APA - Austria Presse Agentur

Postzugräuber Biggs für Tote-Hosen-Gitarrist Breiti Symbol

Die britische Postzugräuberlegende Ronald Biggs (1929-2013) ist für die Düsseldorfer Punkband Die Toten Hosen ein Symbol für Unbeugsamkeit. "Weil seine Flucht für viele Jahre erfolgreich war und die britischen Behörden nicht an ihn drangekommen sind, und dadurch, dass er zu so einer öffentlichen Figur geworden ist, wurde er zu einem Symbol", sagte Gitarrist Breiti (57 - eigentlich Michael Breitkopf) der Deutschen Presse-Agentur.

"Er war eher ein Symbol als ein Vorbild. Der hat Scheiße gebaut und akzeptiert, dass er dafür auch Konsequenzen tragen muss. Aber die Konsequenzen haben wiederum in einer Ungerechtigkeit bestanden. Dann hat er eben gehandelt", so Breiti. Biggs war 1963 am spektakulären Postzugraub beteiligt, bei dem eine Bande umgerechnet mehr als 60 Millionen Euro erbeutete. Der Lokführer wurde schwer verletzt. Zu 30 Jahren Haft verurteilt, gelang ihm die Flucht bis nach Brasilien. Am Freitag (7.5.) vor 20 Jahren kehrte er freiwillig nach Großbritannien zurück - und verbrachte, obwohl schwer krank, noch mehrere Jahre in einem Hochsicherheitsgefängnis.

Die Toten Hosen nahmen für ihr Album "Learning English Lesson One" vor 30 Jahren mit Biggs in dessen brasilianischem Exil in Rio de Janeiro ein Lied auf - "Carnival in Rio (Punk was)". "Am Anfang war er da ein bisschen skeptisch, weil er schon oft über den Tisch gezogen worden war", sagte Breiti. "Aber er meinte dann 'Kommt mal vorbei'. Dann sind wir also nach Rio de Janeiro gefahren, haben uns mit ihm nachmittags in einer Bar getroffen, den ersten Caipirinha getrunken und haben uns sofort blendend verstanden, woraufhin er uns gleich zu sich nach Hause eingeladen hat, wo wir dann bis in die frühen Morgenstunden gefeiert haben."

Breiti verband bis zu Biggs' Tod eine Freundschaft mit dem Briten, mehrmals besuchte er ihn im Hochsicherheitsgefängnis in London. "Gegenüber den Durchschnittsganoven hatte er noch eine ganz andere Dimension", sagte der Gitarrist. "Er hatte eine große Weisheit, auch das Leben zu betrachten, weil er einen ziemlich erweiterten Horizont hatte und dadurch wahrscheinlich sehr oft auch nicht den Erwartungen seiner Besucher entsprach."