APA - Austria Presse Agentur

Neues Album von Clara Luzia ist "schön langsam gewachsen"

Der Blick zu den Sternen hat Clara Luzia während des Lockdowns geholfen. Und dieser findet sich nun auch auf dem neuen Album der Wiener Musikerin wieder: Auf "Howl at the Moon, Gaze at the Stars!" hat Luzia die vergangenen zweieinhalb Jahre verarbeitet. "Es klingt sehr nach Rückzug", beschreibt sie die zehn Stücke, unter denen sich auch eine Coverversion und zwei Neubearbeitungen finden. Wobei: Die Gitarren dürfen durchaus aufjaulen.

Dafür zeichnet meist Wolfgang Möstl verantwortlich, seit einiger Zeit neben Catharina Priemer-Humpel (Drums) und Peter Paul Aufreiter (Bass) fixer Bestandteil von Clara Luzias Band. Über die gerät die Musikerin im APA-Interview schnell ins Schwärmen. "Diese Band versteht so gut und ohne große Diskussion, was es braucht. Das ist wirklich ein Geschenk." Alles laufe sehr intuitiv ab, "was super ist, weil ich wahnsinnig schlecht kommunizieren kann", lacht die Sängerin und Songwriterin. "Es ist einfach ein Glück, auf solche Leute zu treffen."

Ein Glück für ihre Fans ist wiederum der Umstand, dass sich einige Songs in den vergangenen Monaten angesammelt haben. Ein neues Album "passiert meistens", so die 1978 geborene Luzia. "Ich hatte ein paar Lieder in der Schublade. Zwangsläufig habe ich mir dann gedacht: Na ja, wenn sie schon fertig sind, dann kann ich sie auch veröffentlichen. Es hat also kein Album in mir geschlummert, es ist schön langsam gewachsen." Ein Unterschied zum Vorgänger, den Luzia mit Produzent Julian Simmons in zwei Blöcken in London aufgenommen hat. "Ich finde aber beides gut, beides hat seinen Reiz", sagt sie über die verschiedenen Arbeitsweisen.

Von der Zeit, als das 2018 erschienene "When I Take Your Hand" entstand, habe sie jedenfalls einiges mitgenommen. "Julian ist sehr schnell beim Arbeiten. Er hat eine Idee und nimmt sie sofort auf. Das habe ich mir vielleicht unbewusst ein bisschen abgeschaut. Diese Scheiß-drauf-Einstellung, dass man eben vorher nicht alles zu Tode zerkopft", schmunzelt die Musikerin. "Das kann ja soweit gehen, dass man es dann lieber sein lässt. Diese Disziplin beherrsche ich ziemlich gut. Aber das habe ich diesmal nicht gemacht, ich habe einfach alles aufgenommen." Was nicht gefiel, wurde gelöscht, der Rest fand großteils seinen Weg auf die Platte.

Und diese ist durchaus vielseitig geworden, obwohl Luzia das nicht unbedingt unterschreiben würde. "Ich finde, die Stimmungsbreite ist nicht wirklich gegeben", meint sie. "Die Lieder wurden alle in einem relativ ähnlichen Gemütszustand geschrieben." Sie hatte eher Bedenken, dass der Vorwurf kommen könnte, es gebe zu wenig Abwechslung. Andererseits: Eine Nummer wie "The Flame" klingt eigentlich wie ein Stadionrocker für ihre Verhältnisse. "Es stimmt schon, dass etwa 'Clouds' musikalisch schon sehr anders ist als 'The Flame'", stimmt sie zu. "Aber die Grundsubstanz ist wohl ähnlich."

Das habe auch damit zu tun, dass während der Pandemie ihr emotionaler Zustand "nicht unbedingt himmelhoch jauchzend war, wie man unschwer hört". Wirklich fassen lasse sich das aber nicht, seien viele Songs doch gleichermaßen nach innen gerichtet wie im Außen verortet, so Luzia. "Auch wenn das nicht viel Sinn macht." Am besten trifft es wohl der Titel des Openers: "This Feeling's Got No Name". Man höre den Stücken an, dass es wenig Austausch gab in diesen Phasen. "Da kippt man noch mehr in den Weltschmerz rein. Es war einfach mehr Zeit zu bemerken, wie falsch eigentlich alles ist. Und so klingt das Album."

Heute arbeitet Clara Luzia länger an ihren Texten als früher. "Mir ist das Handwerk ein bisschen wichtiger", nickt sie. "Früher war es ein sehr romantischer Zugang: Das Lied kommt aus mir raus, und ich darf nichts mehr daran machen." Das sei aber nicht mehr genug. Wie sie sich klanglich verändert hat, beweisen auch die Neuaufnahmen von "All I Wish For" oder "On The Wayside". Und mit "Parliament Square" hat Luzia ein Stück der schwedischen Musikerin Stina Nordenstam bearbeitet.

Der Titel des Albums stammt wiederum von "Minimise Me". "Es gibt dieses Feld in Retz, wo man sehr gut den Sternenhimmel sieht. Da war ich jede Nacht und habe rauf geschaut, weil das gut getan hat, so relativiert zu werden - und damit auch alles, was einen belastet", erinnert sich Luzia an die Lockdownzeit. "Immer wenn ich dieses Lied spiele, stehe ich unter diesem Sternenhimmel. Das hat mir geholfen. Wir rasen gerade mit einem irren Tempo gegen die Wand, aber gleichzeitig sind wir auch komplett wurscht. Und das hilft schon sehr. Deshalb ist es auch der Titel der Platte geworden."