Neuen Sound gefunden: Sleater-Kinney wagt Neustart

Sleater-Kinney - Ein Bild aus früheren Tagen
Seit ihrer Gründung vor 25 Jahren gehört Sleater-Kinney zur Speerspitze des Feminismus im Punkrock. Jetzt wendet sich die Band dem Pop zu - eine Entscheidung, die aus dem Trio ein Duo macht. Schlagzeugerin Janet Weiss fand keinen Gefallen an der Klangrenovierung, die von einer anderen Queer-Ikone des US-Indiepops, der Sängerin und Gitarristin Annie Clark alias St. Vincent, vorangetrieben wurde.

Nach den Aufnahmen für "The Center Won't Hold", dem zehnten Album von Sleater-Kinney, erklärte Weiss "tief traurig" ihren Abschied: "Die Band entwickelt sich in eine neue Richtung - es ist Zeit für mich zu gehen." Zuvor hatte sie es noch positiver ausgedrückt: Für die Kolleginnen Carrie Brownstein und Corin Tucker (beide Gitarre und Gesang) sei es offenbar "befreiend" gewesen, unter Clarks Produktionsregie ihre Soundpalette zu erweitern.

Auch wenn sich Langzeitfans vom harschen Indierock verabschieden müssen, der selbst noch das Comeback "No Cities To Love" (2015) prägte: Eine Enttäuschung ist die aktuelle Platte deswegen nicht. Die Gitarren klingen immer noch oft genug rau, die meisten Songs sind nicht über die Maßen glatt geraten, viele Experimente mit Keyboards und Elektro-Beats gelingen - auch wenn sich am Ende manches nach St. Vincent anhört.

Der Mut, neue stilistische Wege auszuprobieren, ist der Band aus Olympia im US-Bundesstaat Washington also nicht abzusprechen - unverwechselbar ist Sleater-Kinney freilich nicht mehr. Mit Punk und Alternative-Rock haben Popsongs wie "Love" oder "Bad Dance" und Balladen wie "A Restless Life" oder "Broken" nicht mehr viel zu tun. Bleibt abzuwarten, wie sich das zum Duo geschrumpfte Projekt bei seiner Tournee präsentieren wird, die im Herbst in den USA startet und kommendes Frühjahr auch einige rare Europatermine bereithält.

SERVICE: www.sleater-kinney.com

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