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Ärztliche Untersuchungen: Twitter-Userinnen erzählen von Übergriffen

In einem Twitter-Thread berichten Userinnen von übergriffigen Erlebnissen bei medizinischen Untersuchungen.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

Unangebrachte Sprüche, ungewollte Berührungen und falsche Behandlungsmethoden: In einem Twitter-Thread erzählen Userinnen von ihren schlimmsten Erfahrungen bei ÄrztInnen. "Ich würde gerne sichtbar machen, welche sexualisierten oder erniedrigenden Erfahrungen Frauen bei ihren Arztbesuchen erlebt haben. #frauenbeimarzt", so der Aufruf der Twitter-Nutzerin @Joanistin. Der Tweet wurde über 4.300 Mal gelikt und mehr als 250 Mal kommentiert. 

TRIGGERWARNUNG: In diesem Beitrag werden Gewalt und/oder Missbrauch beschrieben.

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Übergriffiges Verhalten bei Kontrolluntersuchungen

Userinnen berichten in den Antworten unter anderem von übergriffigen MedizinerInnen, die sexistische Aussagen tätigten oder Frauen sogar unsittlich berührten. Eine Nutzerin schrieb, dass sie mit einer Pilzinfektion ins Krankenhaus kam – ihr sei daraufhin empfohlen worden, "beim Anschaffen" besser aufzupassen. Eine andere Userin wendete sich mit Kinderwunsch an ihren Frauenarzt, dieser habe sie als "zu fett" bezeichnet und ihr erklärt, dass es "kein Wunder" sei, dass sie nicht schwanger werde. 

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Weitere Frauen berichten, dass sie aufgrund von Narben, die durch selbstverletzendes Verhalten entstanden, "hässlich" genannt wurden. Außerdem hätten manche ÄrztInnen Bedenken gehabt, dass die Betroffenen dadurch keinen Partner finden würden.

Andere Nutzerinnen erzählen von schmerzhaften Untersuchungen bei GynäkologInnen, groben Behandlungen während der Geburt oder davon, dass sie sich bei ÄrztInnen ausziehen mussten, obwohl dies für die Untersuchung nicht relevant war. Auch von Missbrauch und sexuellen Übergriffen ist die Rede. Die meisten Userinnen haben die Erfahrungen und Erlebnisse nie verarbeitet und/oder angezeigt. Bei vielen Betroffenen sei die "Scham" zu groß, andere waren aufgrund mehrerer Umstände gezwungen, die MedizinerInnen weiterhin aufzusuchen.

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Nur wenige Betroffene zeigen ÄrztInnen an

Betroffene können MedizinerInnen laut Ärztekammer bei sogenannten Schlichtungsstellen melden. Auch bei den Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaften in den österreichischen Bundesländern können ÄrztInnen gemeldet werden, wenn ein Verdacht auf einen Behandlungsfehler besteht.

Trotz der zahlreichen Schilderungen auf Twitter werden Belästigungen oder Fehlverhalten seitens der MedizinerInnen nur selten angezeigt. Laut "Der Standard" gehen bei der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft (WPPA) nur wenige Beschwerden aufgrund von sexualisierten Übergriffen oder Kommentaren ein. Im Falle von sexueller Belästigung oder Missbrauch sollten Betroffene laut WPPA vor allem eine Anzeige bei der Polizei erstatten.

Auch bei der Ärztekammer würden nur selten Beschwerden wegen übergriffiger oder sexistischer Kommentare eingehen, heißt es. So sollen sich in den letzten acht Jahren laut "Der Standard" nur 17 Betroffene aufgrund dieses Anliegens gemeldet haben. Insgesamt gingen 12.258 Anfragen und Beschwerden im selben Zeitraum ein.

Grund für die geringen Anzeigen sei vor allem die Angst der Betroffenen und der Umstand, dass die Übergriffe meist ohne ZeugInnen stattfinden. Franz Bittner, der Patientenombudsmann der Ärztekammer für Wien, rät betroffenen Patientinnen, die Erlebnisse "auf jeden Fall" zu melden.

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Professionelle Hilfe

Wer Selbstmordgedanken hat oder an Depressionen leidet, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits ein einzelnes Gespräch. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich rund um die Uhr kostenlos unter der Rufnummer 142 an die Telefonseelsorge wenden. Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt ÄrztInnen, Beratungsstellen oder Kliniken.

Falls dir oder einer Person in deinem Umfeld Gewalt oder Missbrauch widerfährt, dann Rede mit einer Vertrauensperson in deiner Nähe darüber oder wende dich an ExpertInnen sowie Beratungsstellen: