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Fast Fashion: Brauchen wir noch H&M, Primark und Co.?

Erst nach dem Shopping-Erlebnis kickt die Vernunft ein. Warum kostet ein T-Shirt genauso viel wie ein Kebab?
Adisa Beganovic Adisa Beganovic

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„Buy Less, Choose Well and Make It Last“ diese weisen Worte stammen von der britischen Designerin Vivienne Westwood. In einem Interview mit dem Guardian sprach die Fashion-Ikone über Kapitalismus, die Notwendigkeit unser Konsumverhalten zu ändern und die ethischen und ökologischen Standards der Modebranche. Die 77-Jährige betonte, dass unsere Kleidung mehr kosten und länger halten sollte. Klingt nach einer einfachen Philosophie, aber wie setzt man diese in die Praxis um? Man denkt meistens nicht darüber nach, warum die Hose oder das T-Shirt billiger sind als ein McDonald‘s-Menü.

 

Eingenähter Hilferuf

Doch die Bilder und die Meldungen von Textilfabriken in Billiglohnländer sind immer präsenter. 2014 machte die irische Billigmode-Kette Primark, wegen der schlechten Arbeitsbedingungen, auf sich aufmerksam. Eine Kundin fand in ihrer Hose einen eingenähten Hilferuf. Der Schreiber machte in seiner Notiz darauf geltend, dass seine Kollegen und er wie Ochsen in der chinesischen Provinz Hubei arbeiten müssten. Darüber stand in lateinischer Schrift „SOS! SOS! SOS!“ Nachrichten wie diese können schwer ignoriert werden. Man versucht sich damit zu trösten, dass die Modebranche in ärmeren Gebieten wenigstens Arbeitsplätze schaffen würde. Tun sie das wirklich? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Experimentieren in Sweatshops

Christopher Blattman von der Uni Chicago und Stefan Dercon von der Uni Oxford starteten ein Experiment in fünf äthiopischen Fabriken. In den Unternehmen wurden die Bewerber für einen Job per Zufall gewählt. Manche Bewerber bekamen den Job, andere eine Absage und wiederum andere erhielten 300 Dollar und eine Schulung zum Aufbau einer eigenen Existenz. Die jenen, die eine Absage erhielten, arbeiteten zumeist schwarz. Die Bedingungen in den sogenannten Sweatshop bzw. Ausbeutungsbetrieben waren schlechter als in der Selbständigkeit, berichtet die „Frankfurter Allgemeine“. Sweatshop-Mitarbeiter erlitten ernsthafte gesundheitliche Probleme. Die beiden Ökonomen fanden nach einem Jahr heraus, dass die Mehrheit der Fabrik-Arbeiter ihre Jobs kündigten und anderen Arbeiten, die weitaus gefährlicher waren, nachgingen.

David gegen Goliath

Mit diesem Wissen lässt es sich kaum unbeschwert Shoppen. Dass jemand stundenlang in einer verstaubten Fabrik, womöglich ohne ausreichende Pausen und Essen, Kleidung für uns produziert, lastet schwer. Doch wie kann man der mächtigen Textilindustrie entgegenwirken? Denken wir nochmal an Westwoods Worte. Als Konsumenten können wir beim nächsten Einkauf etwas strategischer an die Sache herangehen.

Trenne Wäsche richtig 

Brauche ich wirklich das T-Shirt um fünf Euro, dass bereits beim dritten Waschgang Löcher aufweist? Achte bei deiner Wahl mehr auf das Material, statt modischen Trends zu folgen. Slow Fashion nennt sich das neue Mode-Modell und basiert auf den traditionellen zwei Kollektionen im Jahr. Das Gegenteil, Fast Fashion, bedeutet, dass der Verbraucher das ganze Jahr kontinuierlich trendige Kleidung in die Hände bekommt. Unterstützung bei der Auswahl von nachhaltiger und qualitativhochwertiger Kleidung bieten beispielsweise Apps und verschiedene Plattformen. „FAIR FASHION App“ oder „umweltberatung.at“ helfen in Sachen ethisch und ökologisch gekennzeichneter Kleidung. Ein wichtiger Faktor für die Langlebigkeit der Kleidung ist die richtige Pflege. Trenne weiße und bunte Kleidung, feine und grobe Stoffe! Diese Weisheiten hat jeder schon von seiner Mutter gehört. Mama hat bekanntlich immer recht.