APA - Austria Presse Agentur

Neil Young & Crazy Horse in guter Form

Neil Young bringt am Freitag wieder ein Album mit Crazy Horse heraus. Wer dachte, dass seine legendäre Begleitband nach dem Ruhestandsantritt ihres Gitarristen Frank "Poncho" Sampedro schwächelt, irrt. Nachfolger Nils Lofgren macht auf "Colorado" einen ausgezeichneten Job. Young selbst hat im Gegensatz zu seinen zuletzt manchmal durchwachsenen Arbeiten durchwegs starke Stücke geliefert.

"Ein dunkles, bittersüßes Juwel", jubelt der Kritiker des britischen Magazins "Uncut" in der aktuellen Ausgabe. Mit dieser knappen Beschreibung bringt er die Atmosphäre des Albums - und ja, man sollte sich dieses am besten als geschlossenes Musikstück anhören - auf den Punkt. "Colorado" beginnt mit dem rustikalen Folk-Track "Think Of Me". Beim folgenden "She Showed Me Love" ist die Mundharmonika gegen zerfranste Gitarren getauscht, über 13 Minuten mäandert dieses längste Lied auf "Colorado".

Das eingängig-melodische "Olden Days" ist (wie viele Nummern auf dem Album) von Melancholie durchweht, "Help Me Lose My Mind" bietet satte Riffs und Sprechgesang und "Green Is Blue" sanfte Töne mit einer zarten Melodie. Aber auf "Shut It Down" lassen Young und Lofgren die Gitarren wieder krachen. Das bereits im Voraus veröffentlichte "Milky Way" weist Reminiszenzen an das 1975er-Album "Zuma" auf, die Piano-Nummer "Eternity" (mit Lofgren am Klavier) tönt komplett aus der Zeit gefallen. "Rainbow Of Colours" ist ein leidenschaftlicher Appell für Toleranz - und mit "I Do" beschließt ein wunderschönes, akustisches anmutendes Lied die Produktion.

An das von ausufernden Gitarrenduellen getriebene Rockalbum "Ragged Glory" von 1990, das Young angekündigt hat, im Herbst mit Bonusmaterial neu zu veröffentlichen, erinnert "Colorado" selten. Auch überlange Jams wie auf "Psychedelic Pill" von 2012 gibt es (mit einer Ausnahme) nicht. Mit Lofgren, der zuvor etwa auf Youngs Platten "After The Goldrush" (1970) und "Tonight's The Night" (1975) mitwirkte, ist der Ton düsterer geworden. Ob es an dem Gitarristen liegt, sei dahingestellt, denn einige der Lieder brachte Young bereits auf seiner letzten Solo-Tour. Das Pferd galoppiert etwas behutsamer, aber trittsicher: "Colorado" vereint alte und vielfältige Stärken von Young und Crazy Horse.

"Colorado" wurde, wie die Plattenfirma Warner mitteilte, vornehmlich live im Studio in den Rocky Mountains aufgenommen und von Young und John Hanlon produziert, zusätzliches Mixing erfolgte in den Shangri-La Studios in Malibu. Das Mastering übernahm Chris Bellman bei Bernie Grundman Mastering, Hollywood. Die Vinyl-Version bietet eine Bonussingle. Eine Dokumentation über den Entstehungsprozess des Albums ist am 18. November in ausgewählten Kinos zu sehen.