APA - Austria Presse Agentur

Nikki Sixx über Jugend: "Ich sah aus wie ein Serienkiller"

Man kennt Nikki Sixx vor allem als Mitglied von Mötley Crüe und Skandal-Rockstar. Sein nun auf Englisch erschienenes Buch "The First 21" über seine frühen Lebensjahre zeichnet ein anderes Bild, das eines unsicheren Teenagers. "Wir hatten damals keinen Stil", lachte der 62-Jährige im APA-Interview auf seine Schulzeit angesprochen. "Man muss sich nur das Foto anschauen, das mich mit meiner ersten Freundin zeigt. Ich sah aus wie ein Serienkiller! Irgendwie schon wieder cool."

"Auf vielen Fotos aus dieser Zeit bin ich mit grauenhaften Frisuren abgebildet", erzählte Sixx. "Aber niemand kann sagen: Ich war als Kind schon lässig, habe geraucht und 'Brown Sugar' gespielt. Ok, nur Keith Richards war vielleicht so früh so cool!", scherzte der Musiker. "Mein Großvater hatte es mir verboten, die Haare wachsen zu lassen. Er war Jahrgang 1927 und hatte sehr altmodische Ansichten: 'Männer tragen Bürstenhaarschnitt!'. Meine Großmutter setzte jedoch später durch, dass ich längere Haare haben durfte."

Für "The First 21" hat Sixx viel recherchiert und einiges über seine Vorfahren herausgefunden. "Meine Familie stammt ursprünglich aus Sizilien. Sie ist in den 30ern nach New York immigriert, von dort ging es weiter Kalifornien weiter. Mein Vater kam in San Jose zur Welt, wo auch ich und meine Schwester geboren wurden", sagte Sixx. Der junge Frank Carlton Serafino Feranna, wie der spätere Rockstar mit bürgerlichem Namen hieß, verbrachte eine Zeit seiner Jugend in Idaho, wo er auf der Farm seines Onkels und seiner Tante mithalf - bis er eines Tages genug davon hatte.

Bei der Vorbereitung für das Buch sprach Sixx mit Verwandten, Freunden und ehemaligen Mitmusikern. So manches im Gedächtnis vergrabene Detail sei dadurch wieder hervorgekommen. "Meine Tante erinnerte sich zum Beispiel an den Tag, an dem ich von der Arbeit am Feld in Idaho ins Haus kam und sagte: 'Es reicht, ich gehe nach LA!'", erzählte Sixx, der bei seinen Jugendmemoiren ebenso von der Leber weg schreiben wollte, wie bei seinem früheren Buch über seine Drogenabhängigkeit ("Tagebuch eines Heroinsüchtigen"). "Ich bin ein Bullshit-Künstler", so Sixx. "Das mögen manche Leute nicht. Diese Leute wollen alles geglättet und poliert. Aber meine Fans verdienen sich Ehrlichkeit und Direktheit."

Parallel zum Buch brachte der Amerikaner mit Sixx:A.M., seiner zweiten Band neben Mötley Crüe, die Song-Sammlung "Hits" heraus, die neben bekanntem Material neue, von den Memoiren inspirierte Lieder enthält. "Als ich meinen Mitmusikern die Idee näherbrachte, haben wir gleich einmal zweieinhalb Stunden telefoniert, weil jeder von seiner Kindheit zu erzählen begann. Die Single 'The First 21' legten wir im Stil einer Komposition aus den 70ern an - mit einem an Queen erinnernden Einstieg. Der Song handelt von einer Zeit der Unschuld, in der man Verantwortung nicht gerade als erstes im Sinn hatte."

Eine Rekord-Stadion-Tournee von Mötley Crüe mit Def Leppard, Poison und Joan Jett quer durch Amerika hat die Pandemie vorerst verhindert, soll aber 2022 nachgeholt werden. "Ich freu mich sehr auf die Proben", sagte Sixx. Und über die erzwungene Auszeit: "Wir kennen alle die schreckliche Seite von Covid. Aber man ist denjenigen näher gekommen, mit denen man in enger Beziehung steht. Ich hatte Zeit, dieses Buch zu schreiben und mein Haus in Los Angeles zu verkaufen. Ich habe, seit ich 17 wurde, in LA gelebt. Nun sind wir nach Wyoming gezogen. Das ist nahe dem Ort, wo ich in Idaho aufgewachsen bin. Der Kreis hat sich geschlossen. Dieses Buch hat erzählt werden müssen."

(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)