Schauspielerin Lili Epply hat "so eine Lust an dieser Welt"

Epply im ORF-Drama "Südpol" zu sehen
Im Drama "Südpol" (Sonntag um 20.15 Uhr auf ORF 2) bringt sie Regisseur Nikolaus Leytner in eine verzwickte Lage: Lili Epply spielt die junge Kellnerin Ella, die im titelgebenden Lokal als Geisel genommen wird. Der Täter (Juergen Maurer) scheint nach seinem Jobverlust zu allem bereit. Mit der APA sprach Epply über beschränkten Raum, Recherche und wieso sie das Tanzen für Film und Theater aufgab.

APA: Ihr Weg zum Schauspiel führte ursprünglich über eine Ballettausbildung. Warum haben Sie sich letztlich gegen das Tanzen entschieden?

Lili Epply: Ich habe immer schon gerne gespielt. Es gibt Freundschaftsbucheinträge, die das belegen. (lacht) Tanzen war auch die Suche nach einer Ausdrucksform. Irgendwann wollte ich gerne wissen, welche andere Möglichkeiten es noch gibt. Im Schauspiel gibt es davon unendlich viele. Ich habe so eine Lust und ein Interesse an dieser Welt. Da bietet sich Schauspiel einfach an.

APA: Gab es ein bestimmtes Erlebnis, das Ihre Faszination für Theater oder Kino begründet hat?

Epply: Wahrscheinlich das Kasperltheater im Prater. Da war ich als Kind ganz oft. Da hat es spätestens begonnen. (lacht)

APA: Sie stehen auf Theaterbühnen, aber auch für Fernseh- und Kinofilme vor der Kamera. Wie wichtig sind Ihnen diese beiden Facetten?

Epply: Das ist mitunter das Wichtigste für mich. Ich habe mich in beides verliebt, es tanzt Walzer miteinander. Ich mag die Kombination und Varianz. Wofür man an einem Ort vielleicht weniger Raum hat, bekommt man am anderen mehr. Es ist ein schönes Wechselspiel, und ich wünsche mir sehr, das weiterhin machen zu können.

APA: Gibt es da für Sie dann lange Übergangsphasen vom einen Medium zum anderen?

Epply: Es ist nicht so sehr das Medium entscheidend, sondern wirklich jedes Projekt. Dafür ist es mir wichtig, kurz den Kopf zu leeren, um dann mit vollem Herzen und klaren Blick in etwas Neues hineinzugehen. Das will ich aber bei jedem Projekt.

APA: Wie intensiv bereiten Sie sich auf Ihre Rollen vor? Ist das mit viel Recherche verbunden?

Epply: Ja. Einerseits weil es mir Spaß macht und ich das liebe. Ich habe dadurch die Möglichkeit in Welten einzutauchen, die ich sonst nicht kennenlernen würde. Das bekannteste Beispiel dafür ist wohl, dass ich einen Tag im Sacher gearbeitet habe (für Robert Dornhelms Historien-Zweiteiler "Das Sacher", Anm.). Wann hat man schon die Möglichkeit, dieses Hotel von der anderen Seite zu sehen? (lacht) Man geht in Situationen rein, die man so nicht erleben würde. Aber es ist auch mein Anliegen, ein ganzes Leben und einen ganzen Menschen zu erzählen. Das ist vielschichtig und hört auch nicht auf. Die Suche beginnt mit einem Heranholen verschiedenster Dinge, die mir begegnen, geht aber auch am Set noch weiter.

APA: Wie viel Gestaltungsraum bleibt Ihnen als Schauspielerin letztlich?

Epply: Das ist natürlich von Projekt zu Projekt sehr unterschiedlich - und natürlich auch im Vergleich von Theater und Film. Bei Ersterem hat man den Probenprozess, den man beim Film manchmal bekommt, aber nur in einem kleinen Ausschnitt. Es ist sehr unterschiedlich, aber das macht es auch aus.

APA: Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie das Drehbuch zu "Südpol" gelesen haben?

Epply: Ich wollte es unbedingt machen! Es ist einfach ein Geschenk: In eine Situation reingeworfen werden, in der so kammerspielartig diese erzwungene Begegnung passiert. Daran arbeitet man sich dann ab. Das fand ich toll und hat mir viel Raum gegeben.

APA: Die von Ihnen dargestellte Ella hält sich eigentlich die ganze Zeit des Films im Lokal auf. Findet man das schade, dass nicht auch andere Locations dabei sind?

Epply: Natürlich wollte ich auch mehr vom Prater sehen. (lacht) Aber ich habe das schon sehr genossen. Es ist immer eine Suche, wie man sich im Raum zurecht findet. Wenn das das Lokal ist, in dem du arbeitest, musst du dir das auch zu eigen machen. Es war cool, den Raum immer wieder neu zu entdecken.

APA: Die Hauptfiguren Hans und Ella scheinen sehr schnell voneinander fasziniert zu sein. Worin liegt das begründet aus Ihrer Sicht?

Epply: Da finden sich zwei auf ihrer Suche. Es geht auf jeden Fall eine Faszination von Hans aus, und umgekehrt hat er auch eine Faszination für diesen Menschen Ella. Plötzlich gibt es diese Begegnung, und sie können nicht raus. Da arbeiten sie sich ab aneinander.

APA: Beide Figuren bleiben in Ihrer Undurchsichtigkeit auch eine Spur weit ambivalent. War das ein besonderer Reiz?

Epply: Ja, das ist auch etwas, was ich mir in meiner Arbeit wünsche. Möglichst viel zu sammeln für eine Rolle bedeutet auch die Möglichkeit, Ambivalenz erzählen zu können. Und das Leben ist einfach ambivalent, Menschen sind ambivalent. Das ist das Schöne daran: Die Suche endet nicht, Begegnungen enden nicht.

APA: Muss Ihnen eine Rolle eigentlich sympathisch sein, um in sie eintauchen zu können?

Epply: Für mich ist wichtig, das nicht zu werten. Eine Figur anzunehmen, heißt immer all meine Kraft und Liebe und mich da reinzuschmeißen, um einen ganzen Menschen zu erzählen. Erst dann kann diese Figur wieder anderen Menschen begegnen.

APA: Wie war die Zusammenarbeit mit Juergen Maurer bei "Südpol"?

Epply: Ich fand es toll, mit ihm zu spielen. Für diese Art von Begegnung braucht es einfach zwei Schauspieler, die das auch möchten und offen sind dafür, jeden Tag wieder reinzugehen in diesen abgeschlossenen Raum. Man muss sich in die Augen schauen und machen. Viel davon, wie es wirklich situativ ist, hat sich erst beim Dreh selber gezeigt.

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