Screenshots via TikTok

Sebastian Kurz erobert TikTok – und niemand weiß, wieso

TikTok wird überflutet von Videos, die Sebastian Kurz als "Basti Short" oder "Shorty" feiern.

Wer in den letzten Tagen auf TikTok unterwegs war, dem wird ein ziemlich bizarrer Trend aufgefallen sein: Die "For You"-Page ist plötzlich voll mit Fan-Edits, die den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz anhimmeln, als wäre er ein internationaler Popstar.

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Ganze Accounts mit Namen wie "bastishort86", "sebastiankurzfan" oder "hot.shorti.edits" haben sich einzig und allein dem Posten von thirsty Kurz-Videos verschrieben. Fan-Edits, wie man sie sonst eher von Harry Styles oder BTS-Mitgliedern kennt, zeigen plötzlich den österreichischen Bundeskanzler in der Hauptrolle.

Genannt wird er hier "Basti Short", "Shorti" und "Shawty", die Videos inszenieren Kurz wahlweise als Playboy, Sexsymbol oder österreichische Version von Christian Grey. Man bekommt leicht den Eindruck, auf TikTok – der Plattform, die ihren Fokus auf die Generation Z legt – gäbe es eine richtige Kurz-Fangemeinde.

Außerhalb von TikTok machte die Journalistin Anja Melzer auf das sonderbare Aufkommen der Inhalte aufmerksam. "Schickt die ÖVP getarnte Accounts auf TikTok?", fragt Melzer auf Twitter, die dahinter sogenanntes "Astroturfing" vermutet – eine Form von Propaganda, die darauf abzielt, den Eindruck einer Graswurzelbewegung vorzutäuschen. Besonders gut gelungen sei diese, wenn sich "als authentisch getarnte Kampagnen im Netz verselbstständigen und die Leute von selbst mitmachen", schreibt Melzer.

Auch der deutsche Ableger der Plattform "The Best Social" ist bereits auf den Zug aufgesprungen und berichtet in höchsten Tönen über den TikTok-Hype von "Ösi-Kanzler Kurz". Zwar habe er sich für den "Weg des Bundeskanzlers entschieden", doch möchte ihn die Community – vor allem nach wochenlanger Quarantäne – "mindestens genauso gerne als Sexsymbol" erleben, heißt es dort.

Immer mehr UserInnen berichten inzwischen davon, dass ihnen die unverhältnismäßig hohe Anzahl an Kurz-Fan-Accounts auf TikTok bereits auffällig erschien.

Anzumerken ist, dass einige der besagten Accounts auf TikTok betonen, die Videos lediglich sarkastisch zu posten und ihre Fan-Liebe nicht wirklich ernst zu meinen. Auch in den Kommentarspalten heißt es häufig, Kurz sei der einzige Mann, den man in den letzten Wochen zu Gesicht bekommen habe, wodurch die plötzliche Zuneigung wohl eine Art Stockholm-Syndrom sei.

Egal, ob "Basti Kurz"-Edits nun ein Quarantäne-Gag der österreichischen Gen-Z sind, oder ob es sich dabei um eine gezielte Kampagne handelt, die genau diesen Eindruck vermitteln will  – unterm Strich scheint es ratsam, einen Social-Media-Hype, der wie aus dem Nichts auftaucht und dem österreichischen Bundeskanzler zugute kommt, zu hinterfragen.