APA - Austria Presse Agentur

Poplegende Bonnie Tyler: "Mich schubst niemand herum!"

Diese Botschaft hört man gerade jetzt wohl gerne: "The Best Is Yet To Come". So heißt das neue Album von Bonnie Tyler. Seit 1977 ist die Britin regelmäßig in den Charts zu finden. Probleme habe sie im von Männern dominierten Musikbusiness nie gehabt: "Mich schubst niemand herum!", sagte die Sängerin im APA-Interview, gefolgt von einem herzhaften Lacher. Im Gespräch erzählte sie u.a., warum sie mit 69 schwimmen gelernt hat.

"Habe ich mich je im Showgeschäft schlecht gefühlt? Nein", betonte Tyler. "Mein Freund Desmond Child (Komponist zahlreicher Welthits, Anm.) kennt mich gut. Er hat diesen fantastischen Song 'Stronger Than A Man' für mich geschrieben. Ja, ich bin so stark wie jeder andere auch."

Das Lied ist auf ihrem am 26. Februar erscheinenden 18. Studiowerk zu finden. "Das Album hätte bereits im letzten März herauskommen sollen, dann kam Covid dazwischen", berichtete Tyler. "Eigentlich ist das Timing jetzt sogar besser, weil Songs wie 'When The Lights Go Down' und 'The Best Is Yet To Come' zur Situation passen. Diese Lieder machen Mut, heben die Stimmung, verbreiten Freude. Oh, ich liebe dieses Album", so Tyler.

Von Pension hält die Künstlerin mit der Löwenstimme wenig: "Aber nein, ich sammle bereits Lieder für das nächste Album. Man muss über Wasser bleiben! Tonträger verkaufen sich zwar nicht mehr so wie früher, aber ich will auch neue Lieder bei meinen Konzerten singen. Und es geht schließlich um die Liebe zur Musik. Darum werde ich weiter neue Songs aufnehmen."

Als singende Hit-Jukebox in Nostalgieshows möchte sie nie auftreten: "Wenn ich ein Konzert besuche, erwarte ich, einige der alten Erfolge des Acts zu hören zu bekommen. Darum bringe ich immer meine Hits. Das ist man den Fans schuldig. Aber ich habe eine große Auswahl an Liedern, um meine Konzerte voller Überraschungen zu gestalten. Dieses neue Album etwa hat viel Energie. Sobald ich mit meiner Band wieder auf die Bühne kann, bin ich dort - das verspreche ich!" In Österreich sind Konzerte 2022 am 13. März im Linzer Brucknerhaus und am 27. April in der Stadthalle F in Wien geplant.

Auf persönliche Höhepunkte auf dem neuen Album angesprochen, nannte Tyler sofort "Call Me Thunder": "Ooooh, ich liebe das Stück! Als ich im Studio zum ersten Mal den Text gelesen habe, hatte ich meine Zweifel. Ich dachte, ich kann doch nicht mit 69 'rock me to my bones' singen. Was werden die Leute wohl sagen? Dass die Alte glaubt, sie ist 16? Aber ehrlich: Es ist mir egal. In Wahrheit bin ich 40", brüllte Tyler vor Lachen.

Alter spiele keine Rolle, so habe sie erst jetzt schwimmen gelernt. "Und kochen!", ergänzte Tyler. "Es ist nie zu spät. Ich hatte immer schreckliche Angst vor Wasser. Dann bin ich vom Boot ins Wasser gefallen, und mein Mann hat mich gerettet. Darum habe ich schwimmen gelernt. Vor der Tiefe habe ich noch immer Respekt, aber ich drehe täglich einige Runden im Pool. Und ich liebe es! Es ist so leicht - ich kann mir nicht mehr erklären, warum ich es solange nicht gelernt habe!"

Ihre Längen planscht Tyler in Portugal, wo sie den Lockdown verbringt. "Es ist herrlich hier. Ich sehe aufs Meer, es glitzert wunderbar. Nach dem Interview werde ich mit meinem Mann am Strand spazieren. Das ist mein Workout heute", lachte sie einmal mehr. Nachsatz mit mehr Ernst: "Für Menschen, die in einem Wohnblock in einer kleinen Wohnung mit Kindern leben, muss der Lockdown schrecklich sein. Ich bin gesegnet hier mit einem wunderschönen Haus, einem riesigen Garten und einem Pool. Ich habe Glück, aber auch verdammt hart dafür gearbeitet."

Ihr Geld scheint Bonnie Tyler gut angelegt zu haben: "Ich besitze Stallungen und eine Laufbahn, auf der die Pferde trainieren. Die Leute zahlen Miete dafür. Ich selbst besitze keine Pferde. Das ist ein Geschäftsmodell. Mein Mann und ich haben auch eine Farm in Neuseeland, einen Milchbauernhof. Früher war das eine Kaschmirziegen-Farm. Das Areal ist riesig! Ich habe von der Landwirtschaft keine Ahnung, wir vermieten nur. Und mein Mann besitzt auch einen Steinbruch. Er ist sehr gut, was Veranlagungen betrifft."

Neben der Musik sei ihr die Verwandtschaft das Wichtigste, sagte Tyler, selbst kinderlos. "Mit 40 hatte ich eine Fehlgeburt", erzählte die Sängerin. "Aber ich habe eine großartige Familie, die ich derzeit vermisse." Nachsatz zum Schluss des Gesprächs: "Aber Musik war immer mein Leben."