APA - Austria Presse Agentur

Musik als Erlösung: Neues Folk-Pop-Album von Weyes Blood

Erst einmal ist die Musik der Songwriterin Natalie Mering, bekannt unter dem Namen Weyes Blood, eine Zeitreise. Die US-Amerikanerin ist 34 Jahre alt, doch auf ihrem fünften Album hören wir klassischen Songwriter-Pop wie aus den 1970ern, der an die Musikerin Carole King oder die Carpenters erinnert. Zeitlose Musik also, die auch heute noch funktioniert. Klare Piano-Melodien stehen auf "And In The Darkness, Hearts Aglow" ebenso im Fokus wie Merings schöne Alt-Stimme.

Den Opener "It's Not Just Me, It's Everybody" könnte man fast auf "Tapestry" verorten, Kings legendärem und sagenhaft erfolgreichen Album von 1971. Highlight der neuen Platte von Weyes Blood ist das vorab ausgekoppelte "Grapevine", das sich von einer zarten Folkballade langsam zu einem hymnischen Popstück mit Kirchenglocken und Chören aufschwingt.

Die Zeitreise endet allerdings abrupt, sobald man auf die Texte hört. "Trying to break away/ From the mess we made/ Oh we don't have time anymore/ To be afraid, anymore" heißt es an einer Stelle. Klare Anklänge an aktuelle Krisenzeiten, man mag an die Klimakatastrophe denken - die Zeit läuft ab, und das Schlamassel haben wir uns selbst eingebrockt.

Der Song "The Worst Is Done" weckt Erinnerungen an die Pandemie: "It's been a long strange year/ Everyone's sad (...) We slept walked through the years/ Didn't think we'd all lean in/ To hyper isolation". Von traurigen Menschen, ihrem schlafwandelnden Zeitvertreib und der alles vereinnahmenden Isolation singt Weyes Blood da.

Ähnlich düster fällt die Zeitdiagnose von Mering persönlich aus. "Wir leben in einem voll funktionstüchtigen Desaster", sagte sie vor der Veröffentlichung des neuen Albums in einer Mitteilung. Doch es gebe Hoffnung, formulierte sie selbst etwas kryptisch: "Mein Herz ist ein Leuchtstab, der zerbrochen wurde - er erleuchtet meine Brust mit Ernsthaftigkeit."

Damit bezieht sie sich auf das Albumcover, das sie selbst mit einem strahlenden Licht auf der Brust zeigt. Auch musikalisch nimmt sie das Hoffnungsthema auf. Wir hören nicht nur beschwingtes Gitarrenspiel, sondern Streicher, sprudelnde Harfenklänge, ein Cembalo oder ätherische Synthesizer. Ein irgendwie kathedraler Sound.

"And In The Darkness, Hearts Aglow" kann man sich gut live in einer Kirche vorstellen, dort liegen auch Merings Ursprünge. So wuchs sie bei sehr christlichen Eltern auf, wie sie in Interviews erzählte, habe sich aber irgendwann von der starren Religion ihrer Eltern gelöst. Der Glaube an die erlösende Wirkung von Musik ist ihr geblieben.

(S E R V I C E - www.weyesblood.com)