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Vorwürfe gegen "Stranger Things": Wird der Holocaust verharmlost?

Wird in "Stranger Things" der Holocaust verharmlost? Das wird nun Netflix vorgeworfen.
Maike Karr Maike Karr

Der Netflix-Hit "Stranger Things" zählt zu einer der erfolgreichsten Eigenproduktionen. Neben all dem Lob zur neuesten Staffel, sieht sich Netflix auch mit schweren Vorwürfen konfrontiert:

Die Serie handelt unter anderem von Eleven (Millie Bobby Brown), die als Teil eines Experiments entstanden ist und in einem Labor großgezogen wurde. In der Anstalt haben alle "Versuchskaninchen" eine Nummer auf ihren Unterarm tatowiert bekommen, um sie zu de-individualisieren – und genau das wird nun von der jüdischen Gemeinde kritisiert, wie "Filmstarts" berichtet.

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Das Tattoo verharmlost den Holocaust 

Das Zahlen-Tattoo, das Gefangene des Holocausts in den Konzentrationslagern erhalten haben, diente der Entmenschlichung. Sie waren nur eine/r von Vielen, die von den Nazis getötet werden würden.

Dass nun diese Tattoos in "Stranger Things" nachgestellt werden – sie befinden sich auch auf dem Unterarm und bestehen aus einer Zahlenreihe – wird als despektierlich und dem Holocaust gegenüber verharmlosend wahrgenommen, wie die "Juden, Jüdinnen und Roma gegen Fanatismus" jetzt in einer Petition aufzeigen.

Besonders kritisiert wird der Trend, dass Fans sich eben dieses Tattoo freiwillig und aus Spaß stechen lassen. Wie in der Petition beschrieben wird, haben viele Betroffene und Überlebende des Holocausts dadurch das Gefühl, dass ihre Geschichte nicht ernst genommen und mit Füßen getreten wird. 

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Nazi-Gefängnis zu "Stranger Things"-Attraktion umgewandelt 

In Staffel 4 kam neben der Zahlen ein weiterer kritischer Punkt dazu, wie die Petition anmerkt: Das russische Gefängnis, in dem sich Hopper befindet, diente im Zweiten Weltkrieg als Gefängnis für Inhaftierte des Holocausts. 

Diese Szenen wurden im Lukiškės-Gefängnis in Litauen gedreht, in dem im Zweiten Weltkrieg Juden, Jüdinnen, Roma und politische Gefangene gefangen und gefoltert wurden.

Nur wenige Kilometer entfernt, fand das sogenannte Massaker von Ponary statt, bei dem zwischen 1941 und 1944 eine Reihe von Massenmorden stattgefunden haben, die Hunderttausenden das Leben gekostet haben. 

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Noch dazu hat sich Netflix mit Airbnb und der Tourismus-Agentur der nahe gelegenen Stadt Vilnius zusammengetan, um aus dem Gefängnis ein "Stranger Things"-Hotel zu machen und den Ort mit grausamer Geschichte damit zu monetarisieren. 

Für 107 Euro hätte man in dem Hotel übernachten können, eine Führung durch die Anstalt bekommen und eine Waffelverköstigung erhalten. Das Hotel war sogar schon so weit, dass dazu ein Werbevideo veröffentlicht wurde: 

Das Gefängnis hat nun jedoch gegenüber "Primetimer" bekanntgegeben, dass man die Unterkunft doch nicht mehr buchen könne. Der Grund dafür ist nicht bekannt.

Die Petition fordert, dass den Verantwortlichen bewusst werden solle, dass hier Fehler in der Produktion gemacht wurden und der Holocaust verharmlost wurde. Außerdem wird gefordert, dass die Einnahmen aus dieser Staffel an die jüdische Gemeinde und die Roma-Community in Litauen mit Spenden "zurückgegeben" werden sollen. Dafür wurden bereits 50.000 Unterschriften gesammelt. 

Netflix hat sich zu den Vorwürfen bisher noch nicht geäußert. 

"Stranger Things" Staffel 4 ist seit dem 1. Juli auf Netflix verfügbar.