APA - Austria Presse Agentur

Österreichs erster Musicalstar: Olive Moorefield wird 90

Man könnte Olive Moorefield als Österreichs ersten Musicalstar bezeichnen. Noch bevor Dagmar Koller zum Aushängeschild der Zunft wurde, war die gebürtige Amerikanerin das Gesicht des US-Genres im deutschsprachigen Raum. Sie half entscheidend mit, das Musicalfieber in den 1950ern und 60ern in Österreich zu entfachen. Am 23. August feiert die rüstige Künstlerin ihren 90. Geburtstag.

Die spätere rot-weiß-rote Karriere der kleinen Olive war dabei keinesfalls absehbar, als diese am 23. August 1929 als eines von acht Geschwistern in Pittsburgh geboren wurde. Früh zeigte sich die sängerische Begabung, weshalb die junge Moorefield alsbald am Carnegie Institute of Fine Arts und am Pennsylvania College for Women studierte. Es folgten erste Engagements am New Yorker Broadway und am Wintergarden Theatre - und ein richtungsweisendes Vorsingen bei einem jungen Österreicher namens Marcel Prawy.

Dieser entdeckte die Afroamerikanerin für die Wiener Bühnen und holte sie nach Europa. 1953 sang sie erstmals in einer Wiener Musicalshow. Mit diesem Programm ging sie auch zwei Jahre auf Tournee durch Österreich und Deutschland. Prägend wurden dann aber Moorefields Jahre an der Volksoper, wo die Sängerin dem Musical ab 1956 auch an der Donau zum Durchbruch verhalf.

Sie feierte Triumphe als Bianca in "Kiss Me Kate", dem ersten Musical in der Hauptstadt der Operette überhaupt, oder auch in "Wonderful Town", der ersten Bernstein-Produktion auf dem Kontinent. Die an der klassischen Oper geschulte Künstlerin feierte aber auch 1965 einen großen Erfolg als Bess in George Gershwins Oper "Porgy and Bess". Und nicht zuletzt machte sie sich das Genre der Operette zu Eigen, und war in Werken wie Offenbachs "Pariser Leben" und "La Perichole" zu sehen.

Auch wenn ihr Herz der Bühne gehörte, trat Olive Moorefield in den 1950ern und 60ern zugleich in zahlreichen Komödien der unterhaltungssüchtigen Nachkriegsgesellschaft auf. An der Seite von Romy Schneider war sie in "Monpti" (1957) zu sehen, neben Toni Sailer im Skifilm "Der schwarze Blitz" (1958) oder gemeinsam mit O. W. Fischer in der Verfilmung des Romanklassiker "Onkel Toms Hütte" (1965). Und schließlich reüssierte Moorefield auch im Studio und war mit Schlagern wie "Am Schießeisen beißt keiner an" am Schallplattenmarkt präsent.

Der Rückzug aus dem Scheinwerferlicht erfolgte dann Anfang der 1970er, nachdem die Künstlerin den Wiener Hautarzt Kurt Mach geheiratet hatte und Mutter geworden war. An der Volksoper war die letzte Partie der Sängerin 1973 die Jenny in Bertolt Brechts "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny". In späteren Jahren fungierte die bis heute in Wien lebende Moorefield als stellvertretende Präsidentin des Vereins der Freunde des Salzburger Jazz-Herbstes oder als Kassiererin der Österreich-Barbados-Gesellschaft - schließlich ist ihr Ehemann Honorarkonsul des Karibikstaates.