APA - Austria Presse Agentur

Schallenberg: "ZIB"-Interview sorgt für Eklat – das sind die Reaktionen

Außenminister Schallenberg vergleicht die Ukraine-Krise mit 1938 – und sorgt für Empörung auf Social Media.

"Afrika ist ein Land", "Rote bleiben Gsindl", "Reisen wie der Pöbel" – in der österreichischen Politlandschaft gibt es wahrlich keinen Mangel an Skandal-Sagern, die dabei oftmals den Reihen der ÖVP entspringen. Für den jüngsten Aufreger sorgt nun Außenminister und Altkanzler Alexander Schallenberg.

Für dich ausgesucht

Im Interview mit "ZIB 2"-Moderator Martin Thür wurde Schallenberg zum aktuellen Russland-Ukraine-Konflikt befragt. Dabei berichtete der Außenminister aus Brüssel, dass die Zeichen "auf Sturm" stehen würden, man eine "kriegerische Auseinandersetzung" jedoch vermeiden wolle.

Jedenfalls könne man in Europa jetzt nicht die Hände in den Schoß legen und "tatenlos zuschauen", so Schallenberg – gefolgt von einer Aussage, die derzeit für viel Empörung auf Social sorgt: In Österreich habe man doch "1938 am eigenen Leib erlebt, wie es ist, alleingelassen zu werden".

Damit spielt Schallenberg auf den "Anschluss" Österreichs an den NS-Staat an – dass der Außenminister die aktuelle Situation in der Ukraine mit dem Jahr 1938 vergleicht, sorgt auf Twitter für heftige Kritik.

Schallenberg verbreite damit den Opfermythos, oft auch Opferthese genannt, wonach Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus keine aktive Rolle eingenommen haben soll, sondern lediglich als hilfloses Opfer agierte.

Zahlreiche UserInnen teilten als Reaktion auf Schallenbergs Aussage ein Foto aus dem Jahr 1938, das zeigt, wie der "Anschluss" von Unmengen ÖsterreicherInnen am Wiener Heldenplatz aufgenommen wurde: Mit Zuspruch und Jubel. Die Opferrolle lässt sich da nur schwer einnehmen – "alleingelassen" jedenfalls sieht anders aus.

Die NEOS-Abgeordnete Henrike Brandstötter ist eine von vielen UserInnen, die Schallenberg nun Geschichtsrevisionismus vorwerfen. Userin @SolautSonja schreibt, der Außenminister brauche dringend Nachhilfe in Geschichte.

Unter den zahlreichen Tweets, die Schallenbergs Aussage meist nur mit ungläubiger Fassungslosigkeit à la "Hat er das gerade wirklich gesagt?" kommentieren, finden sich auch Schauspielerin Katharina Stemberger und "Spiegel"-Außenpolitikchef Mathieu von Rohr.

Alexander Schallenberg hat inzwischen Stellung zum Eklat bezogen: Seine Aussage sei lediglich ein "Missverständnis" gewesen, so der Außenminister heute. "Was ich gemeint habe, ist natürlich überhaupt nicht den Opfermythos Österreichs, ganz im Gegenteil. Es gab viel zu viele Menschen am Heldenplatz, die gejubelt haben damals."