APA - Austria Presse Agentur

Nova Rock: Hitze, Staub und eine "universelle Sprache"

Wer am Donnerstag über die Pannonia Fields in Nickelsdorf schlenderte, fand sich schnell in einer Staubwolke wieder. Der Auftakt zum 15. Nova Rock zeichnete sich in erster Linie durch Hitze aus, allerdings gab es für die Fans auch reichlich musikalische Reize und "eine universelle Sprache", wie es Godsmack-Sänger Sully Erna beschrieb.

"Das kann ich dir mit Sicherheit sagen: Die Musik geht nie weg", meinte der US-Musiker auf die Frage, wie sich die Rockszene heute aus seiner Sicht darstelle. "Aber natürlich ist das schwierig zu beantworten. Jede Band hat da ihre eigene Sichtweise, weil jeder andere Einflüsse hat oder andere Dinge vermisst heutzutage. Für uns ist das derzeit einfach Classic Rock, weshalb wir das stärker in unsere Songs eingebaut haben."

Damit sprach Erna das im Vorjahr veröffentlichte Album "When Legends Rise" an, auf dem die Gruppe ihre Metal-Wurzeln zugunsten eines eher in Richtung Heavy Rock gehenden Ansatzes aufgegeben hat. "Mir geht es ja immer um das Songwriting", erzählte Erna, "ich will mich immer weiterentwickeln. Und meine Vorbilder sind einfach die Legenden wie Elton John, Ray Charles oder Aerosmith. Die musst du studieren! Es gibt einen Grund, warum ihre Hits immer noch ihren Platz haben, das ist sicher kein Glück!"

Nun machen Godsmack natürlich keinen Pop, wie die Fans am späten Nachmittag auf der Blue Stage nur zu deutlich erfuhren. "Aber unser Sound ist sicher moderner geworden", meinte Schlagzeuger Shannon Larkin. Ob sich sonst etwas groß verändert habe im Vergleich zu den Anfängen der Band vor rund 20 Jahren? "Na ja, damals gab es keine Handys und kein Internet", lachte Larkin. "Die Welt hat sich einfach verändert. Und du musst als Künstler versuchen, da mitzugehen. Obwohl wir ja eigentlich ziemlich old school sind, wirst du natürlich mit dem Alter reifer."

Anders und neu, diese Beschreibung trifft derzeit auch auf Ferris MC zu: Der deutsche Rapper, der zuletzt gut ein Jahrzehnt als Teil der Electro-Anarcho-Truppe Deichkind durch die Lande zog, hat sich nun als Punkrocker neu erfunden und wird in dieser Form heute noch auf der Red Bull Music Stage mit vier Kollegen für ein intensives Erlebnis sorgen. "Ich mag es einfach, mit Musikern auf der Bühne zu stehen", betonte Sascha Reimann, wie er bürgerlich heißt, vor dem Auftritt. "Das Zusammenspiel ist einfach etwas Besonderes, so konnte ich mich in eine andere Richtung weiterentwickeln."

Konkret passiert ist das mit dem kürzlich erschienenen Album "Wahrscheinlich nie wieder vielleicht", das Ferris MC gemeinsam mit Mitgliedern der Rockband Madsen geschrieben und aufgenommen hat. "Ich will mich abnabeln von dem, was früher war. Und mich ausleben dürfen mit der neuen musikalischen Richtung. Es kommt auch noch eine neue EP, mit der der Weg fortgeführt wird", versprach er bereits für diesen Sommer neues Material. "Da kommen die Raps vielleicht wieder mehr rein, aber eben im Punkrock-Kontext. Thematisch dann aber eher 'Ich gegen alle'. Liebt mich oder hasst mich, ich bin mit beidem zufrieden."

Kann er den Gedanken an seine Fans dabei ganz ausschalten? "Du hoffst zumindest, dass sie den Weg mitgehen und es verstehen", gab sich Ferris MC zu. "Klar haben bestimmte Fans eine Erwartungshalten, die du dann einfach nicht erfüllst. Aber ich habe es schon mal gesagt: Ich bin nicht die Hure der Fans. Vielleicht schieße ich mir mit solchen Ansagen auch ins Bein, aber die sollen wissen: Wenn ihr mich begleitet, dann wisst ihr einfach, es ist eine Wundertüte. Genau das solltet ihr aber zu schätzen wissen."

Dankbar waren die Nova-Fans am ersten Festivaltag jedenfalls für jedes kleine Schattenplätzchen, das sich am weitläufigen Gelände auftat. Da wurden Getränkestände, Lichttürme oder Zeltplanen zu rettenden Oasen, während von den Bühnen das Animationsprogramm munter weiterging. Nach dem Rap-Doppel aus Waving The Guns und Luciano sorgten etwa auf der Red Stage die heimischen Folkshilfe mit Ziehharmonika, Gitarre und Schlagzeug für ein ungewohntes Klangbild am Rockfestival - dem harten Kern im Wavebreaker gefiel es trotzdem, weshalb die Menge nicht nur beim "Huscha" eifrig einstimmte und für viel Bewegung sorgte.

Die Blue Stage ist hingegen weiter fest in der Hand harter Musik, wie I Prevail und Three Days Grace untermauerten - reichlich gebrüllte "Nova Rock"-Rufe inklusive. Und welchen Tipp hat der Rock-Neuling Ferris MC noch für die Festivalbesucher angesichts der Hitze? "Hm, darüber habe ich nicht nachgedacht", meinte der in Hamburg wohnende Musiker. "Wenn man so ein Wikinger-Typ ist wie ich und die Sonne so brutal runter kommt wie hier, muss man echt aufpassen, dass man nicht explodiert."