APA - Austria Presse Agentur

Pussy Riot in Tirol: Späte Ankunft und Posen-Bereitschaft

In St. Johann in Tirol, einer kleinen Unterländer Gemeinde, gastiert das russische Aktivistinnen-Kollektiv.

An einem sonnigen Sonntag sollen hier auf ihrer Fahrt von Kassel, wo Pussy Riot am Vortag ein Konzert gespielt haben, die Bandmitglieder im Laufe des Nachmittages eintreffen. Sie verspäten sich und Vorab-Gespräche fallen ins Wasser. Der Soundcheck - eigentlich auf 90 Minuten anberaumt - muss mit deutlicher weniger Zeit auskommen.

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Dennoch zeigen sich Maria Vladimirovna "Masha" Aljochina - die kürzlich in als Essens-Lieferantin verkleidet aus Russland geflohen ist - und Olga Borisova gegen 18.30 Uhr bereit zum Posieren. Nur anfänglich wirken sie in ihrem Bus zerknirscht und müde. Die Fahrt war offensichtlich lange. Als beide aber aus ihrer Sicht adäquat adjustiert sind, stellt man sich Fotografen und Schaulustigen. Aljochina und Borisova setzen sich gekonnt am Anhänger ihres Busses in Szene.

Wenigen Minuten zuvor war bereits ihr Tourmanager eingetroffen, dessen Auto alt und mehr als unspektakulär. Ein russisches Kennzeichen weist aber darauf hin, dass es sich hier um die Vorhut des Pussy-Riot-Trosses handelt. Noch deutlicher deutet die ukrainische Flagge im Rückfenster aber auf den Kontext des Besuches hin.

Der Tourmanager, der sich als Sasha vorstellt, erzählt bereitwillig, dass er mehr als nur der Tourmanager sei. "Ich habe die Show in der jetzigen Form zusammen mit Masha entworfen und konzipiert", betont er und begibt sich danach relativ rasch in die "Alte Gerberei" in St. Johann, wo das Konzert stattfinden wird.

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Wenige Minuten später steht das Kollektiv Pussy Riot in ihrer gegenwärtigen Manifestation bereits auf der Bühne, checkt Ton, gibt Anweisungen, weist die technisch Verantwortlichen auf die richtige Verbindung von Sirenen-Klängen und Lichtshow hin. Die Stimmen der Bühnen-Akteurinnen klingen mal melodiös, mal kreischend-infernalisch. Dazu gibt es harte Beats und, dezent eingestreut, Saxofon-Klänge des einzig männlichen Mitglieds, Anton Ponomarev.

Pussy Riot wurde vor zehn Jahren durch ein Konzert in einer Moskauer Kirche gegen Machthaber Wladimir Putin schlagartig weltweit bekannt. Aljochina wurde deswegen 2012 mit ihrer Bandkollegin Nadeschda Tolokonnikowa zu zwei Jahren Straflager verurteilt. Ende 2013 wurden sie begnadigt und kamen frei. Aljochina geriet aber immer wieder ins Visier der russischen Strafverfolgungsbehörden, etwa im Zusammenhang mit Demonstrationen für den eingesperrten Kreml-Gegner Alexej Nawalny. Zuletzt stand sie unter Hausarrest.