APA - Austria Presse Agentur

Neuverfilmung von Jane Austens Klassiker sorgt für Wirbel

Bevor Jane Austen 1815 ihren Klassiker "Emma" veröffentlichte, soll die Britin gesagt haben: "Ich werde eine Heldin erschaffen, die niemand außer mir besonders mögen wird." Falsch gedacht. Von der ungebrochenen Beliebtheit zeugen zahlreiche Theaterstücke und TV-Produktionen, die US-Komödie mit Gwyneth Paltrow, die indische Adaption "Aisha" - und nun ein neuer Kinofilm. Ab Donnerstag im Kino.

Regisseurin Autumn de Wilde, die sich zuvor als Fotografin, mit Musikvideos und mit Konzertfilmen einen Namen gemacht hat, gibt mit der peppigen Leinwandadaption von "Emma" ihr Kinodebüt. Die hierzulande noch ziemlich unbekannte Anya Taylor-Joy ("Peaky Blinders") spielt die privilegierte Titelheldin Emma Woodhouse. Die junge Dame sorgt als Kupplerin in einem fiktiven englischen Dorf des frühen 19. Jahrhunderts für allerlei Wirbel und Liebeskummer.

Emma ist reich, klug, hübsch und unverheiratet - letzteres mit der Überzeugung und Selbstverständlichkeit eines männlichen Junggesellen. Entgegen damaliger gesellschaftlicher Normen hat sie keine Absichten zu heiraten. Viel lieber kümmert sich Emma um das Liebesleben ihrer Bekanntschaften im Dorf Highbury. Ihr liebster Zeitvertreib ist nämlich das Ehestiften. Sie ist überzeugt, ihrer Gouvernante (Gemma Whelan) zu einer glücklichen Ehe verholfen zu haben, und hält sich deshalb für besonders begabt in Beziehungsdingen.

Gegen den Rat ihres Vaters (Bill Nighy) und den ihres Freundes und Schwippschwagers Mr. Knightley (Johnny Flynn) plant Emma ihren nächsten vermeintlichen Liebescoup. Sie nimmt die aus ärmeren Verhältnissen stammende, naive Harriet Smith (Mia Goth) unter ihre Fittiche und setzt alles daran, sie mit dem Dorfvikar Mr. Elton (Josh O'Connor) zusammenzubringen. Und das, obwohl Mr. Martin (Connor Swindells) Harriet bereits einen Heiratsantrag gemacht hat.

Gegenüber Douglas McGraths romantischer Komödie von 1996 hat Regisseurin de Wilde "Emma" visuell deutlich aufgefrischt. Im Vergleich zur Weichzeichnerei der 90er Jahre, die durchaus ihren Charme hatte, wirkt die pittoreske Optik der Neuverfilmung mit ihren hellen Farben angenehm modern. Die originellen Kostüme und Frisuren, prunkvollen Gebäude und herrlichen Landschaften sind hübsch anzusehen. Was schöne Bilder angeht, ist De Wilde, die mit Künstlern wie den White Stripes oder Arcade Fire gearbeitet hat, schließlich ein Profi.

Ihre Komödie ist zudem charmant besetzt. Besonders überzeugen die Darstellerinnen Taylor-Joy und Goth, die vor der Kamera sichtbar Spaß hatten, und die britische Komikerin Miranda Hart als Miss Bates. Heimlicher Star des Films ist Josh O'Connor, der als Prinz Charles aus der Serie "The Crown" bekannt ist. Als überkandidelter, ständig grinsender Mr. Elton ist O'Connor einfach köstlich.

Wer in Highbury wirklich romantische Gefühle für wen hat, entgeht Titelheldin Emma übrigens ganz und gar bei ihren vielleicht gut gemeinten, aber vor allem von Eitelkeit getriebenen Bemühungen. Und so sorgt sie in ihrem Umfeld eher für Frust als für Liebesglück und wird deshalb auch selbst immer unglücklicher. Dass sie nicht nur Verehrer hat, sondern auch eigene romantische Gefühle für jemanden aus dem Dorf entdeckt, macht die Sache nur noch komplizierter.

Drehbuchautorin Eleanor Catton hat die Dramaturgie etwas verändert. Wer am besten zu wem passt, wird im Film erst später deutlich. Das macht die Geschichte einerseits spannender, falls man sie wirklich noch nicht kennt, andererseits dauert es eine Weile, bis "Emma" in Schwung kommt. Gerade in der ersten Hälfte sind einige Szenen sehr zäh. Unterhaltsam ist die neue Verfilmung dennoch. Und die Heldin, die laut Austen niemand mögen sollte, wird wohl auch über 2020 hinaus beliebt bleiben.