Noch ein Album von Red Hot Chili Peppers

Red Hot Chili Peppers legen nach
Der Wiedereinstieg ihres Gitarristen John Frusciante hat die Kreativität der Red Hot Chili Peppers befeuert. Als die Band aus Los Angeles im März ihr zwölftes Studioalbum "Unlimited Love" mit 17 Tracks veröffentlichte, kündigte Frontmann Anthony Kiedis bereits mehr neue Musik "in näherer Zukunft" an. Ein gutes halbes Jahr und eine große Welttournee später erscheint am Freitag nun "Return Of The Dream Canteen" (Warner Music) mit weiteren 17 Liedern.

"Wir waren auf der Suche nach uns selbst als die Band, die wir eigentlich immer waren", sagt Sänger Kiedis laut Promo-Text zum Album. Beim Spielen alter Songs kamen die Red Hot Chili Peppers demnach in Schwung. So entstand neue Musik, was den 59-Jährigen zu einer ungewöhnlichen Metapher inspirierte: "Als sich die Zeit in einen elastischen Bund wie bei übergroßer Unterwäsche verwandelte, hatten wir keinen Grund mehr, mit dem Schreiben und Rocken aufzuhören. Es war wie ein Traum."

Während "Unlimited Love" viele melancholische und atmosphärische Stücke enthielt, beginnt der neue Longplayer zunächst etwas rockiger und nicht weniger funky. Gleich der erste Track klingt unverkennbar nach den Chili Peppers und weckt Erinnerungen an ihren großen Hit "Give It Away", der 1991 den kommerziellen Durchbruch für das Quartett markierte. Kiedis wechselt auf "Tippa My Tongue" zwischen Sprechpassagen und seinem harmonischen Gesang, der über die Jahre einige der erfolgreichsten Songs dieser Band prägte.

Riff-Rock ("Reach Out", "Fake As Fuck") und milder Gitarrenpop ("Peace And Love", "Bag Of Grins") wechseln sich auf dem neuen Album ab. Wie auf dem Vorgänger dominieren dabei dann doch die melancholischeren und sanfteren Nummern. Das wunderbare "La La La La La La La La" kommt sogar ohne Schlagzeug, Bass und Gitarren aus. Kiedis singt zu Klavierklängen über einem Ambient-Klangteppich, später kommt fast subtil ein sanftes Saxofon dazu.

Wie bei vielen Songs auf "Unlimited Love" verzücken die Red Hot Chili Peppers - neben Kiedis und Frusciante (52) sind das Bassist Flea (59) und Drummer Chad Smith (60) - mit musikalischen Spielereien. "Roulette" hat einen angenehmen 80er-Jahre-Einschlag, "My Cigarette" überrascht mit Synthesizer-Riffs, Rhythmuscomputer - was wohl Smith davon hält? - und einem genial jazzigen Saxofon-Finale. Die Chili Peppers galten schon in den 90er-Jahren als Crossover-Band, heute bewegen sie sich in dieser Hinsicht auf einem anderen Level.

Ein weiteres Highlight des Albums ist der gleichermaßen sanfte wie treibende Rocksong "Eddie", der dem vor zwei Jahren gestorbenen Gitarrengott Eddie Van Halen gewidmet ist. "Manchmal wird uns erst nach dem Tod eines anderen Künstlers bewusst, wie sehr seine Musik uns beeinflusst hat und wie tief wir mit ihm verbunden waren", sagt Kiedis. "Eddie Van Halen war ein Unikat."

"Eddie" hat zunächst nicht viel mit dem Sound von Van Halen gemein, gipfelt dann allerdings in einem ausgedehnt langen Gitarrensolo, in dem Frusciante dezent das Tapping imitiert - eine Spielart, die Eddie Van Halen populär machte. Der Text nimmt geschickt Bezug auf Van Halens Leben, Karriere und Hits seiner Band wie "Hot For Teacher" - ein schöner Tribut an einen Ausnahmemusiker.

Zwei Alben der Red Hot Chili Peppers mit insgesamt 34 neuen Liedern in einem Jahr - das ist allerhand. Klar, dass da nicht jeder Song ein Juwel ist. Die Ausbeute ist bei "Return Of The Dream Canteen" trotzdem erstaunlich hoch und steht "Unlimited Love" in nichts nach.

Als Überbleibsel vom letzten Album will Kiedis die aktuellen Lieder ohnehin nicht verstanden wissen. "Das zweite ist fraglos genauso bedeutend wie das erste, oder umgekehrt", betont er. ""Return Of The Dream Canteen" ist alles, was wir sind und was zu sein wir uns erträumt haben. Es ist vollgepackt. Gemacht mit dem Blut unserer Herzen."

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