen in "Mary Poppins" und "The Sound of Music" rebellierte Andrews gegen dieses Image. Für Alfred Hitchcock trat sie in "Der zerrissene Vorhang" vor die Kamera. Regisseur Blake Edwards castete sie in ungewöhnlichen Rollen, darunter in der Hollywoodsatire "S.O.B." und in der Verwechslungs-Komödie "Viktor und Viktoria". Darin brillierte sie mit einem gekonnten Geschlechterwechsel als Frau und Mann im Paris der 30er Jahre.

Mit dem "Der Rosarote Panther"-Regisseur Edwards war sie seit 1969 bis zu dessen Tod im Jahr 2010 in zweiter Ehe verheiratet. Das Ehepaar zog fünf Kinder groß, darunter zwei Mädchen aus Vietnam, die sie in den 70er Jahren adoptierten. Mittlerweile gibt es eine Schar von Enkelkindern.

Mit einer Rolle in der romantischen Komödie "Plötzlich Prinzessin" meldete sich Andrews nach ihrer schweren Stimmbandoperation 2001 mit halbwegs erholter Stimme wieder zurück. Regisseur Garry Marshall castete sie als königliche Großmutter, die ihre schüchterne Enkelin (Anne Hathaway) zu einer Prinzessin erzieht. Nach "Plötzlich Prinzessin 2" (2004) gab es immer wieder Berichte über einen möglichen dritten Teil.

"Klar würde ich dabei mitmachen", sagte Andrews im April in der CBS-Sendung "The Talk". Es soll ein Skript geben, nur sei noch nichts auf ihrem Schreibtisch gelandet. "Ich werde schrecklich alt und schrullig", witzelte der Star. Aber noch einmal mit Hathaway zu drehen wäre "entzückend".