APA - Austria Presse Agentur

Neues vom Regieduo Franz und Fiala

Mit ihrem Horrorstreifen "Ich seh Ich seh" hat das österreichische Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala internationale Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Vor der Österreichpremiere ihres neuen Films "The Lodge" beim /slash-Filmfest am Donnerstag sprachen die beiden im APA-Interview über ihre Verbindung zum Festival und die Tücken amerikanischer Filmproduktionen.

APA: Sie arbeiten schon lange mit dem /slash-Filmfest zusammen. Was bedeutet es für Sie, heuer den Eröffnungsfilm zu stellen?

Veronika Franz: Wir sind seit der Gründungsphase mit dem Team des /slash befreundet. Schon bei der Titelfindung waren wir involviert, unser Lieblingstitel wäre "Die Brutale" gewesen. Die gibt's jetzt aber woanders.

Severin Fiala: Wir haben den deprimierendsten, tristesten und depressivsten Eröffnungsfilm seit "The Road" gemacht, worauf wir besonders stolz sind. Wir finden es mutig, dass das Festival nicht immer mit einem Partyfilm eröffnet, denn das ist unser Film definitiv nicht, sondern mit einem Film, der das Horrorgenre ernst nimmt und versucht, mit dem Publikum auf eine emotionale, aber auch körperlich erfahrbare und spannende Art zu sprechen.

APA: Gab es nach "Ich seh Ich seh" großen Erfolgsdruck?

Franz: Man wächst mit der Aufgabe. Es gibt da keinen Karriereplan. Wenn wir Hollywood erobern wollten, hätten wir wohl mehr Druck. "Ich seh Ich seh" war in Nord- und Südamerika als deutschsprachiger Film mit Untertiteln, der es dort eigentlich schwer hat, erfolgreicher als in Österreich. Hier hat er nur viele Preise gewonnen, aber das Publikum hat einem deutschsprachigen Genrefilm nicht vertraut. Wir hatten mit "The Lodge" die nächste Herausforderung und waren stolz, dass auf dem Drehbuch Hammer Films steht, weil das eine altehrwürdige Firma mit tollen Filmen ist.

APA: Nachdem Sie nun sowohl die österreichische als auch die amerikanische Filmindustrie kennengelernt haben: Ist es erstrebenswert, in Amerika weiter Filme zu machen?

Franz: Zum einen Teil ja, weil es darum geht, mit Schauspielern zu arbeiten, die Filmschauspiel von Kindheit an mögen, wollen, lernen und tun. Auf diesem Niveau gibt es in Österreich nur eine Handvoll, und die kennt man alle. Dort ist es wahnsinnig einfach und beglückend, mit Schauspielern zu arbeiten. Ich habe das hier noch nie so erlebt, dass man Menschen dabei zuschaut, wie sie die dümmsten Sätze großartig sagen, so dass es jeder glaubt. Ich weiß nicht, wo sie das hernehmen. Man kann da quasi einer Form von Magie zuschauen. Hier habe ich es immer als Arbeit empfunden.

Fiala: Andererseits ist die amerikanische Filmproduktion eine riesige Maschinerie, die teilweise damit begründet ist, dass da irrsinnig viele Leute ihr privates Geld hineinstecken und das wieder herausbekommen wollen. Mit allen möglichen Versicherungen und Firmen bläst das diese Maschine zu einer Größe auf, die für den Film nicht unbedingt notwendig oder förderlich ist. Man hätte den Film wahrscheinlich mit 20 Prozent der Teamgröße gut machen können, ohne sich in dem engen Haus, in dem wir gedreht haben, die ganze Zeit auf die Füße zu steigen.

Franz: Es gibt sehr viele Regeln. Die Arbeitszeit zählt bereits ab dem Beginn der Anreise. Wir wollten ein einsames Haus mitten in der Pampa, aber es musste in der Nähe ein riesiges Hotel sein, damit die Anfahrtszeiten so kurz wie möglich gehalten werden. Da geht's halt um Geld und Zeit. Wir haben uns auch davor gefürchtet, dass der Produzent dauernd am Set steht und mitredet. Aber mit unserem amerikanischen Produzenten Aaron Ryder von Film Nation haben wir sehr positive Erfahrungen erlebt, weil er ein sehr verantwortungsvoller Produzent war und versucht hat, uns viel zu ermöglichen.

Fiala: Wenn man in Amerika zum ersten Mal Regie führt, scheißt man sich fürchterlich an, fremdes Geld im großen Ausmaß zu verlieren. Dann lernt man, mit der Angst umzugehen. Man hat auch keine Zeit, sich zu fürchten. Es ist ein Rennen und Arbeiten mit höchster Konzentration für Monate. Natürlich fragt man sich, was die von uns halten werden und ob die uns unprofessionell finden werden, aber das war so nicht der Fall. Die waren von vielen Dingen recht beeindruckt. Ich glaube, dass wir das Glück haben, in beiden Systemen arbeiten zu können. Es ist auch immer davon abhängig, was der Film braucht. Unser nächstes Projekt ist eine deutsch-österreichische Koproduktion, ein historischer Film, bei dem wir sehr darum gekämpft haben, ihn hier finanzieren und drehen zu können, weil er in Oberösterreich spielt.

APA: Wie war die Zusammenarbeit mit den Hollywoodgrößen Richard Armitage und Alicia Silverstone?

Franz: Grob gesagt gibt es intuitive Schauspieler, die eher aus dem Bauch heraus agieren, und Kopfschauspieler. Richard ist eher ein Kopfschauspieler, aber er hat auch eine Sehnsucht danach, dass man ihn irgendwo hinführt, wo er aus dem Bauch heraus spielen kann. Ich habe es schön gefunden, dass er dazu bereit war. Es ist auch ein großer Vertrauensweg, das gemeinsam zu beschreiten. Alicia hat ja für ihren Starstatus nur eine kleine Rolle, die sie aber angenommen hat, weil sie derartig ungewöhnlich ist.

Fiala: Ich fand es sehr schön, dass sich Alicia und Richard darauf eingelassen haben, das mit uns zu probieren. Da gab es keine Allüren, keine Probleme. Die waren mit uns daran interessiert, das Bestmögliche zu schaffen. Sie wollten sich mit uns auf die Suche begeben.

(Das Gespräch führte Martin Auernheimer/APA)

(S E R V I C E - https://slashfilmfestival.com)