APA - Austria Presse Agentur

Samurai in Wien: Günther Mayrs Krimidebüt "Herr Kuranaga"

Nun reiht sich auch Günther Mayr, der Leiter der Wissenschaftsredaktion des ORF, in die Riege der Krimiautoren und -autorinnen ein. Mit "Herr Kuranaga" hat der "Corona-Erklärer" aus dem Fernsehen einen flotten Kriminalroman vorgelegt, in welchen Geschehnisse der letzten zwei Jahre rund um die Pandemie eingeflossen sind, der aber flott lesbar und dabei auch immer wieder recht witzig ist. Die Hauptfigur ist ein seit langem in Wien als Philosophie-Professor lehrender Japaner.

Tateo Kuranaga lebt nach der Lehre der Samurai und wird daher auch im Untertitel als "Samurai zwischen Sushi und Schweinsbraten" bezeichnet. Diese etwas klischeehaft klingende Zuschreibung wird in der knapp 200 Seiten langen Handlung konsequent und durchaus humoresk gezeichnet. So hat Herr Kuranaga etwa im Laufe der Jahre Teile des Wiener Grants verinnerlicht und folgerichtig die asiatische Höflichkeit teilweise zurückgefahren. Auch kulturelle Aneignung kann auf lustige Weise funktionieren: Kuranaga hat sich etwa die in Wien recht gebräuchliche Bezeichnung bzw. Anrede "Deppata" zu eigen gemacht - und bringt diese mit wechselndem Erfolg auch japanischen Landsleuten bei.

Der hier beschriebene Kriminalfall nimmt mit Todesfällen und schweren Erkrankungen nach der Verabreichung von Corona-Impfungen seinen Ausgangspunkt. Nach und nach stellt sich heraus, dass manipulierte Vakzine in Umlauf gebracht wurden, um die weltweiten Impfkampagnen zu desavouieren und Impfgegner weiter anzustacheln - naturgemäß unter kräftiger Mithilfe des medialen Boulevards.

Nachdem es auch in Wien zu einem schweren Fall kommt, der eine Bekannte Kuranagas betrifft, ergreifen er sowie ein befreundeter Arzt des Wiener AKH, eine Polizistin in Tokio und eine Virologin in Hongkong die Initiative in Sachen Ermittlungen. Dass einer von Kuranagas Freunden mit jeglicher Computertechnik bewandert ist, ist der Sache ebenfalls dienlich. Denn er kommt im Darknet einem international agierenden Netzwerk auf die Schliche, während selbst ein Musiker des Radio Symphonieorchesters in seinem beruflichen Umfeld en passant auf Verdachtsmomente stößt.

Durch Mayrs Krimi ziehen sich sowohl Beschreibungen der Eigenheiten von Österreichern und Japanern als auch witzige Auflockerungen wie etwa das Gedankenspiel, ob das Tier von Hundesteuer-zahlenden Besitzern gleichsam "auf jedem Gehsteig notdurfthinterlassensberechtigt" ist. Ebenso lässt Mayr aber seine eigenen seit Pandemiebeginn erworbenen Sachkenntnisse in das Werk einfließen. Die Erwähnung des Suizids einer österreichischen Ärztin, die öffentlich für die Corona-Impfung eintrat, erinnert sehr an die Realität, wodurch der ansonsten großteils lockere und humorvolle Erzählfluss mit sehr ernsten und zum Nachdenken anregenden Betrachtungen angereichert wird.

(S E R V I C E - Günther Mayr: "Herr Kuranaga. Ein Samurai zwischen Sushi und Schweinsbraten", ueberreuter, 196 Seiten, 22,00 Euro, E-Book 15,99 Euro)