APA - Austria Presse Agentur

So war das Wien-Konzert von Liam Gallagher

Liam Gallagher hat am Dienstag sein erstes Gastspiel in Wien unter eigenem Namen absolviert und dabei neues Material und Klassiker von Oasis heruntergeklopft. Bei aller Britpop-Nostalgie war es kein perfektes Konzert, aber unterhaltsam. Vor allem die großen Hymnen schaffen es, auch bei miesem Klang und angeschlagener Stimme zu begeistern.

Gallagher ist schon eine Type: Da stand er im weißen Parka auf der Bühne, gab den "Rock 'n' Roll Star" (die zeitlose Oasis-Nummer eröffnete das Programm), ließ sich von seinen Fans feiern - und stand keine Sekunde im ausverkauften Gasometer im Scheinwerferlicht, sondern stets im Halbdunkel. Beleuchtet wurde generell nur in Richtung Publikum, ein Alptraum für Pressefotografen und jene Fans, die ohne Handyfilmerei offenbar keine Show durchhalten.

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Es begann ruppig, denn schon nach wenigen Takten brach der Sänger ab und drohte einem Besucher, der ihn mit einer Bierdusche begrüßt hatte. Die Becherwerfer beschränkten sich für den restlichen Abend auf Ziele im Zuschauerraum und Liam präsentierte erst mal drei Lieder aus seinem aktuellen, sehr soliden Album "Why Me? Why Not.", wobei "Shockwave" richtig schön polterte und krachte, und zwei aus seinem Solo-Debüt. Es schepperte, aber bis "For What It's Worth" hatte sich der Sound halbwegs eingependelt und die Hymne machte durchaus jenen von Oasis Konkurrenz.

Diese folgten mit "Morning Glory" (großer Aufschrei!) und "Stand By Me" auf den Fuß, Songs, die man einfach nicht kaputt machen kann, egal ob der Tontechniker versagt, das Licht nervt und die Stimme kratzt. Man freute sich über die Mini-Reunion, schlug doch Ur-Gitarrist Paul "Bonehead" Arthurs bei den Liedern der Britpop-Legende mit in die Saiten. Mit dem lennonesken "Once" und "The River" wartete Liam anschließend immerhin Stück vier und fünf vom aktuellen Tonträger auf. Es muss nicht nur nostalgisch sein, was die Fangesänge beim frischen Material bestätigten.

Aber dann ging es ins Oasis-Finale mit sieben Klassikern aus der Zeit, als die Brüder Liam und Noel Gallagher noch gemeinsam die Popwelt regierten. Das klang von erträglich über halbgar bis sehr leiwand ("Live Forever"), wie man in der Bundeshauptstadt anerkennend zu sagen pflegt. "Champagne Supernova", gesungen nur mit Schlagzeug- und Klavierbegleitung, war ein Höhepunkt, gefolgt von einem hingerotzten "Cigarettes & Alcohol", aber ohne "Wonderwall".

"Danke Wien, ihr seid biblisch gewesen, bleibt jung", twitterte Liam anschließend. Man könnte Antworten: "Danke ebenfalls, biblisch war die Darbietung zwar nicht unbedingt, aber jung fühlen wir uns bei diesen Songs immer."