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Natascha Kampusch liefert mit "Stärke zeigen" Lebensberatung

Unter dem Titel "Stärke zeigen. Bewältigungsstrategien für ein kraftvolles Leben" hat Natascha Kampusch dieser Tage ihr inzwischen viertes Buch vorgelegt. Das 34-jährige frühere Entführungsopfer gibt auf rund 170 im Wiener Dachbuch-Verlag erschienenen Seiten Tipps zur Optimierung des Lebens. Leitlinie ist dabei, Erfahrungen und Erinnerungen aus der Vergangenheit mit Blick auf die Zukunft im Hier und Jetzt umzusetzen - und das mit möglichst vielen positiven Assoziationen.

Was dieses Buch von anderen Ratgebern unterscheidet, ist, dass es nicht etwa von einem professionellen Coach oder einer Psychologin verfasst wurde, sondern von einem Menschen, der sich acht Jahre in einer Extremsituation befunden hat, noch dazu in der sensiblen Übergangszeit von der Kindheit zur Jugend. Mit Unterstützung der Co-Autorin Judith Schneiberg gelingt es der Wienerin, aus Einblicken in ihre alles andere als alltäglichen Erfahrungen Anleitungen für ein gutes (Alltags-)Leben abzuleiten.

Hoffnung und Optimismus, aber auch Dankbarkeit sind laut Kampusch die Grundtugenden, mit welchen man auch scheinbar ausweglose Situationen meistern kann. Im Umkehrschluss hat ein Leben kaum noch Sinn, wenn man jeden Funken Hoffnung aufgegeben hat. Diese Erkenntnisse werden in dem Buch keineswegs als triviale Floskeln weitergegeben, sondern in Relation zu den Jahren der damals Heranwachsenden im Kellerverlies gesetzt.

Kampusch beschreibt etwa, wie sie sich in ihren einsamen Stunden in Gefangenschaft Fantasiewelten geschaffen, ihren Familienstammbaum an die Wand gezeichnet und sich ein Leben nach wiedergewonnener Freiheit ausgemalt hat. All das bezeichnet sie im Rückblick als einen wohl intuitiven Rückgriff auf die stets vorhandene Hoffnung, dass ihre scheinbar ausweglose Situation doch noch ein gutes Ende nehmen könnte. Das Martyrium war für Kampusch nach ihrer Selbstbefreiung freilich nicht vorbei - auch das Unverständnis von Öffentlichkeit und Medien, dass sie sich nicht als gebrochenes Opfer gab, sondern Stärke demonstrierte, wird mehrfach thematisiert. Somit musste sie auf die Tugenden, die sie sich in ihrem Verlies aufgebaut hatte, auch in der vermeintlichen neuen Freiheit zurückgreifen.

"Wir alle besitzen instinktiv den Willen zum Leben. Und dieser Wille ist eine riesengroße Kraft", schreibt Kampusch einleitend - um in den Folgekapiteln dann zu skizzieren, wie und unter welchen Umständen man auf diese Kraft zurückgreifen kann und soll. Auch das persönliche Umfeld eines Menschen beschreibt sie als einen essenziellen Faktor, wobei auch Bezugspersonen und Vorbilder außerhalb der Familie sehr wichtig sein können.

Besondere Stärke zeigt laut Kampusch jemand, der auch aus negativen Erfahrungen positive Rückschlüsse ziehen kann. Resignieren ist da nämlich der falsche Weg. Anstatt "im Leid zu versinken, kann man versuchen, für sich gerade daraus ein besseres Verständnis für die Welt, die Gesellschaft und das Leben generell zu entwickeln", schreibt sie etwa. Jedes Kapitel wird mit einem kurzen Fazit abgeschlossen, was eine Einordnung der geschilderten Gedanken und Situationen erleichtert und ein kurzes Nachschlagen zu bestimmten Themen ermöglicht. Doch es sind vor allem die Rückgriffe auf Kampuschs höchst außergewöhnliche Erfahrungen, die dieses Buch von den vielen anderen Ratgeber-Werken unterscheiden.

(S E R V I C E - Natascha Kampusch: "Stärke zeigen. Bewältigungsstrategien für ein kraftvolles Leben", Dachbuch-Verlag, 170 Seiten, 18,50 Euro, E-Book: 14,99 Euro)