APA - Austria Presse Agentur

Morde mit Ansage: Neuer Poznanski-Thriller "Stille blutet"

Wenn auf einem Buchcover Ursula Poznanski als Autorin sowie "Thriller" als Genre-Angabe vermerkt sind, bedeutet dies meist folgendes: Eine mitreißende und zum Miträtseln anregende Lektüre - verbunden mit dem Wunsch, von jeglichen Alltags-Aufgaben entbunden zu sein, um sich ganz der Sogwirkung der Erzählung hingeben zu können. Diesem Anspruch wird die Wiener Autorin auch in ihrem neuen Werk "Stille blutet" (Knaur-Verlag) gerecht, dem Auftakt zu einer neuen Thriller-Reihe.

Handlung und Handelnde sind in Poznanskis neuem Buch so völlig anders als in der erfolgreichen VANITAS-Reihe, und doch erkennt man beim Lesen sehr bald Poznanskis Handschrift: Das Vorgeplänkel, bis erstmals "was passiert", ist äußerst kurz. Schon nach ein paar Seiten ist der erste Mord geschehen, mitsamt den Rätseln, die er aufgibt. Das Ganze mit einem nicht zu unterschätzenden Zusatz-Aspekt: Erstes Opfer der sich nach und nach durch Wien ziehenden Mordserie ist eine TV-Nachrichtensprecherin, die die Ankündigung ihrer Ermordung live vor der Kamera verliest - weil der Teleprompter mit dem zu verlesenden Text offensichtlich manipuliert wurde - doch von wem?

Während sich die Aufregung um den Mord mit Ansage erst so richtig aufbaut, wird auf der Web-Seite eines Bloggers eine ganz ähnlich lautende Ankündigung veröffentlicht - der Mann werde in Kürze tot aufgefunden werden und "ein Verbrechen wird man nicht ausschließen können", heißt es in dem Eintrag.

Nachdem sich auch diese rätselhafte Prophezeiung bewahrheitet, werden die polizeilichen Ermittlungen nicht zuletzt durch einen Trittbrettfahrer-Effekt erschwert: Twitter und Co. werden regelrecht mit Ankündigungen von Menschen, die angeblich bald unfreiwillig aus dem Leben zu scheiden haben, überschwemmt. Was davon ist echt und was absoluter Nonsens? Eine schwierige Aufgabe für die junge Ermittlerin Fina Plank und ihr Team. Bei einem möglichen dritten Mordopfer ist nach der ominösen Ankündigung lange unklar, ob es noch am Leben ist - und während der lange Zeit erfolglosen Suche wird ein Video einer anderen unfreiwillig sterbenden Person unters Social-Media-Volk gebracht, wodurch der Fall in seiner gesamten Tragweite immer undurchsichtiger wird.

Der Autorin gelingt es mit diesem knapp 400 Seiten starken Werk, in dem sich das Netz um den ungeschickt agierenden und möglicherweise in eine Falle gelockten Hauptverdächtigen - dem Ex-Lebensgefährten der getöteten Nachrichtensprecherin - immer enger zieht, ein Spiegelbild des heutigen Medienzeitalters abzubilden: Dies ist einerseits von der Sensationsgeilheit von Boulevardblättern gekennzeichnet, die sich naturgemäß in aller Aufgeregtheit auf das Thema stürzen - und denen vermeintliche Augenzeugen mehr erzählen als der Polizei. Und andererseits von den sogenannten sozialen Medien, in denen zu einer schockierenden Mordserie neben empathischen Einträgen auch jede Menge abstoßende und vermeintlich witzige Kommentare abgesondert werden.

Und mittendrin eine junge Kriminalpolizistin, deren Arbeit nicht nur durch die genannten Begleitumstände erschwert wird, sondern auch durch einen arroganten und ihr gegenüber herablassend agierenden Kollegen. Wird es Fina Plank gelingen, durch gute Ermittlungsarbeit ihr Standing in ihrer Abteilung zu verbessern? Und entwickelt sich möglicherweise sogar zwischenmenschlich mehr mit einem anderen, sympathischeren Kollegen? Fragen, die möglicherweise erst in den Folge-Bänden geklärt werden, wenn es die nächsten Kriminalfälle zu klären gilt, die nichts für Zartbesaitete sind - denn auch dann werden wieder der Name Poznanski und der Vermerk "Thriller" auf einem Buchcover vermerkt sein...

(S E R V I C E - Ursula Poznanski: "Stille blutet", Knaur, 397 Seiten, 17,50 Euro, E-Book: 12,99 Euro)