APA - Austria Presse Agentur

Musiker Gil Ofarim: Antisemitismus-Vorfall in Hotel

Der Musiker Gil Ofarim ist nach eigenen Angaben Opfer eines antisemitischen Vorfalls im Leipziger "Westin Hotel" geworden.

Dort habe ihn ein Mitarbeiter aufgefordert, seine Kette mit einem Davidstern einzupacken, berichtete Ofarim in einem am Dienstag veröffentlichten Video bei Instagram. Zwei Mitarbeiter des Hotels wurden beurlaubt. Am Abend hatten sich Hunderte Menschen vor dem Hotel versammelt, um Solidarität mit Ofarim und Jüdinnen und Juden in Deutschland zu zeigen.

Ofarim hatte in dem Instagram-Video berichtet, wegen seiner Davidstern-Kette beim Einchecken in das "Westin Hotel" von Mitarbeitern nicht berücksichtigt worden zu sein. Er erzählte, wie er sich in eine Schlange eingereiht habe. Immer wieder seien Personen vorgezogen worden. Als er nach 15 Minuten an der Reihe gewesen sei, habe er gefragt, was das solle. Der Mitarbeiter habe geantwortet: "Um die Schlange zu entzerren", dabei habe Ofarim ja selbst darin gestanden. Daraufhin habe "irgendeiner aus der Ecke" gerufen, dass er seinen Stern einpacken solle. Auch der Hotelmitarbeiter habe gesagt: "Packen Sie Ihren Stern ein."

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Die Polizei nahm Ermittlungen auf und wollte nach eigener Aussage am Mittwoch der Staatsanwaltschaft die Ermittlungsunterlagen zur rechtlichen Prüfung vorlegen. Olaf Hoppe, Sprecher der Leipziger Polizei, sagte, dass die mutmaßliche Aussage des Hotelangestellten für ihn "klar antisemitisch" sei. Ob Ofarim Anzeige erstattete, war am Mittwoch zunächst unklar.

Irena Rudolph-Kokot von "Leipzig nimmt Platz" sagte bei der abendlichen Kundgebung, bei der die Polizei die Teilnehmerzahl auf einen "mittleren dreistelligen Bereich" schätzte, dass der antisemitische Vorfall extrem wütend mache und nicht unwidersprochen bleiben dürfe. "Wir solidarisieren uns mit allen Jüdinnen und Juden, denen das in Deutschland immer noch viel zu häufig passiert", sagte sie. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hotels nahmen an der Kundgebung teil. Dabei wurde vor dem Hoteleingang ein Transparent hochgehalten, auf dem die Flagge Israels zu sehen war.

Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Medien zeigten sich schockiert. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, schrieb in einem Statement beim Kurznachrichtendienst Twitter, dass die Anfeindung erschreckend sei. Es sei zu hoffen, dass das Hotel personelle Konsequenzen ziehe. Er hoffe ebenso, "dass wir künftig auf Solidarität treffen, wenn wir angegriffen werden." Der Pianist Igor Levit schrieb an das Hotel gerichtet: "Shame on you".

Der Davidstern ist eines der bekanntesten Symbole, die mit dem Judentum verbunden werden. Er besteht aus einem Hexagramm, das durch zwei ineinander verwobene gleichschenklige Dreiecke gebildet wird. Obwohl das Hexagramm als jüdisches Zeichen bereits im 7. Jahrhundert vor Christus vorkommt, schmückt der Davidstern erst seit dem Mittelalter Synagogen und seit 1948 die Flagge des Staates Israel. Während des Nationalsozialismus wurde der Davidstern den Juden als Stigma ("Judenstern") aufgezwungen.