APA - Austria Presse Agentur

Profi unter Amateuren: Josef Hader im Film "Halbmännerwelt"

Vor kurzem hat der Filmemacher Karl Leopold Furtlehner den Trailer zu seinem Indie-Film "Halbmännerwelt" veröffentlicht. Für die Tragikomödie konnte der 40-jährige Nöchlinger den wohl berühmtesten Sohn seiner Marktgemeinde gewinnen: den Kabarettisten Josef Hader. Mit der APA sprachen die beiden Filmschaffenden aus Niederösterreich über ihre bereits vierte Zusammenarbeit.

Bei "Halbmännerwelt" handelt es sich um eine Tragikomödie, in der zwei Freunde versuchen, eine Wasserkrise in ihrem Dorf zu lösen. Filmemacher und Autodidakt Karl L. Furtlehner, der hauptberuflich Experte für Arbeitssicherheit ist, hat das Filmprojekt mithilfe der Bevölkerung von Nöchling (Bezirk Melk) und Josef Hader (57) gestemmt.


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Mit dem bekannten Kabarettisten verbindet Furtlehner eine jahrelange Freundschaft. Im Jahr 2004 drehten Karl Furtlehner und Gerhard Haubenberger den Kurzfilm "Im Arschlings viri alias Rückwärts nach vor". Bei einer Filmvorführung mit anschließender Podiumsdiskussion war auch Josef Hader anwesend. "Dem Josef hat unser Film gefallen und er bot sofort seine Mitarbeit beim nächsten Projekt an", sagt Furtlehner im Interview mit der APA. Hader ergänzt: "Ich war hin und weg. Einerseits wegen der Tatsache, dass ein Film in Nöchling gedreht worden ist, und andererseits, was in dem Film passiert. Weil er wirklich einen für mich vollkommen speziellen, absurden Humor gehabt hat, den ich so auch noch nie gesehen gehabt habe."

Aus Haders Angebot heraus entstand 2008 der 55-minütige Indie-Spielfilm "Randgestalten", in dem es unter anderem um Postamtsterben, Dorftratsch und einen mörderischem Fleischhauer (Josef Hader) geht. Danach durften Furtlehner und Haubenberger in der Brenner-Verfilmung "Der Knochenmann" (2009) mitspielen (die Szene fiel dem Schnitt zum Opfer, ist aber im DVD-Bonusmaterial enthalten). Zuletzt jagten Furtlehner und Haubenberger den nackten Hader in dessen Regiedebüt "Wilde Maus" (2017) durch den Schnee. Und nun spielt Josef Hader in "Halbmännerwelt" eine tragende Nebenrolle. "Wir engagieren uns ja schon gegenseitig", scherzt der Kabarettist im Interview.

Wie "Randgestalten" das damalige Postamtsterben thematisiert, so basiert auch ein Aspekt von "Halbmännerwelt" auf realen Vorkommnissen. "Grundlage von der Geschichte war, dass vor Jahren bei uns zuhause einmal die Wasserqualität eine Zeit lang nicht so gepasst hat. Man hat irgendwie gemerkt, da werden sie unrund, die Leute. Und das hat mich zu dieser Geschichte inspiriert", erzählt Furtlehner, der Drehbuchautor, Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion ist. Es würden aber auch Themen wie Arbeitslosigkeit und Essen auf Räder behandelt werden, wirft Hader ein. "Für mich ist das ein Film, der gesellschaftliche Aspekte verwendet, aber nicht so landläufig, wie man's halt verwendet, mit einer ganz geraden, gesellschaftskritischen Zielrichtung, sondern als Elemente in einem absurden Theater", beschrieb Hader seine Eindrücke.

An dem Drehbuch zu "Halbmännerwelt" schrieb Autodidakt Furtlehner seit 2011. Bei der Entwicklung des Stoffes half auch Co-Hauptdarsteller Gerhard Haubenberger mit. Furtlehner konnte auch wieder auf viele Leute zurückgreifen, die bereits bei "Randgestalten" zwölf Jahre zuvor vor und hinter der Kamera aushalfen. Dabei setzte Furtlehner sowohl auf Film-Profis als auch Amateure. Auch Josef Haders Bruder Paul bekam eine Rolle.

Gedreht wurde an 17 Tagen im Mai 2017. Einerseits, weil Furtlehner den Frühling für die Aufbruchstimmung im Film nutzen wollte, andererseits, weil im Mai auch ein paar Feiertage sind. "Das war auch eine Herausforderung, weil wir sind fast alle berufstätig und mussten dann schauen, dass wir alle gemeinsam Urlaub haben", erinnert sich Furtlehner. "Es haben auch fast alle Familie und einen fixen Beruf - bei 'Randgestalten' waren wir noch eher ungebunden."

Im Übrigen sieht Furtlehner nicht all zu große Unterschiede zwischen seiner Arbeitsweise und jener an professionellen Filmsets. "Im Gegensatz zu den Profi-Filmen ist unser Team natürlich viel kleiner und die einzelnen Aufgaben verschwimmen etwas ineinander. Da kann es schon vorkommen, dass die Ausstattung auch mal die Filmklappe macht", zog Furtlehner Vergleiche zu seinen Erfahrungen aus "Der Knochenmann" und "Wilde Maus". "Was Indie- und Profi-Film gemein haben, sind die Leute - da hatte ich in beiden Bereichen immer mit super netten und motivierten bzw. motivierenden Menschen zu tun", so Furtlehner. "Ich würde auch sagen, dass der Unterschied nicht extrem groß ist. Es herrscht überall so eine lockere, eine freundliche Konzentriertheit", ergänzt Hader.

Dennoch kann der Kabarettist aus seinem Mitwirken im Indie-Bereich etwas mitnehmen. So bewundert er an Furtlehner "diese große Begeisterung, die ihn nach einem 8- oder 10-Stunden-Arbeitstag noch am Abend hinsitzen lässt, um am Drehbuch zu schreiben". Er nehme sich auch vor, nicht mehr ständig herumzujammern, denn "wenn jemand es neben einem vollen 40-Stunden-Job schafft, einen Film zu machen, dann sieht man plötzlich eine andere Relation zu dem, was man selber an Hindernissen ausmacht".

Aktuell befindet sich "Halbmännerwelt" in der Postproduktion. Eine Kinotour ist für den Frühling geplant, vielleicht steht auch ein regulärer Filmstart an. Das sei noch alles in der Schwebe, so Furtlehner. Das Filmemachen möchte er in Zukunft weiter forcieren, denn: "Alle zehn Jahre einen Film zu machen, ist mir schon ein bisschen zu wenig. Die Ideen sind einfach da - und ich freue mich schon wieder auf die Zeit mit dem Schreiben."