APA - Austria Presse Agentur

"Slow Horses" bei Apple TV+: Spionageserie mit Furzwitzen

Wenn man an britische Spione denkt, kommt einem wohl unweigerlich James Bond in den Sinn. Der Sechsteiler "Slow Horses" fällt in eine andere Kategorie, die sich an John le Carrés Geschichten anlehnt, darunter "Tinker Tailor Soldier Spy", in dem auch Gary Oldman mitspielte. Nun spielt er einen grantigen, unausstehlichen Agenten, der sich um ein paar Verlierer kümmern muss. Spionage war selten so herrlich unglamourös. Ab Freitag (1. April) bei Apple TV+.

Zu Beginn von "Slow Horses" ist Jackson Lamb (Oldman) immer noch eine Legende im britischen Geheimdienst wegen seiner Heldentaten im Kalten Krieg, aber er hat seine Karriere ruiniert. Warum, ist zuerst nicht ganz klar, aber Jackson Lamb ist ein zerlumpter alter Mottenhaufen von einem Mann. Man kann den muffigen Geruch von Zigaretten und Whiskey förmlich riechen. Im Buch, auf dem die Serie basiert, wird er als "schwabbeliger, fetter, ungehobelter Bastard" beschrieben.

Aber egal, wie oft er furzt oder seine Kollegen beleidigt, unter seinen fettigen Haaren verbirgt sich natürlich ein fein kalibrierter Verstand, der jeden um sich herum mit Sarkasmus bespuckt. "Sie auf den neuesten Stand zu bringen, ist, als würde man einem Hund Norwegen erklären", sagt er über einen Kollegen. Einen anderen beschreibt er als "einen verdammten Kühlschrankmagneten".

Er wurde vom MI5 nach "Slough House" verbannt, einem baufälligen Drecksloch und Spionageabteilung für schiffbrüchige, in Ungnade gefallene Agenten, die ihm unterstehen. Doch diese Versager (gespielt von Rosalind Eleazar, Olivia Cooke, Saskia Reeves, Christopher Chung und Dustin Demri-Burns), die hämisch "langsame Pferde" genannt werden, erweisen sich als nützlicher, als ihre ehemaligen Kollegen, inklusive der stählernen MI5-Chefin Diana Taverner (Kristin Scott Thomas), sich hätten vorstellen können.

Darunter ist auch River Cartwright (Jack Lowden), der nach einer verpfuschten Trainingsmission dorthin verdonnert wurde, um jetzt den Müll von Beamten zu durchsuchen und alte Strafzettel zu katalogisieren. Als ein muslimischer Brite (Antonio Aakeel) von einer Gruppe weißer Extremisten entführt wird, die ihn live im Fernsehen enthaupten wollen, finden sich Lamb, River und eine Schar anderer MI5-Außenseiter in einer politischen Verschwörung wieder.

Als alkoholkranker, aufgeblähter, aber brillanter Jackson Lamb liefert Gary Oldman eine wunderbar lustige Darbietung, die einen rätseln lässt, ob er ein taktisches Genie oder ein abgewrackter alter Narr ist. Er ist natürlich beides. Oldman, weit entfernt von seiner vorherigen Spionagerolle als Le Carrés liebenswürdiger George Smiley in "Tinker Tailor Soldier Spy", ist der dunklen Komödie zutiefst verpflichtet. Ganz ohne Prothesen, aber mit genauso viel Würde wie als Winston Churchill, verwandelt er Jackson Lamb in eine vielschichtige Figur, die man mag, auch wenn er unausstehlich ist.

Die neue Serie basiert auf der Buchreihe des britischen Schriftstellers Mick Herron, der gerne mit dem großen, verstorbenen John le Carré verglichen wird, sie erinnert einen aber auch stark an das Rattenloch in "Killing Eve". Adaptiert vom Autor Will Smith (nein, nicht der Watschenmann) und unter Regie von James Hawes ("Black Mirror"), ist "Slow Horses" nur insofern eine limitierte Serie, als sie aus sechs Episoden mit einem konkreten Anfang und einem konkreten Ende besteht.

Apple TV+ gab aber bereits zwei Staffeln in Auftrag, die hintereinander gedreht wurden, wobei das Finale den Trailer für die zweite Staffel zeigt, die auf dem Roman "Dead Lions" basiert. "Slow Horses" wird dabei vielleicht den ersten Worten seines Titelsongs von Mick Jagger gerecht, "surrounded by loosers, misfits and boozers". Aber diese Pferde sollte man nicht unterschätzen.