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"RebellComedy" – Stand-up-Comedians, die Integrationsarbeit leisten

Das deutsche Stand-up-Comedy-Ensemble RebellComedy gastierte in Wien und erklärte, was die Integrationsdebatte und ein Zoo gemeinsam haben.
Adisa Beganovic Adisa Beganovic

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"Ich habe als Versicherungsagent in einer Versicherungsfima gearbeitet. Ich hatte immer einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd an und alle nannte mich James Bond 007 – null Bock, null Ahnung, sieben Tage die Woche", mit diesem Gag eröffnete der Wiener Komiker John Smile den gestrigen Abend.

Sein Kollege Darius Asadian brachte das Publikum mit einem absurd-komischen Sketch, in dem er vier verschiedene Akzente (asiatisch, türkisch, iranisch und natürlich den Wiener Dialekt) nachahmte, zum Lachen. Im Warm-up heizten John Smile, Darius Asadian und Walid Azak das Publikum für RebellComedy an, die mit ihrer Tour "Ausländer Raus! – Aus dem Zoo" in Wien auftraten. Das Comedy-Ensemble wurde 2007 von Usama Elyas und Babak Ghassim in Aachen gegründet. Am Sonntag traten Khalid Bounouar, Hany Siam, Ususmango und Benaissa Lamroubal vor über tausend Menschen im Wiener Globe auf.

Was die Stand-up-Comedians gemeinsam haben: Sie haben unterschiedliche Wurzeln und leben in Deutschland oder in Österreich. Doch die Show drehte sich nicht ausschließlich um den Migrationshintergrund der Komiker. Walid Azak erzählte beispielsweise von der schwierigen Beziehung zu seinem Vater, nachdem dieser ihn beim Masturbieren erwischt hatte, und Ususmango sprach über seinen ersten Auftritt in einem Frauengefängnis. Sie begeisterten das Publikum, das nicht ausschließlich aus Menschen mit Migrationshintergrund bestand, und präsentierten ihre Alltagserfahrungen über das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Ethnien.

Trotz Gags und pointierten Witzen waren die Botschaften der Comedians klar: Gegen Parallelgesellschaften und für eine erfolgreiche Integration, sodass alle Mitglieder der Gesellschaft die gleichen Chancen haben. Mit ihrem Programm scheinen RebellComedy eine Marktlücke in der Unterhaltungsindustrie gefunden zu haben – nämlich für eine neue Generation in Österreich und Deutschland. Sie sind eine Art zeitgemäßes, multikulturelles Sprachrohr für junge Menschen mit Migrationshintergrund.

Der Schlussauftritt gehörte Benaissa Lamroubal, der mit dem größten Applaus empfangen wurde. Der in Nador in Marokko geborene und in Neuss aufgewachsene Comedian gehört zur "verlorenen" zweiten Generation der MigrantInnen. Lamroubal erzählt von einem nationalistischen Homosexuellen, der sich über die muslimischen Geflüchteten aufregt, die "ihnen alle Männer wegnehmen" würden. 

Die Comedians haben rassistische Erfahrungen in ihrem Leben gemacht und witzeln in ihrem Programm darüber. Auch wenn das Publikum darüber laut und lange lachte, kickt der Ernst hinter den Witzen erst ein, wenn man darüber nachdenkt. Der Titel "Ausländer Raus! – Aus dem Zoo" wird ebenso gegen Ende des Programms klar. Als MigrantIn zweiter Generation gehört man weder gänzlich zur Mehrheitsgesellschaft noch zu den Herkunftsländern der Eltern. Die Message von RebellComedy ist, dass das okay ist, denn es mache einen nicht weniger deutsch oder österreichisch. "Raus aus dem Zoo" ist ein Appell, sich nicht in Schubladen stecken und sich nicht unterkriegen zu lassen.