Maske

APA/AFP/INA FASSBENDER / INA FASSBENDER

Lasst mich weiterhin meine Maske tragen!

"Du musst hier aber keine Maske mehr tragen!" – Ja, danke, ich weiß! Ich möchte aber bitte trotzdem.
Franz Lichtenegger

Wisst ihr noch, Anfang 2020, als die Corona-Pandemie langsam aber sicher auch in Österreich Einzug hielt, und wie ungewohnt es damals für uns alle war, plötzlich mit Mundschutz einkaufen zu gehen?

Es dauerte eine Weile, bis die Tragepflicht von Mund-Nasen-Schutz für alle "normal" war. Wenn sich anfangs dennoch mal jemand ohne Maske in ein Geschäft verirrte, wurde die Person meist mit bösen Blicken gestraft – und eventuell daran erinnert, dass ja jetzt Maskenpflicht galt. Lang ist's her!

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Fast forward: Wir schreiben das Jahr 2021. Die Corona-Pandemie ist immer noch nicht vorbei, dennoch wurde am 22. Juli die Tragepflicht von Mund-Nasen-Schutz im österreichischen Handel aufgehoben (Wien ist die Ausnahme, hier gilt beim Shopping weiterhin Maskenpflicht). In der Gastronomie braucht man in ganz Österreich schon seit dem 1. Juli keine Masken mehr, stattdessen gilt die 3-G-Regel.

Das bedeutet: Der Besuch im Wirtshaus des Vertrauens darf nun gänzlich ohne Mundschutz erfolgen – und plötzlich ist die Shaming-Situation aus dem Frühjahr 2020 umgekehrt. Nun erntet man böse Blicke, wenn man eine Maske trägt. 

"Hier musst du aber keine Maske mehr tragen", "Du weißt aber schon, dass hier keine Maskenpflicht mehr gilt?", "Die brauchst du aber nimmer!", sind die häufigsten Sätze, die ich nun beim maskierten Betreten eines Lokals zu hören bekomme. Von einem Gastronom wurde ich sogar dazu aufgefordert, den FFP2-Schutz abzunehmen: "Maske weg, wir wollen die Gesichter unserer Gäste sehen!"

Hier scheint es eine Art Missverständnis zu geben: Ja – die Tragepflicht von Mund-Nasen-Schutz wurde in vielen Bereichen aufgehoben. Das bedeutet aber nicht, dass es plötzlich so was wie ein Maskenverbot gibt. Das Virus gibt es immer noch. Mit Mundschutz ist die Chance, sich oder andere damit anzustecken, geringer. Wenn ich die Möglichkeit habe, mühelos ein Risiko zu senken, möchte ich das gerne tun.

Ich verstehe euch – ihr habt genug von Masken. Genug von Maßnahmen. Genug von Corona! Ich verstehe euch, denn wir alle haben diese Gefühle. Ich garantiere euch, keine Menschenseele hatte jemals Lust auf diese Pandemie.

Die teilweise Aufhebung der Maskenpflicht fühlt sich da an wie längst überfälliger Silberstreif, ein Anzeichen dafür, dass dieser ganze Scheiß bald vorbei sein könnte. Licht am Ende des Tunnels! Ein Lokal ohne Maske zu betreten, so wie früher, fühlt sich da schnell an wie ein Befreiungsschlag.

So gesehen ist es vielleicht sogar nett gemeint, wenn ihr eine Person dazu auffordert, ihre Maske runterzunehmen: Ohne Mundschutz fühlt ihr euch erleichtert und frei – und euer Gegenüber soll gefälligst auch in diesen Genuss kommen! Aber Maskenlosigkeit ist nach Monaten der Pandemie nun mal nicht für alle Menschen ein positives Gefühl.

Von daher, eine simple Bitte: Lasst mich meine Maske tragen. Heute und für immer. Denn wenn ich es mir recht überlege, will ich vielleicht sogar in einer Welt nach Corona (unwahrscheinlich, aber trotzdem!) weiterhin zur Maske greifen. An das Leben ohne Grippe könnte ich mich nämlich gewöhnen.

Nehmt es einfach wie mit Kondomen: Da motzt ihr doch auch keine fremden Leute an, wenn sie welche verwenden, oder? (ODER???)