APA - Austria Presse Agentur

Rasanter Thriller in 007-Manier: Erich Glavitzas "Blutorden"

Der amtierende US-Präsident wird in Wien erschossen. Der exakte Treffer aus offensichtlich großer Entfernung macht den Ermittlern sofort klar, dass hier ein Vollprofi am Werk war. Vor allem aber zieht ein solches Ereignis neben allgemeiner Hysterie eine weltpolitische Krise nach sich, die sich in Erich Glavitzas Thriller "Blutorden" (Dachbuch-Verlag) sehr rasch ganz nahe am Ausbruch eines neuen Weltkriegs abspielt. Es folgen knapp 500 Seiten an hochdramatischem Geschehen.

Da die Urheberschaft des Präsidentenmordes zunächst in Nordkorea vermutet wird, kommt es zum zunehmend bedrohlichen Säbelrasseln zwischen den USA und dem autoritär geführten asiatischen Land sowie jeweils verbündeter Staaten. Dem Wiener Spezialermittler Stefan Korner kommt dabei plötzlich eine wichtige Rolle in Richtung Deeskalation zu, denn er wird von beiden Seiten mit der wechselseitigen Zustellung geheimer diplomatischer Noten beauftragt. Nebenbei bahnt sich eine Liebesgeschichte mit einer im Dienste Nordkoreas arbeitender Französin an, deren Rolle jedoch nicht ganz durchschaubar erscheint.

Nach und nach kommt das Ermittlerteam - dem vor allem auch ein Amerikaner vom FBI angehört - auf die Spur eines weltverschwörerischen Netzwerks, das politisch äußerst rechts angesiedelt ist und einige Standorte in Österreich hat, aber weltumspannend agiert. Rasch wird deutlich, dass Menschenleben für die hier agierenden Personen "billig" sind, denn dem US-Präsidenten folgen noch einige Todesopfer.

Umgebracht wird etwa auch der Ministerpräsident Nordkoreas, der zuweilen auch als Präsident bezeichnet wird. Das ist neben der Ansiedelung von Mondsee im Salzburger Land eine kleine Unschärfe - diese tun aber der spannenden Handlung, die sich für die Leserinnen und Leser nach und nach in beachtlichem Tempo auftut, keinen Abbruch. Umso positiver ist anzumerken, dass in Glavitzas Thriller noch "ein e-Mail" verschickt wird, nicht "eine e-Mail". Die Herkunft des österreichischen Autors bleibt somit erkennbar!

Hauptermittler Korner gerät zusehends in den Sog des Geschehens und agiert längst nicht mehr rein als Polizist. Fast nicht mehr notwendig, anzumerken, dass er mehrmals selbst nur knapp dem Tod entgeht. Dass er im Laufe der Handlung mit mehr als einer Frau intim wird, weckt zusehends Assoziationen mit einem berühmten Geheimagenten mit dem Code 007. Da passt es ganz gut, dass der Hauptprotagonist von seiner Ex-Freundin, mit welcher sich eine neuerliche Liebesgeschichte anbahnt, mehrmals neckisch "James Bond" genannt wird. Der bei einem Schloss nahe Nizza angesiedelte finale Showdown ist schon beim Lesen gut als spektakuläre Filmszene vorstellbar, somit gebührt Glavitza auch Lob für eine bildhafte Beschreibung der Action.

Der 79-jährige Autor stammt aus der Steiermark und ist neben Buchautor auch Motorsportexperte (auch am Lenkrad) und Stuntman. Als solcher wirkte er im Jahr 1969 im Bond-Streifen "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" und später im Rennfahrer-Klassiker "Le Mans" mit Steve McQueen mit. Seine Vielseitigkeit wird durch den Doktortitel der Philosophie und Wissenschaftstheorie unterstrichen. Seine umfassenden technischen Kenntnisse in Sachen Fahrzeuge und auch Waffen kommen im "Blutorden" jedenfalls deutlich zum Ausdruck. Und trotz allen Trubels und Chaos, das in der Story herrscht, bringt er auch noch entschleunigende Elemente wie ein durch den US-Ermittler geäußertes Lob der Wiener Kaffeehauskultur unter.

(S E R V I C E - Erich Glavitza: "Blutorden", Dachbuch-Verlag, 491 Seiten, 16,90 Euro)